Dienstag, 3. Januar 2012
Die 100 besten Filme - 6. The dark Knight
marla s, 20:20h
Lange Zeit hielt ich "Matrix" für den größten Actionfilm. "The dark Knight" kaufte ihm diesen Rang schon in den ersten 10 Minuten ab. Was für ein furioser Auftakt! Was für Bilder! Was für präzise Schnitte, was für perfekt getimte Dialoge und was für ein Feuerwerk (obwohl nur vergleichsweise wenig geschossen wurde)! Und schließlich der erste Auftritt des Jokers: "Ich glaube, alles, was einen nicht umbringt, macht einen irgendwie ...komischer." Und diese Komik zieht sich durch den gesamten Film. Schräg, non-chalant und doch ganz wunderbar böse (man denke nur an den Stift-verschwindet-Trick) .
An dieser Stelle soll nicht ein weiterer Erguss über das ausgezeichnete Spiel von Heath Ledger erfolgen. Das mag man inzwischen kaum noch hören und wird dabei immer das Gefühl nicht los, dass sein bald nach Dreh-Ende erfolgtes Ableben die Lobpreisungen, zumindest teilweise, speist. Nur so viel: Für mich ist diese Jokerinterpretation die beste Nebendarstellung aller Zeiten, besser noch als Hans Landa oder als Hannibal Lecter.
Die übrigen Darsteller bieten gewohnte Nolan-Klasse: Ein großartiger Michael Caine, ein herrlich zurückhaltend-überlegener Christian Bale und ein noch vorsichtigerer Gary Oldman, der wie im Vorgänger "Batman begins" Gothams gute Seele verkörpert. Eine echter Fortschritt ist Maggie Gyllenhaal, die Rachel deutlich mehr Leben einzuhauchen vermag als ihre Vorgängerin. Morgan Freeman lobend zu erwähnen, sollte unnötig sein.
Actionmäßig war das Ganze im Jahre 2008 eine eigene Liga und wurde aus meiner Sicht erst von Inception eingeholt. Wirklich bemerkenswert jedoch ist wieder einmal, wie viel Tiefe Nolan seinen Figuren einzuhauchen vermag. Selbst die kleinsten Rollen (z. B. Lucius Fox) werden als echte Menschen dargestellt, haben Charakter, sind unsicher, entwickeln sich im Laufe des Films. Damit erhalten die Filme eine Dynamik, welche die eigentliche Handlung fast in den Hintergrund drängt. Wie weit entfernt sind wir damit von den stupiden Comicverfilmungen der 90er, dem simplen Heldentum und den platten Geschichten!
Der Soundtrack ist gewohnt kräftig, die Schnitte sind exzellent, die Dialoge für das Actiongenre überirdisch und das Szenenbild ist ein Genuß. Der Film schreit ganz laut: Batman ist kein Comic mehr, Gotham ist in vielerlei Hinsicht sogar realer als Washington D. C.
Was den Film besser macht als seinen Vorgänger "Batman begins", der in vielerlei anderer Hinsicht punkten kann, ist eine Kleinigkeit mehr harter Action, mehr Glamour und natürlich: Der Joker. Dieser hat seinen stärksten Moment in einer der großartigsten Szenen, die ich je gesehen habe: Im Verhörzimmer des Police Dept. findet eine "Helden-Umkehr" statt, wird Batman zum Vorlagengeber für die tiefgreifende Lebensphilosophie des vermeintlichen Freaks, der ihm ganz deutlich aufzeigt, wie sehr sich Held und Antiheld gleichen. So sehr nämlich, dass auch der Zuschauer hiernach nicht mehr sicher ist, wer denn hier gewinnen soll und ob das überhaupt eine Rolle spielt.
An dieser Stelle soll nicht ein weiterer Erguss über das ausgezeichnete Spiel von Heath Ledger erfolgen. Das mag man inzwischen kaum noch hören und wird dabei immer das Gefühl nicht los, dass sein bald nach Dreh-Ende erfolgtes Ableben die Lobpreisungen, zumindest teilweise, speist. Nur so viel: Für mich ist diese Jokerinterpretation die beste Nebendarstellung aller Zeiten, besser noch als Hans Landa oder als Hannibal Lecter.
Die übrigen Darsteller bieten gewohnte Nolan-Klasse: Ein großartiger Michael Caine, ein herrlich zurückhaltend-überlegener Christian Bale und ein noch vorsichtigerer Gary Oldman, der wie im Vorgänger "Batman begins" Gothams gute Seele verkörpert. Eine echter Fortschritt ist Maggie Gyllenhaal, die Rachel deutlich mehr Leben einzuhauchen vermag als ihre Vorgängerin. Morgan Freeman lobend zu erwähnen, sollte unnötig sein.
