Sonntag, 29. Januar 2012
Die 100 besten Filme – 16. Schindlers Liste
marla s, 15:57h
Zunächst möchte man vielleicht sagen: Wieder einer dieser Verarbeitungsfilme Spielbergs, an dem sich die – religiös und pseudowissenschaftlich mehr oder weniger fanatischen – Geister hervorragend scheiden können. Vielleicht ist die Richtung dieser Scheidung in Schindlers Liste deutlicher auszumachen als z. B. bei „München“ (schließlich finden nahezu Alle den Holocaust verwerflich), aber polarisieren lässt sich mit dem Film allemal. Und schließlich war auch zu erwarten, dass dieses Stück Geschichte irgendwann einmal „verspielbergt“ werden würde.
Wie immer soll dieses ganze Drumherum hier nicht interessieren. Es ist mir egal, wie der Regisseur oder der Plot sonst moralinduziert behandelt werden. Mich interessiert nicht, unter welchen Bedingungen die Dreharbeiten in Polen stattfanden und wie rücksichtsvoll Spielberg damals mit der einheimischen Bevölkerung umgegangen ist. Und vor allem interessiert es mich nicht im Geringsten, wie stark der Film historische Fakten berücksichtigt. Geschichte ist eh immer eine Frage der aktuellen Interpretation, die Vergangenheit ist nur aus der Aktualität heraus zugänglich, sie ist hier und heute und war niemals vorher.
Aber genug der Vorrede. Der Film ist spitzenklasse, für seine Verhältnisse, d.h. vor allem hinsichtlich der Komplexität der erzählten Geschichte, recht arm an Fehlern und er weist jede Menge Spannung und auch richtig guten Pathos auf. Es war ein cleverer Schachzug des Regisseurs, das Ganze in ein messerscharfes Schwarzweiß zu tunken, denn damit wirkt so manche Grausamkeit nicht über die Maßen grausam und, das scheint mir das eigentlich Geniale an der Färbung, man bekommt die notwendige Melancholie im Gemüt des Zuschauers quasi nebenher und ohne speziell darauf abgestimmte Szenen oder Musik erzeugt. Apropos Musik: Hier bietet der Film ein klassisches Beispiel dafür, wie perfekt Musik in den Hintergrund treten und lediglich zur Unterstützung der Handlung herangezogen werden kann (Gran Torino wäre ein weiteres Beispiel für diese Anwendung der Filmmusik), anstatt Handlung zu machen.
Dafür sprechen die Bilder umso deutlicher, in dieser Hinsicht ist Schindlers Liste ein Meilenstein. Absolut perfekte Einstellungen erzwingen fast dauerhaft eine Art Live-Teilnahme des Zuschauers und lassen ihn in so manchem Elend derart lange verweilen, dass er sich schon anschicken möchte, beschämt oder angewidert wegzusehen. Dass man es nicht tut, verdankt sich auch dem Schnitt des Films, der ebenfalls seinesgleichen sucht.
Die wirklichen Superleistungen finden sich aber im Spiel von einigen der Darsteller. Ralph Fiennes als Amon Göth überstrahlt natürlich alle Anderen, aber auch der Hauptakteur Liam Neesen spielt absolut überzeugend (wenn auch nicht unbedingt den historischen Oskar Schindler, der uns charakterlich etwas anders überliefert ist). Ben Kingsley rührt den Zuschauer ein ums andere Mal zu Tränen und so gehört denn auch die Szene, in der Schindler ihn fragt, ob man eine vollkommen neue Sprache erfinden müsse, für mich zu den besten Filmsequenzen aller Zeiten.
Liam Neeson hat seinen größten Moment wohl in der Szene, in welcher er nach dem Erhalt des Ringes zusammenbricht und ihm sehr glaubhaft bewusst wird, dass all sein materieller Besitz sich ganz konkret in Menschenleben aufrechnen lässt. Ralph Fiennes hat sehr viele starke Momente im Film, allein schon das morgendliches Aufstehen, Pinkeln und mit dem Gewehr „spielen“ des Amon Göth zeigt, dass ein guter Regisseur mithilfe eines guten Darstellers lediglich wenige Sekunden braucht, um den Charakter einer Rolle umfassend darzulegen.
Diesen Film als Ganzes nüchtern einzuschätzen ist nicht einfach, weil sich derart viele moralgetränkte Beurteilungen um sein Thema ranken. Darum sei hier noch einmal festgehalten: Tolle Schauspieler, super Drehbuch, eine bemerkenswert subtile Musik, exzellentes Szenenbild und Schnitt und ein Drehbuch, dass den Zuschauer ganz tief in den Film hineinreißt. Anders als „Die Verurteilten“, wo dies zum Teil mit ähnlichen dramaturgischen Mitteln geschieht, werden wir aber am Ende nicht versöhnlich entlassen. Im Gegenteil: Schindlers Liste hinterlässt tiefe Wunden und bietet keinerlei Therapie an, um diese zu verarzten. Man muss jetzt nicht den moralischen Zeigefinger heben und sagen, dass dies auch gut so ist, weil die abgebildeten Ereignisse sich nie wiederholen dürfen (das haben sie im Übrigen seither schon mehrfach getan). Es ist auch dramaturgisch ein interessanter Kniff, der gar nicht so leicht zu fabrizieren ist und auf diesem Niveau sehr selten gelingt.
Wie immer soll dieses ganze Drumherum hier nicht interessieren. Es ist mir egal, wie der Regisseur oder der Plot sonst moralinduziert behandelt werden. Mich interessiert nicht, unter welchen Bedingungen die Dreharbeiten in Polen stattfanden und wie rücksichtsvoll Spielberg damals mit der einheimischen Bevölkerung umgegangen ist. Und vor allem interessiert es mich nicht im Geringsten, wie stark der Film historische Fakten berücksichtigt. Geschichte ist eh immer eine Frage der aktuellen Interpretation, die Vergangenheit ist nur aus der Aktualität heraus zugänglich, sie ist hier und heute und war niemals vorher.
Aber genug der Vorrede. Der Film ist spitzenklasse, für seine Verhältnisse, d.h. vor allem hinsichtlich der Komplexität der erzählten Geschichte, recht arm an Fehlern und er weist jede Menge Spannung und auch richtig guten Pathos auf. Es war ein cleverer Schachzug des Regisseurs, das Ganze in ein messerscharfes Schwarzweiß zu tunken, denn damit wirkt so manche Grausamkeit nicht über die Maßen grausam und, das scheint mir das eigentlich Geniale an der Färbung, man bekommt die notwendige Melancholie im Gemüt des Zuschauers quasi nebenher und ohne speziell darauf abgestimmte Szenen oder Musik erzeugt. Apropos Musik: Hier bietet der Film ein klassisches Beispiel dafür, wie perfekt Musik in den Hintergrund treten und lediglich zur Unterstützung der Handlung herangezogen werden kann (Gran Torino wäre ein weiteres Beispiel für diese Anwendung der Filmmusik), anstatt Handlung zu machen.
Dafür sprechen die Bilder umso deutlicher, in dieser Hinsicht ist Schindlers Liste ein Meilenstein. Absolut perfekte Einstellungen erzwingen fast dauerhaft eine Art Live-Teilnahme des Zuschauers und lassen ihn in so manchem Elend derart lange verweilen, dass er sich schon anschicken möchte, beschämt oder angewidert wegzusehen. Dass man es nicht tut, verdankt sich auch dem Schnitt des Films, der ebenfalls seinesgleichen sucht.
Die wirklichen Superleistungen finden sich aber im Spiel von einigen der Darsteller. Ralph Fiennes als Amon Göth überstrahlt natürlich alle Anderen, aber auch der Hauptakteur Liam Neesen spielt absolut überzeugend (wenn auch nicht unbedingt den historischen Oskar Schindler, der uns charakterlich etwas anders überliefert ist). Ben Kingsley rührt den Zuschauer ein ums andere Mal zu Tränen und so gehört denn auch die Szene, in der Schindler ihn fragt, ob man eine vollkommen neue Sprache erfinden müsse, für mich zu den besten Filmsequenzen aller Zeiten.
Liam Neeson hat seinen größten Moment wohl in der Szene, in welcher er nach dem Erhalt des Ringes zusammenbricht und ihm sehr glaubhaft bewusst wird, dass all sein materieller Besitz sich ganz konkret in Menschenleben aufrechnen lässt. Ralph Fiennes hat sehr viele starke Momente im Film, allein schon das morgendliches Aufstehen, Pinkeln und mit dem Gewehr „spielen“ des Amon Göth zeigt, dass ein guter Regisseur mithilfe eines guten Darstellers lediglich wenige Sekunden braucht, um den Charakter einer Rolle umfassend darzulegen.