Actionmäßig war das Ganze im Jahre 2008 eine eigene Liga und wurde aus meiner Sicht erst von Inception eingeholt. Wirklich bemerkenswert jedoch ist wieder einmal, wie viel Tiefe Nolan seinen Figuren einzuhauchen vermag. Selbst die kleinsten Rollen (z. B. Lucius Fox) werden als echte Menschen dargestellt, haben Charakter, sind unsicher, entwickeln sich im Laufe des Films. Damit erhalten die Filme eine Dynamik, welche die eigentliche Handlung fast in den Hintergrund drängt. Wie weit entfernt sind wir damit von den stupiden Comicverfilmungen der 90er, dem simplen Heldentum und den platten Geschichten!
Der Soundtrack ist gewohnt kräftig, die Schnitte sind exzellent, die Dialoge für das Actiongenre überirdisch und das Szenenbild ist ein Genuß. Der Film schreit ganz laut: Batman ist kein Comic mehr, Gotham ist in vielerlei Hinsicht sogar realer als Washington D. C.
Was den Film besser macht als seinen Vorgänger "Batman begins", der in vielerlei anderer Hinsicht punkten kann, ist eine Kleinigkeit mehr harter Action, mehr Glamour und natürlich: Der Joker. Dieser hat seinen stärksten Moment in einer der großartigsten Szenen, die ich je gesehen habe: Im Verhörzimmer des Police Dept. findet eine "Helden-Umkehr" statt, wird Batman zum Vorlagengeber für die tiefgreifende Lebensphilosophie des vermeintlichen Freaks, der ihm ganz deutlich aufzeigt, wie sehr sich Held und Antiheld gleichen. So sehr nämlich, dass auch der Zuschauer hiernach nicht mehr sicher ist, wer denn hier gewinnen soll und ob das überhaupt eine Rolle spielt.
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Die 100 besten Filme - 5. Das Fenster zum Hof
marla s, 18:00h
Inzwischen ist der Plot mehrfach neu verfilmt worden. Ich beziehe mich selbstverständlich auf das Hitchcocksche Original aus den 50ern. Auch wenn ich keine Schwäche für Filme hätte, die sich in den Kleinigkeiten des Alltags verlieren und diese dabei zu den eigentlichen "Großigkeiten" stilisieren, wäre dieser Film immer noch einer meiner liebsten. Man möchte sich geradezu verlieren im Tanz, den die Darsteller dialogisch miteinander tanzen. Das Ganze erinnert mehr als einmal ans Theater und das ist hier nicht nur passend sondern macht die Genialität des Films geradezu aus.
James Stewart ist als Darsteller viel herunter geputzt worden und erfreut sich auch heute noch einer großen Anti-Fangemeinde. Ich kann nur sagen, in "Cocktail für eine Leiche" und "Das Fenster zum Hof" finde ich ihn großartig. Natürlich kann er nicht mithalten mit Thelma Ritter, die ihn als Krankenschwester liebevoll nervtötend umsorgt und ganz nebenbei selbst der Versuchung erliegt, sensationslüstern die Nachbarschaft zu beobachten.
Und natürlich kann es James Stewart nicht aufnehmen mit Grace Kelly, die, der aufgehenden Sonne gleich, erst nach einigen Minuten im Film auftaucht, ihn zum Strahlen bringt und bis zum Ende nicht mehr untergeht. Nicht nur, dass sie hier die schönste Frau ist, die je einen Film geziert hat (okay, das ist Geschmackssache), nein, ihr Spiel ist absolut außergewöhnlich und kommt ohne jegliches Overacting aus, dass Theater-nahe Filme oft kennzeichnet und James Stewart ein ums andere mal unterläuft.
Die größte Szene des Films ist somit - naheliegend, ich weiß - das erste Auftauchen von Grace Kelly. Das Unterstatement, mit dem sie durch die ersten Minuten schwebt, macht diesen Auftritt nur noch strahlender.
In belustigender Weise auffällig ist am Film noch, mit welcher Selbstverständlichkeit dort zu jeder Tages- und Nachtzeit Cognac offeriert und getrunken wird. Irgendwann fragte ich mich, ob dies tatsächlich jeden Tag so läuft. Dann würde zumindest James Stewart bzw. Jefferies locker die WHO-Kriterien für eine manifeste Alkoholabhängigkeit erfüllen. Aber diese Kriterien gab es damals wahrscheinlich noch gar nicht. Hach, die 50er müssen eine schöne Zeit gewesen sein...