Diesen Film als Ganzes nüchtern einzuschätzen ist nicht einfach, weil sich derart viele moralgetränkte Beurteilungen um sein Thema ranken. Darum sei hier noch einmal festgehalten: Tolle Schauspieler, super Drehbuch, eine bemerkenswert subtile Musik, exzellentes Szenenbild und Schnitt und ein Drehbuch, dass den Zuschauer ganz tief in den Film hineinreißt. Anders als „Die Verurteilten“, wo dies zum Teil mit ähnlichen dramaturgischen Mitteln geschieht, werden wir aber am Ende nicht versöhnlich entlassen. Im Gegenteil: Schindlers Liste hinterlässt tiefe Wunden und bietet keinerlei Therapie an, um diese zu verarzten. Man muss jetzt nicht den moralischen Zeigefinger heben und sagen, dass dies auch gut so ist, weil die abgebildeten Ereignisse sich nie wiederholen dürfen (das haben sie im Übrigen seither schon mehrfach getan). Es ist auch dramaturgisch ein interessanter Kniff, der gar nicht so leicht zu fabrizieren ist und auf diesem Niveau sehr selten gelingt.
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Montag, 23. Januar 2012
Die 100 besten Filme – 15. Million Dollar Baby
marla s, 16:59h
Zunächst mal: Der Film ist perfekt. Es gibt nichts, absolut nichts auszusetzen, alles ist vollkommen: die Musik (übrigens von Eastwood selbst), die Regie und Produktion von Eastwood, das Szenenbild, die Kameraführung, Drehbuch und natürlich: die Schauspieler. Großartig besetzt, bis in die Nebenrollen, aber der Hammer sind natürlich Morgan Freeman, Hillary Swank (neben Sean Penn in „Mystic River“ die beste Hauptdarstellung aller Zeiten) und Clint Eastwood. Die Dialoge, welche die Drei untereinander immer wieder führen, sind das Herz des Films. Großartige Textzeilen, herrliche Mimik bei den Darstellern, tolles Augenspiel.
Der Film enthält neben den beiden Haupthandlungen jede Menge weiterer interessanter Geschichten. Ich denke da an den „nur aus Herz bestehenden“ Danger, der Weltmeister im Weltergewicht werden will, an die unbeschreiblich interagierenden Freeman und Eastwood, die ihre Männerfreundschaft pflegen, an den Familienhintergrund von Maggie, an den von Frank selbst, an Scrap, in dem noch ein Kampf steckt, den kurz vor einem Titelkampf stehenden Willie, der Frank feuert und und und.
Im Film wimmelt es nur so von Szenen, die super sind, was natürlich nicht zuletzt an den schauspielerischen Leistungen liegt. Es ist zutiefst rührend, wie Frank Scrap einen Cheeseburger bringt und anschließend im Trainingsraum Maggies Trainer wird, Maggie sich eine Boxbirne kauft oder wie Frank Maggie klarmachen will, dass sie zu alt ist um eine gute Boxerin zu werden. Die ergreifendsten Szenen spielen jedoch im zweiten Teil des Films, vor allem an Maggies Krankenbett. Komplett atemberaubend ist Hillary Swanks Spiel, als Maggie Frank um die Sterbehilfe bittet. Das bleibt im Gedächtnis haften und macht den Film extrem schwer verdaulich.
Was den Film davon abhält, mein allerliebster Lieblingsfilm zu sein, ist somit schlichtweg, dass er entsetzlich unbequem ist. Wie bei „American History X“ berührt der Film, vor allem in der zweiten Hälfte, Seiten in uns, die nicht so gern berührt werden wollen. Dass er dies dermaßen eindringlich tut, spricht ebenfalls für seine totale Perfektion. Ach ja, und nur um es noch ein weiteres Mal zu erwähnen: Hillary Swank bietet in „Million Dollar Baby“ so ziemlich die beste Hauptdarstellung aller Zeiten und beweist damit ein weiteres Mal, zu welchen außergewöhnlichen Leistungen Clint Eastwoods Methode des Filmemachens die Schauspieler befähigt.
Der Film enthält neben den beiden Haupthandlungen jede Menge weiterer interessanter Geschichten. Ich denke da an den „nur aus Herz bestehenden“ Danger, der Weltmeister im Weltergewicht werden will, an die unbeschreiblich interagierenden Freeman und Eastwood, die ihre Männerfreundschaft pflegen, an den Familienhintergrund von Maggie, an den von Frank selbst, an Scrap, in dem noch ein Kampf steckt, den kurz vor einem Titelkampf stehenden Willie, der Frank feuert und und und.
Im Film wimmelt es nur so von Szenen, die super sind, was natürlich nicht zuletzt an den schauspielerischen Leistungen liegt. Es ist zutiefst rührend, wie Frank Scrap einen Cheeseburger bringt und anschließend im Trainingsraum Maggies Trainer wird, Maggie sich eine Boxbirne kauft oder wie Frank Maggie klarmachen will, dass sie zu alt ist um eine gute Boxerin zu werden. Die ergreifendsten Szenen spielen jedoch im zweiten Teil des Films, vor allem an Maggies Krankenbett. Komplett atemberaubend ist Hillary Swanks Spiel, als Maggie Frank um die Sterbehilfe bittet. Das bleibt im Gedächtnis haften und macht den Film extrem schwer verdaulich.
Was den Film davon abhält, mein allerliebster Lieblingsfilm zu sein, ist somit schlichtweg, dass er entsetzlich unbequem ist. Wie bei „American History X“ berührt der Film, vor allem in der zweiten Hälfte, Seiten in uns, die nicht so gern berührt werden wollen. Dass er dies dermaßen eindringlich tut, spricht ebenfalls für seine totale Perfektion. Ach ja, und nur um es noch ein weiteres Mal zu erwähnen: Hillary Swank bietet in „Million Dollar Baby“ so ziemlich die beste Hauptdarstellung aller Zeiten und beweist damit ein weiteres Mal, zu welchen außergewöhnlichen Leistungen Clint Eastwoods Methode des Filmemachens die Schauspieler befähigt.
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Mittwoch, 18. Januar 2012
Die 100 besten Filme - 14. Die Verurteilten
marla s, 16:07h
Eigentlich kann man kaum etwas schreiben über diesen Film, denn alles wurde bereits gesagt oder geschrieben. Selten waren sich Kritiker und Zuschauer so einig. Zumindest heute, fast 2 Jahrzehnte nach dem Erscheinen von "Die Verurteilten", gilt der Film für nahezu Jeden, der ihn kennt, als einer der besten aller Zeiten. In der IMDB hat er "Der Pate" vom ersten Platz verdrängt und hält diese Position nun schon seit einigen Jahren, ohne dass ein Konkurrent in Aussicht wäre. Bei den Oscars wurde der Film damals kaum allerdings bedacht, wobei man sich vergegenwärtigen muss, dass es das Jahr von Forrest Gump, Der König der Löwen und Pulp Fiction war. Mit diesen Krachern als Gegner wurde der stille, eingängige und einfach nur wunderschöne Film von Frank Darabont, der sich auch gegen die Oscar-typischen Kategorisierungen sperrt, eindeutig zu wenig beachtet und reifte im Verborgenen.
Die Seele des Films ist das großartige Spiel der beiden Protagonisten Red und Andy, die sich immer wieder gegen einen übermächtigen Gegner - die lebenslange Haftstrafe - zur Wehr setzen und versuchen, an diesem aussichtslosen Kampf nicht zu zerbrechen. Wenngleich der Gefängnisdirektor und einige der Wärter sich in ihren Rollen kaum entfalten und daher im Vergleich zu den sich sehr differenziert entwickelnden Hauptrollen fast wie Karikaturen wirken, so muss man dem Film dennoch eine gewaltige Tiefe bescheinigen. Diese entsteht nicht nur aus den Hauptdarstellern, sondern auch aus der Erzählweise des Films: Wie Kapitel in einem Roman werden immer wieder kleine Episoden zusammengefasst dargestellt, während sich gleichzeitig die große Rahmenhandlung entwickeln darf, weil die Episoden diese unmerklich mitgestalten. Ein Guy Ritchie oder Quentin Tarantino hätte diese Episoden sicherlich zerschnitten und anders arrangiert, dass es Darabont nicht tut, gibt dem Film seinen unvergleichlichen Fluss und seine angenehme Atmosphäre.