James Stewart ist als Darsteller viel herunter geputzt worden und erfreut sich auch heute noch einer großen Anti-Fangemeinde. Ich kann nur sagen, in "Cocktail für eine Leiche" und "Das Fenster zum Hof" finde ich ihn großartig. Natürlich kann er nicht mithalten mit Thelma Ritter, die ihn als Krankenschwester liebevoll nervtötend umsorgt und ganz nebenbei selbst der Versuchung erliegt, sensationslüstern die Nachbarschaft zu beobachten.
Und natürlich kann es James Stewart nicht aufnehmen mit Grace Kelly, die, der aufgehenden Sonne gleich, erst nach einigen Minuten im Film auftaucht, ihn zum Strahlen bringt und bis zum Ende nicht mehr untergeht. Nicht nur, dass sie hier die schönste Frau ist, die je einen Film geziert hat (okay, das ist Geschmackssache), nein, ihr Spiel ist absolut außergewöhnlich und kommt ohne jegliches Overacting aus, dass Theater-nahe Filme oft kennzeichnet und James Stewart ein ums andere mal unterläuft.
Die größte Szene des Films ist somit - naheliegend, ich weiß - das erste Auftauchen von Grace Kelly. Das Unterstatement, mit dem sie durch die ersten Minuten schwebt, macht diesen Auftritt nur noch strahlender.
In belustigender Weise auffällig ist am Film noch, mit welcher Selbstverständlichkeit dort zu jeder Tages- und Nachtzeit Cognac offeriert und getrunken wird. Irgendwann fragte ich mich, ob dies tatsächlich jeden Tag so läuft. Dann würde zumindest James Stewart bzw. Jefferies locker die WHO-Kriterien für eine manifeste Alkoholabhängigkeit erfüllen. Aber diese Kriterien gab es damals wahrscheinlich noch gar nicht. Hach, die 50er müssen eine schöne Zeit gewesen sein...
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Die 100 besten Filme - 4. Zwei glorreiche Halunken
marla s, 17:33h
Man fragt sich ja des öfteren, wie die deutschen Übersetzer zu ihren Filmtiteln kommen. Aber nie hat man dabei so weit danebengeschossen wie bei "The good, the bad and the ugly". Möglicherweise war in dem Gremium, welches damals über den Titel beraten hat, niemand der englischen und auch nur einige wenige Teilnehmer der deutschen Sprache mächtig. Nicht nur, dass man aus drei Protagonisten zwei gemacht hat - nein, man hat auch die kernigen Zuschreibungen unter den Tisch fallen lassen, die Sergio Leone seinen Helden nicht nur im Titel sondern auch zu Beginn des Films gegeben hat, nur um den Zuschauer am Ende des Films erkennen zu lassen, dass jeder der Drei eigentlich alles ist: gut, böse und häßlich.
Aber gut, genug der Auslassung über den beknackten deutschen Titel. Mehr gibt es an diesem Megawestern sowieso nicht zu meckern. Eine großartige Geschichte, erzählt in ebenso großartigen Bildern. Einige Jahre vor "Spiel mir das Lied vom Tod" erreichte die Leonesche Begeisterung für ausdrucksstarke Nahaufnahmen hier ihren Höhepunkt. Unglaublich, was Gesichter und vor allem Augen ohne Worte ausdrücken können.
Und damit wären wir auch schon bei den Darstellern: Wenngleich Eastwood gewohnt cool rüberkommt und mit einem derartigen Charme spielt, dass man ihm auch noch die allergrößte Lumperei verzeihen möchte, muss man klar festhalten, dass Lee van Cleef und vor allem der "hässliche" Eli Wallach ihn in so mancher Szene an die Wand spielen. In einem derart furiosen Theaterstück ist dies allerdings kein Hinweis auf eine weniger als ausgezeichnete Darbietung von Eastwood, vielmehr sind die beiden Anderen schlichtweg gigantisch. Was Eli Wallach hier abliefert, ist sicher eine der besten Nebendarstellungen aller Zeiten.
Die beste Musik aller Zeiten hat der Film allemal. Wenngleich Ennio Morricone viele Supersoundtracks gemacht hat (man denke nur an "Es war einmal in Amerika"), ist dieser für mich unerreicht. Es gibt in der Filmgeschichte sicherlich nicht viele Szenen, die so viel musikbedingte Gänsehaut erzeugen wie jene, in der Eli Wallach, untermalt von "The Extasy of Gold", über den Friedhof jagt und nach dem Grab sucht. Oder die schrille Melodie, die das Final Duel untermalt - Wahnsinn! ...womit dann auch gleich die beiden großartigsten Szenen genannt wären.
Abschließend will ich noch loswerden, dass es eben diese Leone-Filme waren, welche die vor coolen Typen strotzenden Action-Filme der 70er und vor allem 80er und 90er ermöglichten. Egal ob Schwarzenegger, Stallone oder Bruce Willis - sie alle nehmen mehr als nur Leihgaben beim Eastwood aus der Dollar-Trilogie, die mit "The good, the bad and the ugly" ihren Höhepunkt fand.
Viele sind der Ansicht, "Erbarmungslos" hätte den Western dann in den 90ern wiedererweckt. Dies gilt meiner Ansicht nach nur sehr bedingt und impliziert, dass wir in den 90ern einen ganz anderen Western sehen durften: Die Helden hatten Selbstzweifel, waren alt, manchmal auch lustig. Wie auch immer, meine Ansicht dazu ist: Selbst wenn man Filme wie "Erbarmungslos" in dieselbe Kategorie wie die Leone-Western stecken möchte, um Vergleiche und Synergien zu ermöglichen, so sind die Leone-Western immernoch besser.
Aber gut, genug der Auslassung über den beknackten deutschen Titel. Mehr gibt es an diesem Megawestern sowieso nicht zu meckern. Eine großartige Geschichte, erzählt in ebenso großartigen Bildern. Einige Jahre vor "Spiel mir das Lied vom Tod" erreichte die Leonesche Begeisterung für ausdrucksstarke Nahaufnahmen hier ihren Höhepunkt. Unglaublich, was Gesichter und vor allem Augen ohne Worte ausdrücken können.
Und damit wären wir auch schon bei den Darstellern: Wenngleich Eastwood gewohnt cool rüberkommt und mit einem derartigen Charme spielt, dass man ihm auch noch die allergrößte Lumperei verzeihen möchte, muss man klar festhalten, dass Lee van Cleef und vor allem der "hässliche" Eli Wallach ihn in so mancher Szene an die Wand spielen. In einem derart furiosen Theaterstück ist dies allerdings kein Hinweis auf eine weniger als ausgezeichnete Darbietung von Eastwood, vielmehr sind die beiden Anderen schlichtweg gigantisch. Was Eli Wallach hier abliefert, ist sicher eine der besten Nebendarstellungen aller Zeiten.
Die beste Musik aller Zeiten hat der Film allemal. Wenngleich Ennio Morricone viele Supersoundtracks gemacht hat (man denke nur an "Es war einmal in Amerika"), ist dieser für mich unerreicht. Es gibt in der Filmgeschichte sicherlich nicht viele Szenen, die so viel musikbedingte Gänsehaut erzeugen wie jene, in der Eli Wallach, untermalt von "The Extasy of Gold", über den Friedhof jagt und nach dem Grab sucht. Oder die schrille Melodie, die das Final Duel untermalt - Wahnsinn! ...womit dann auch gleich die beiden großartigsten Szenen genannt wären.
Abschließend will ich noch loswerden, dass es eben diese Leone-Filme waren, welche die vor coolen Typen strotzenden Action-Filme der 70er und vor allem 80er und 90er ermöglichten. Egal ob Schwarzenegger, Stallone oder Bruce Willis - sie alle nehmen mehr als nur Leihgaben beim Eastwood aus der Dollar-Trilogie, die mit "The good, the bad and the ugly" ihren Höhepunkt fand.
Viele sind der Ansicht, "Erbarmungslos" hätte den Western dann in den 90ern wiedererweckt. Dies gilt meiner Ansicht nach nur sehr bedingt und impliziert, dass wir in den 90ern einen ganz anderen Western sehen durften: Die Helden hatten Selbstzweifel, waren alt, manchmal auch lustig. Wie auch immer, meine Ansicht dazu ist: Selbst wenn man Filme wie "Erbarmungslos" in dieselbe Kategorie wie die Leone-Western stecken möchte, um Vergleiche und Synergien zu ermöglichen, so sind die Leone-Western immernoch besser.