Getragen wird dieser Fluss auch von der Erzählstimme von Red (Morgan Freeman), der hier in einer frühen Version des weisen alten Mannes auftritt und immer wieder kommentiert, erklärt und umrahmt. Dabei lässt er bzw. die Rolle des Red im Allgemeinen sehr viel Platz für die Entfaltung von Andy, der eine Katharsis durchmacht, die er aus Sicht des Zuschauern eigentlich gar nicht verdient hätte. Dennoch erkennen wir am Ende, dass es nur diese Perspektive war, die Andy am Leben gehalten und Shawshank durchhalten lassen hat.
Dass Andy sich am Ende selbst aus den Fängen des Bösen befreit, dabei dafür sorgt, dass die Gerechtigkeit obsiegt und zu allem Überfluss auch noch Red seine Bewährung erhält, macht den Film zu einem modernen Märchen, allerdings mit einem Happy End sondergleichen. Dies ist weniger geringschätzig gemeint, als es sich anhört, wirkt aber eben wieder einmal sehr amerikanisch. Zugute halten muss man diesem Verlauf des Films aber dennoch, dass man bis kurz vor Schluss eigentlich nicht wissen kann, ob der Film nicht doch noch zu einer Tragödie wird und dass das Märchenende großartig erzählt wird und meine - und damit gehöre ich wahrscheinlich zu einer Gruppe von Millionen - absolute Lieblingsszene des Films ist: „Ich hoffe, der Pazifik ist so blau…“
Eine weitere exzellente Szene sehen wir, als Red seine dritte und letzte Bewährungsanhörung mitmachen muss. Ein großartiger Morgan Freeman spricht einen exzellent geschriebenen Dialog mit sich selbst und spätestens hier stellt man fest, dass Andys Katharsis nicht die einzige war, die der Zuschauer sehen durfte und dass beide Hauptakteure sich wechselseitig zu dem gemacht haben, was sie am Ende des Films sind.
Übrigens kann man in "Die Verurteilten" eine der wenigen Szenen sehen, in denen ein Morgan Freeman mal von einem Kollegen übertrumpft wird. Nachdem Andy zwei Monate im "Loch" zugebracht hat und sich die beiden Freunde im Hof des Gefängnisses wieder treffen, erleben wir einen unglaublichen Tim Robbins, der im folgenden Dialog nicht nur dramaturgisch sondern auch spielerisch klar den Ton angibt. Möglicherweise war Morgan Freeman selbst angetan von Robbins Leistung, welche die gesamte Szene trägt und Freeman ausnahmsweise einmal blass aussehen lässt - was aber heißen soll, dass er dennoch super ist.
Ein Film, den man mehrmals jährlich sehen kann, der einen immer wieder zufrieden macht und der zu Recht als der beliebteste Film der Welt gelten darf.
Die Seele des Films ist das großartige Spiel der beiden Protagonisten Red und Andy, die sich immer wieder gegen einen übermächtigen Gegner - die lebenslange Haftstrafe - zur Wehr setzen und versuchen, an diesem aussichtslosen Kampf nicht zu zerbrechen. Wenngleich der Gefängnisdirektor und einige der Wärter sich in ihren Rollen kaum entfalten und daher im Vergleich zu den sich sehr differenziert entwickelnden Hauptrollen fast wie Karikaturen wirken, so muss man dem Film dennoch eine gewaltige Tiefe bescheinigen. Diese entsteht nicht nur aus den Hauptdarstellern, sondern auch aus der Erzählweise des Films: Wie Kapitel in einem Roman werden immer wieder kleine Episoden zusammengefasst dargestellt, während sich gleichzeitig die große Rahmenhandlung entwickeln darf, weil die Episoden diese unmerklich mitgestalten. Ein Guy Ritchie oder Quentin Tarantino hätte diese Episoden sicherlich zerschnitten und anders arrangiert, dass es Darabont nicht tut, gibt dem Film seinen unvergleichlichen Fluss und seine angenehme Atmosphäre.
Getragen wird dieser Fluss auch von der Erzählstimme von Red (Morgan Freeman), der hier in einer frühen Version des weisen alten Mannes auftritt und immer wieder kommentiert, erklärt und umrahmt. Dabei lässt er bzw. die Rolle des Red im Allgemeinen sehr viel Platz für die Entfaltung von Andy, der eine Katharsis durchmacht, die er aus Sicht des Zuschauern eigentlich gar nicht verdient hätte. Dennoch erkennen wir am Ende, dass es nur diese Perspektive war, die Andy am Leben gehalten und Shawshank durchhalten lassen hat.
Dass Andy sich am Ende selbst aus den Fängen des Bösen befreit, dabei dafür sorgt, dass die Gerechtigkeit obsiegt und zu allem Überfluss auch noch Red seine Bewährung erhält, macht den Film zu einem modernen Märchen, allerdings mit einem Happy End sondergleichen. Dies ist weniger geringschätzig gemeint, als es sich anhört, wirkt aber eben wieder einmal sehr amerikanisch. Zugute halten muss man diesem Verlauf des Films aber dennoch, dass man bis kurz vor Schluss eigentlich nicht wissen kann, ob der Film nicht doch noch zu einer Tragödie wird und dass das Märchenende großartig erzählt wird und meine - und damit gehöre ich wahrscheinlich zu einer Gruppe von Millionen - absolute Lieblingsszene des Films ist: „Ich hoffe, der Pazifik ist so blau…“
Eine weitere exzellente Szene sehen wir, als Red seine dritte und letzte Bewährungsanhörung mitmachen muss. Ein großartiger Morgan Freeman spricht einen exzellent geschriebenen Dialog mit sich selbst und spätestens hier stellt man fest, dass Andys Katharsis nicht die einzige war, die der Zuschauer sehen durfte und dass beide Hauptakteure sich wechselseitig zu dem gemacht haben, was sie am Ende des Films sind.
Übrigens kann man in "Die Verurteilten" eine der wenigen Szenen sehen, in denen ein Morgan Freeman mal von einem Kollegen übertrumpft wird. Nachdem Andy zwei Monate im "Loch" zugebracht hat und sich die beiden Freunde im Hof des Gefängnisses wieder treffen, erleben wir einen unglaublichen Tim Robbins, der im folgenden Dialog nicht nur dramaturgisch sondern auch spielerisch klar den Ton angibt. Möglicherweise war Morgan Freeman selbst angetan von Robbins Leistung, welche die gesamte Szene trägt und Freeman ausnahmsweise einmal blass aussehen lässt - was aber heißen soll, dass er dennoch super ist.
Ein Film, den man mehrmals jährlich sehen kann, der einen immer wieder zufrieden macht und der zu Recht als der beliebteste Film der Welt gelten darf.
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Montag, 16. Januar 2012
Die 100 besten Filme - 13. Batman begins
marla s, 18:28h
Als Nolan sich nach Memento und Insomnia daran machte, das ultimative Prequel für die Comicreihe zu schaffen, konnte man nur ahnen, welche Tiefe er den vermeintlich so platten Charakteren geben würde. Jeder Zuschauer, der sich beim Kinobesuch auf die übliche Action und das bekannte Gut-Böse-Schema eingestellt hatte, wurde umgehauen. Unerwartet nah kam uns Batman, unbequem bekannt erschien uns Gotham und entsetzlich verständlich erschienen uns die Bösewichte des Films. Was war nur aus dem simplen Sprechblasen-Comic geworden?
Batman ist im 21. Jahrhundert angekommen und er tat dies im Jahre 2005 noch in einem unaufdringlichen Stil, den wir von den heutigen Nolan-Filmen kaum mehr kennen: Wenngleich wir es zweifellos in erster Linie mit Action zu tun haben, so ist Batman begins deutlich ruhiger und bescheidener als sein Nachfolger oder Inception. Fast schon dezent werden wir eine Stunde lang in die Entstehung der Figur eingeführt, fast schon im Stillen erwächst aus einem verängstigten Kind ein Held. Die dann in Fahrt kommende Action kann sich sehen lassen, aber sie übertönt nie die Selbstzweifel, die Zerrissenheit und die für die Menschen der Hochmoderne so typische Orientierungslosigkeit, die alle Hauptfiguren des Films, die guten wie die bösen, ausstrahlen.
Die Vater-Sohn-Szenen wirken mitunter allerdings sehr kitschig, irgendwie scheint Nolan kein Könner der großen Emotionen zu sein (siehe Inception). Hier wünscht man sich, dass ein Clint Eastwood diese Szenen regiert und dem Zuschauer damit Peinlichkeit erspart hätte. Ein weiterer Schwachpunkt des Films ist sicherlich auch Rachel, die - dargestellt von Katie Holmes - nicht viel mehr Tiefe als die Figuren früherer Batmanverfílmungen auszustrahlen vermag.