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Montag, 2. Januar 2012
Die 100 besten Filme - 3. Memento
marla s, 18:03h
Irgendwer schrieb mal in den Weiten des Internet: "Inception is great, loud, fast and full of action, but Memento is... pure." Das trifft ganz genau, was man über diesen Film sagen kann. Thematisch ist er nicht weit weg vom großen lauten Nachfolger und filmisch, d.h. bezogen auf Handlung, Drehbuch, Regie, Idee und Spiel ist er wahrscheinlich sogar besser. Aber Inception ist einfach so groß und laut, dass man warten muss, bis der Staub sich gelegt hat, um die anderen beurteilen zu können.
Wenn ich bei einer guten Fee ein paar Wünsche frei hätte, so wäre einer davon ganz sicher: Memento noch nicht gesehen zu haben. Bei keinem anderen Film wäre es so großartig, ihn noch einmal zum ersten Mal zu sehen. Wenngleich die Handlung scheinbar schnell erzählt ist - Mann rächt den Tod seiner Frau - so ist damit eben überhaupt noch nichts erzählt. Die Fragmente, mit denen der Film arbeitet, sind jedes für sich so großartig erzählt, dass man ständig geneigt ist, sich darin zu verlieren. Erst beim dritten oder vierten Mal Anschauen fiel mir auf, wie meisterhaft verknüpft diese Fragmente sind.
Und erst das Spiel: Unglaublich, wie sich Leonards Gemützustand (Panik, Irritation, Wut) an seinen Augen ablesen lässt. Herrlich, wie er durch die Welt irrt und dabei immer wieder feststellt, dass es sein Verstand ist, durch den er irrt.
Die Anordnung der Fragmente mag für Viele beim ersten Sehen des Films verwirrend sein. Schön ist, dass der Film schon allein deshalb auch beim 10. Ansehen noch spannend ist. Man hat immer irgendwie das Gefühl, noch nicht alles verstanden zu haben.
Memento erlaubt in vielerlei Hinsicht Superlative zu gebrauchen: Guy Pearce bietet eine der besten Darstellungen aller Zeiten, das Originaldrehbuch ist wahrscheinlich das beste aller Zeiten und für mich ist der Film - auch wenn das für Kenner des Films vielleicht schräg klingt - der größte Liebesfilm aller Zeiten.
Schließlich muss noch erwähnt werden, dass Demenz noch nie so gut dargestellt worden ist wie in Memento. Diesen Film im Originalschnitt zu sehen, lässt den Betrachter ganz tief hinein fühlen in den Zustand der permanenten Gegenwart, der Selbst- und Weltauflösung, der mit einer Demenzerkrankung einhergeht.
Wieder einmal ist das Ende meines Erachtens die beste Szene in einem Film, der eigentlich ausschließlich aus großartigen Szenen besteht: Es macht Gänsehaut, nur daran zu denken, wie Leonard sich ganz bewusst dafür entscheidet, dass Teddy "sein" John G., also derjenige, den er sucht, sein soll. Der ganze Film wird in diesem Moment klar und zugleich extrem verwirrend. Gleichzeitig hat man das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren, weil man erkennt, dass dieses Ende zugleich die erste Szene der Haupthandlung des Films ist.
Für alle, denen das zu viel Verwirrung ist, bietet die DVD eine Fassung des Films, die einem chronolgischen Schnitt folgt. Man sollte diese Fassung aber erst ansehen, nachdem man sich ein paar Mal mit der anderen herumgeschlagen hat. Man verschenkt sonst das großartigste Finish der Filmgeschichte.
Wenn ich bei einer guten Fee ein paar Wünsche frei hätte, so wäre einer davon ganz sicher: Memento noch nicht gesehen zu haben. Bei keinem anderen Film wäre es so großartig, ihn noch einmal zum ersten Mal zu sehen. Wenngleich die Handlung scheinbar schnell erzählt ist - Mann rächt den Tod seiner Frau - so ist damit eben überhaupt noch nichts erzählt. Die Fragmente, mit denen der Film arbeitet, sind jedes für sich so großartig erzählt, dass man ständig geneigt ist, sich darin zu verlieren. Erst beim dritten oder vierten Mal Anschauen fiel mir auf, wie meisterhaft verknüpft diese Fragmente sind.
Und erst das Spiel: Unglaublich, wie sich Leonards Gemützustand (Panik, Irritation, Wut) an seinen Augen ablesen lässt. Herrlich, wie er durch die Welt irrt und dabei immer wieder feststellt, dass es sein Verstand ist, durch den er irrt.
Die Anordnung der Fragmente mag für Viele beim ersten Sehen des Films verwirrend sein. Schön ist, dass der Film schon allein deshalb auch beim 10. Ansehen noch spannend ist. Man hat immer irgendwie das Gefühl, noch nicht alles verstanden zu haben.