Gewohnt sicher und ausstrahlungsstark agieren hingegen Bale, Caine, Freeman und Oldman, nicht zu vergessen auch Liam Neeson, Tom Wilkinson und vor allem Cillian Murphy, die alle drei exzellente Bösewichte abgeben. Natürlich können sie dem Joker im Nachfolger nicht das Wasser reichen, aber sie passen sich sehr gut ein in die Gediegenheit, mit der uns Batman begins Action vermittelt.
Dass dieser Film derart hoch eingestuft werden muss, hat also vor allem mit der Vielzahl großartiger Darstellungen und der Anlage der zugehörigen Charaktere zu tun. Die Figuren erhalten in Batman begins noch deutlich mehr Zeit und Raum für Entfaltungsmöglichkeiten als in The dark Knight. Hinzu kommt die Raffinesse, mit der Nolan dem Comic alles Comichafte aussaugt und Batman modern macht. Auch hierin ist der Film deutlich konsequenter als The dark Knight, der mitunter, auf dem sicheren Fundament, welches das Prequel gelegt hatte, (auf charmante und wenig aufdringliche Weise) zum Comic zurückfindet.
Das tollste am Film aber ist die Nachvollziehbarkeit, welche die Geschichte durch den Mut und die Kreativität der Macher erhalten hat. Tolle Idee und tolle Umsetzung.
Batman ist im 21. Jahrhundert angekommen und er tat dies im Jahre 2005 noch in einem unaufdringlichen Stil, den wir von den heutigen Nolan-Filmen kaum mehr kennen: Wenngleich wir es zweifellos in erster Linie mit Action zu tun haben, so ist Batman begins deutlich ruhiger und bescheidener als sein Nachfolger oder Inception. Fast schon dezent werden wir eine Stunde lang in die Entstehung der Figur eingeführt, fast schon im Stillen erwächst aus einem verängstigten Kind ein Held. Die dann in Fahrt kommende Action kann sich sehen lassen, aber sie übertönt nie die Selbstzweifel, die Zerrissenheit und die für die Menschen der Hochmoderne so typische Orientierungslosigkeit, die alle Hauptfiguren des Films, die guten wie die bösen, ausstrahlen.
Die Vater-Sohn-Szenen wirken mitunter allerdings sehr kitschig, irgendwie scheint Nolan kein Könner der großen Emotionen zu sein (siehe Inception). Hier wünscht man sich, dass ein Clint Eastwood diese Szenen regiert und dem Zuschauer damit Peinlichkeit erspart hätte. Ein weiterer Schwachpunkt des Films ist sicherlich auch Rachel, die - dargestellt von Katie Holmes - nicht viel mehr Tiefe als die Figuren früherer Batmanverfílmungen auszustrahlen vermag.
Gewohnt sicher und ausstrahlungsstark agieren hingegen Bale, Caine, Freeman und Oldman, nicht zu vergessen auch Liam Neeson, Tom Wilkinson und vor allem Cillian Murphy, die alle drei exzellente Bösewichte abgeben. Natürlich können sie dem Joker im Nachfolger nicht das Wasser reichen, aber sie passen sich sehr gut ein in die Gediegenheit, mit der uns Batman begins Action vermittelt.
Dass dieser Film derart hoch eingestuft werden muss, hat also vor allem mit der Vielzahl großartiger Darstellungen und der Anlage der zugehörigen Charaktere zu tun. Die Figuren erhalten in Batman begins noch deutlich mehr Zeit und Raum für Entfaltungsmöglichkeiten als in The dark Knight. Hinzu kommt die Raffinesse, mit der Nolan dem Comic alles Comichafte aussaugt und Batman modern macht. Auch hierin ist der Film deutlich konsequenter als The dark Knight, der mitunter, auf dem sicheren Fundament, welches das Prequel gelegt hatte, (auf charmante und wenig aufdringliche Weise) zum Comic zurückfindet.
Das tollste am Film aber ist die Nachvollziehbarkeit, welche die Geschichte durch den Mut und die Kreativität der Macher erhalten hat. Tolle Idee und tolle Umsetzung.