Memento erlaubt in vielerlei Hinsicht Superlative zu gebrauchen: Guy Pearce bietet eine der besten Darstellungen aller Zeiten, das Originaldrehbuch ist wahrscheinlich das beste aller Zeiten und für mich ist der Film - auch wenn das für Kenner des Films vielleicht schräg klingt - der größte Liebesfilm aller Zeiten.
Schließlich muss noch erwähnt werden, dass Demenz noch nie so gut dargestellt worden ist wie in Memento. Diesen Film im Originalschnitt zu sehen, lässt den Betrachter ganz tief hinein fühlen in den Zustand der permanenten Gegenwart, der Selbst- und Weltauflösung, der mit einer Demenzerkrankung einhergeht.
Wieder einmal ist das Ende meines Erachtens die beste Szene in einem Film, der eigentlich ausschließlich aus großartigen Szenen besteht: Es macht Gänsehaut, nur daran zu denken, wie Leonard sich ganz bewusst dafür entscheidet, dass Teddy "sein" John G., also derjenige, den er sucht, sein soll. Der ganze Film wird in diesem Moment klar und zugleich extrem verwirrend. Gleichzeitig hat man das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren, weil man erkennt, dass dieses Ende zugleich die erste Szene der Haupthandlung des Films ist.
Für alle, denen das zu viel Verwirrung ist, bietet die DVD eine Fassung des Films, die einem chronolgischen Schnitt folgt. Man sollte diese Fassung aber erst ansehen, nachdem man sich ein paar Mal mit der anderen herumgeschlagen hat. Man verschenkt sonst das großartigste Finish der Filmgeschichte.
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Die 100 besten Filme - 2. Inception
marla s, 17:32h
Vielleicht kann man inzwischen schon resümieren, dass Christopher Nolan das filmische 21. Jahrhundert eingeläutet hat. Was mit Memento begann, führte er mit jedem Folgefilm konsequent fort und erzeugte dabei einen Höhepunkt nach dem anderen. Inception greift Themen aus allen vorangegangenen Filmen auf, allerdings auf eine dermaßen pompöse Weise, die selbst junge Menschen vollkommen reizüberflutet zurücklässt und meines Erachtens zuvor noch nicht da war. Diesen Film ein Heist-Movie oder Action zu nennen, wird ihm nicht einmal ansatzweise gerecht. Und selbst wenn: Mussten wir uns in den 80ern noch mit "Stirb langsam" zufrieden geben, so bewegten sich die 90er auf einer Linie zwischen "Terminator 2" und "Matrix". Allesamt exzellente Filme, aber im Vergleich mit Inception wirken sie wie aus einer längst vergangenen Technik- und, das scheint mir die gravierendste Weiterentwicklung zu sein, Reflexionswelt.
Konfrontierten uns "Matrix" oder "Fight Club" noch mit einer Unterscheidung der wirklichen und der scheinbaren Welt (die blaue oder die rote Pille), so versucht Inception nur noch äußerst subtil, eine "eigentliche" Ebene aufzubauen. Für den Geist des Films und die Handlung jedenfalls spielt diese Unterscheidung kaum noch eine Rolle. Realität ist, was gerade ist, und das kann (und wird!) im nächsten Moment ganz anders sein.
Ganz nebenbei wartet der Film mit einem der besten Soundtracks der Geschichte auf und, typisch für Nolan-Filme, mit einem Ensemble exzellent spielender Darsteller, die mit hinreichend Understatement agieren, um im Getöse der Action, der Themen, der Spannung und der Dialoge unterzugehen. Und so fällt es kaum weiter auf, wie großartig Tom Hardy, Ellen Page, Ken Watanabe und, wie immer, Michael Caine sind. Lediglich DiCaprio hat vielleicht die ein oder andere Nahaufnahme zu viel, weil hollywoodmäßig eine Liebesgeschichte aufgebauscht werden musste.
Und so sehe ich den einzigen Schwachpunkt des Films in einigen Jammerszenen des Hauptdarstellers mit seiner mehr oder weniger verstorbenen Gattin, die aber wohl sein mussten (obwohl sich andere Lieben für ein wenig Ausschmückung angeboten hätten, z. B. die Beziehung von Vater und Sohn Fischer oder das dezente Knistern zwischen Ariadne und Arthur).
Die beste Szene ist für mich das komplette Ende des Films, vom Aufwachen im Flugzeug (mit tollem Spiel von DiCaprio und Watanabe) bis hin zum drehenden Totem auf dem Tisch - alles untermalt mit dem wunderbaren "Time" von Hans Zimmer. Einfach schön...
Konfrontierten uns "Matrix" oder "Fight Club" noch mit einer Unterscheidung der wirklichen und der scheinbaren Welt (die blaue oder die rote Pille), so versucht Inception nur noch äußerst subtil, eine "eigentliche" Ebene aufzubauen. Für den Geist des Films und die Handlung jedenfalls spielt diese Unterscheidung kaum noch eine Rolle. Realität ist, was gerade ist, und das kann (und wird!) im nächsten Moment ganz anders sein.
Ganz nebenbei wartet der Film mit einem der besten Soundtracks der Geschichte auf und, typisch für Nolan-Filme, mit einem Ensemble exzellent spielender Darsteller, die mit hinreichend Understatement agieren, um im Getöse der Action, der Themen, der Spannung und der Dialoge unterzugehen. Und so fällt es kaum weiter auf, wie großartig Tom Hardy, Ellen Page, Ken Watanabe und, wie immer, Michael Caine sind. Lediglich DiCaprio hat vielleicht die ein oder andere Nahaufnahme zu viel, weil hollywoodmäßig eine Liebesgeschichte aufgebauscht werden musste.
Und so sehe ich den einzigen Schwachpunkt des Films in einigen Jammerszenen des Hauptdarstellers mit seiner mehr oder weniger verstorbenen Gattin, die aber wohl sein mussten (obwohl sich andere Lieben für ein wenig Ausschmückung angeboten hätten, z. B. die Beziehung von Vater und Sohn Fischer oder das dezente Knistern zwischen Ariadne und Arthur).
Die beste Szene ist für mich das komplette Ende des Films, vom Aufwachen im Flugzeug (mit tollem Spiel von DiCaprio und Watanabe) bis hin zum drehenden Totem auf dem Tisch - alles untermalt mit dem wunderbaren "Time" von Hans Zimmer. Einfach schön...
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Die 100 besten Filme - 1. Fight Club
marla s, 17:07h
Bei den Kritikern damals eher leise gelobt und vom Kinopublikum nur sehr verhalten angenommen, entstand schon nach wenigen Monaten, völlig zurecht, ein Kult. David Fincher gehört zu den Wenigen, die keine schlechten Filme gemacht haben, aber dies hier ist sicher sein Meisterstück. Unglaublich, wie die 2 Protagonisten sich entwickeln, großartig, wie Edward Norton spielt (nie zuvor hat ein rennender Mann in Hemd und Shorts weniger lächerlich ausgesehen). Ich gehörte zu Denjenigen, die beim ersten Sehen des Films nicht gemerkt haben, dass Tyler das Alter Ego eines Schizophrenen ist, d.h., ich hatte neben meiner Begeisterung auch noch diesen Überraschungseffekt.
Der eigentliche Clou des Films ist aber sicherlich Marla Singer, die von Fincher, zunächst einem Hitchcockschen MagGuffin gleich, an passender Stelle in die Handlung geworfen wird und diese immer wieder vorantreibt. Während dessen entwickelt sie sich, und damit verlässt sie den Status eines MacGuffin, in vielfacher Hinsicht umgekehrt proportional zum Hauptdarsteller und verschleiert damit lange Zeit, in welch hohem Maße schräg und abgedreht dessen Entwicklung zunehmend wird.
Nichtsdestotrotz fügt sich am Ende alles zusammen und der Zuschauer verbleibt mit jeder Menge Weisheiten, Irritation und Atemlosigkeit, aber auch Lachern ("Where is my Mind?").
Es ist schwer, die größte Szene des Films auszumachen. Ich entscheide mich mal für jene, in der Tyler sich vom Besitzer der Bar vor dem versammelten Fight Club zusammenschlagen lässt: "Lou, uns gefällts hier bei dir!"
Der eigentliche Clou des Films ist aber sicherlich Marla Singer, die von Fincher, zunächst einem Hitchcockschen MagGuffin gleich, an passender Stelle in die Handlung geworfen wird und diese immer wieder vorantreibt. Während dessen entwickelt sie sich, und damit verlässt sie den Status eines MacGuffin, in vielfacher Hinsicht umgekehrt proportional zum Hauptdarsteller und verschleiert damit lange Zeit, in welch hohem Maße schräg und abgedreht dessen Entwicklung zunehmend wird.
Nichtsdestotrotz fügt sich am Ende alles zusammen und der Zuschauer verbleibt mit jeder Menge Weisheiten, Irritation und Atemlosigkeit, aber auch Lachern ("Where is my Mind?").
Es ist schwer, die größte Szene des Films auszumachen. Ich entscheide mich mal für jene, in der Tyler sich vom Besitzer der Bar vor dem versammelten Fight Club zusammenschlagen lässt: "Lou, uns gefällts hier bei dir!"
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Marlas Filme, Stunde 0
marla s, 16:52h
Ich liebe Filme. Ganz besonders liebe ich die großen Hollywoodfilme, die pompös auftreten und dennoch mit ausgezeichneten Schauspielern bestückt sind. Sie können ruhig erfolgreich sein, auf Kommerz ausgerichtet, und müssen nicht (pseudo-)alternativ daherkommen. Allerdings sollte sichtbar sein, dass die Macher sich Mühe gegeben haben. So fühle ich mich z. B. als Publikum ziemlich verarscht, wenn ein Nicolas Cage jedes Jahr in 3 oder 4 Filmen auftaucht, von denen einer schrottiger ist als der andere.
Damit wäre ich auch schon beim Thema: Leider kommen meiner Ansicht nach pro Jahr maximal 4 oder 5 solch großartiger Filme heraus. Dieser Blog ist dafür da, diese zu ehren. Notwendig ist das nicht, es gibt im Internet jede Menge Filmhitlisten, Aufzählungen der größten Filmmusiken, Schauspielerleistungen usw.
Allerdings muss ich immer wieder feststellen, dass ich zum einen oft nicht den Geschmack der Kritiker teile. Zum anderen haben auch publikumsorientierte Listen wie die IMDB Schwächen, weil sie z. B. nach dem Kinostart eines Films keine Wartezeit für eine Bewertung vorgeben und daher neue Filme unter dem ersten Eindruck oft viel zu hoch bewertet werden.
Andererseits stört mich dort auch, dass viele Filme aus vergangenen Zeiten für meinen Geschmack zu hoch geratet sind, was aber sicher auch mit meinem vergleichsweise jungen Alter zu tun hat. "Wer die Nachtigall stört" ist ein netter Film, der zu seiner Zeit sicherlich sensationell war, aber ich möchte ihn mir nicht öfter anschauen. "Bonnie und Clyde" war ganz bestimmt damals auch sensationell, wahrscheinlich waren im Kommerz-Kino bis dahin noch nie so exzessive Gewaltszenen gezeigt worden (und nebenher ist Faye Dunaway einfach atemberaubend schön), aber für meinen in dieser Hinsicht vollkommen überreizten Geschmack ist das eher lahm.
Und so entspricht das in diesem Blog (diesem Thema) Geschriebene eben dem Geschmack eines etwa 30jährigen Individuums, das - völlig frei von intellektuellem Anspruch und Mainstreamablehnung - einfach auf gute Filme steht.
Damit wäre ich auch schon beim Thema: Leider kommen meiner Ansicht nach pro Jahr maximal 4 oder 5 solch großartiger Filme heraus. Dieser Blog ist dafür da, diese zu ehren. Notwendig ist das nicht, es gibt im Internet jede Menge Filmhitlisten, Aufzählungen der größten Filmmusiken, Schauspielerleistungen usw.
Allerdings muss ich immer wieder feststellen, dass ich zum einen oft nicht den Geschmack der Kritiker teile. Zum anderen haben auch publikumsorientierte Listen wie die IMDB Schwächen, weil sie z. B. nach dem Kinostart eines Films keine Wartezeit für eine Bewertung vorgeben und daher neue Filme unter dem ersten Eindruck oft viel zu hoch bewertet werden.
Andererseits stört mich dort auch, dass viele Filme aus vergangenen Zeiten für meinen Geschmack zu hoch geratet sind, was aber sicher auch mit meinem vergleichsweise jungen Alter zu tun hat. "Wer die Nachtigall stört" ist ein netter Film, der zu seiner Zeit sicherlich sensationell war, aber ich möchte ihn mir nicht öfter anschauen. "Bonnie und Clyde" war ganz bestimmt damals auch sensationell, wahrscheinlich waren im Kommerz-Kino bis dahin noch nie so exzessive Gewaltszenen gezeigt worden (und nebenher ist Faye Dunaway einfach atemberaubend schön), aber für meinen in dieser Hinsicht vollkommen überreizten Geschmack ist das eher lahm.
Und so entspricht das in diesem Blog (diesem Thema) Geschriebene eben dem Geschmack eines etwa 30jährigen Individuums, das - völlig frei von intellektuellem Anspruch und Mainstreamablehnung - einfach auf gute Filme steht.
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