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Die 100 besten Filme - 12. Die Rückkehr des Königs
marla s, 17:49h
Ich beginne mit dem großen Schwachpunkt des Films und zitiere Jack Nicholson, der laut Elijah Wood folgendes über die Rückkehr des Königs gesagt haben soll: "Too many endings, man!" Denn mit der Zerstörung des Ringes in einer Kluft des Schicksalsberges beginnt ein filmischer Abstieg sondergleichen. Das gilt natürlich wiederum nicht für Szenenbild, Kostüme und so weiter - diesbezüglich behält der Film das gewohnte Niveau bei - aber dramaturgisch und drehbuchmäßig hat man sich hier im selbst geschaffenen Monster verloren. Während man fast 12 Stunden lang sehr gut damit gefahren war, sich so nah wie möglich an Tolkiens Romanvorlage zu halten, so wäre man für die letzten 20 Minuten wesentlich besser damit gefahren abzuweichen oder wegzulassen (oder ähnlich ausführlich vorzugehen wie Tolkien, was aber natürlich im Film nicht machbar gewesen wäre).
Die "Unverfilmbarkeit", welche Tolkien seinen Büchern einst bescheinigte, zeigt sich hier deutlich und das trotz aller technischen Raffinessen des modernen Films. Während der Autor sich im Buch weit über hundert Seiten für seinen vielen Enden nimmt und damit dennoch stellenweise zu knapp bleibt (aus der Sicht eines Mittelerde-Fans), dachte sich das Team um Peter Jackson, man könne die Höhepunkte einen nach dem anderen andeuten und dann weiter gehen. Das ist unter den gegebenen Umständen vielleicht immer noch die beste Lösung (man musste ja alle Handlungsstränge zu Ende bringen), aber eine gute ist es nicht. Und so hetzt der Zuschauer vom Schicksalsberg zum Wiedersehen der Gefährten, springt dann sogleich zu Aragorns Krönung, von dort gehts nach 2 Minuten ab ins Auenland und schließlich erreicht man erschöpft aber glücklich die grauen Anfuhrten, nur um festzustellen, dass man Sam noch einmal ins Auenland folgen muss, um den letzten Satz des Buches auch im Film zu hören.
Aber genug der Kritik an einem der besten Filme aller Zeiten. Wie erwähnt bekommt der Zuschauer das gewohnte Niveau der Vorgänger-Filme und das gilt sowohl hinsichtlich des Spiels, z. B. von Ian Mc Kellen oder Viggo Mortensen, als auch für Specialeffects, Bilder, Drehbuch, Regie und natürlich Howard Shores Musik, die sich im dritten Teil zum drittbesten Soundtrack der Geschichte (nach Zwei glorreiche Halunken und Inception) aufschwingt. Immer wieder integriert er dabei an passender Stelle die Themen aus den beiden Vorgängerfilmen und weckt so geschickt Assoziationen, die dem Zuschauer das Verständnis erleichtern.
Der Dreh- und Angelpunkt des Films ist natürlich die Schlachtszene auf den Pelennor-Feldern. Etwas Vergleichbares gibt es meines Erachtens nicht, das ist das gewaltigste an Action, was ich je sehen durfte. Die Effekte sind unsichtbar und damit dermaßen realistisch, dass man sich als Zuschauer immer wieder inmitten des Feldes wähnt und Angst bekommt, von einem Murmakil zertreten zu werden. Großartig, wie die Armee der Untoten eingreift, noch großartiger, wie Eowen gegen den Fürst der Nazgul oder Legolas gegen das Riesenmammut kämpfen und am großartigsten, wie Rohan auf dem Schlachtfeld erscheint.
Natürlich könnte man noch kritisieren, dass nicht alle Schauspielerleistungen gut sind oder dass das Vater-Sohn-Thema der Truchsesse von Gondor übertrieben wird. Aber ehrlich gesagt wird das überdeckt von all den Superlativen, die der Film aufdrängt. Die Rückkehr des Königs ist auch beim zehnten Anschauen noch großes Kino und wir Tolkienfans warten schon ungeduldig auf die Verfilmungen des Hobbits.
Die "Unverfilmbarkeit", welche Tolkien seinen Büchern einst bescheinigte, zeigt sich hier deutlich und das trotz aller technischen Raffinessen des modernen Films. Während der Autor sich im Buch weit über hundert Seiten für seinen vielen Enden nimmt und damit dennoch stellenweise zu knapp bleibt (aus der Sicht eines Mittelerde-Fans), dachte sich das Team um Peter Jackson, man könne die Höhepunkte einen nach dem anderen andeuten und dann weiter gehen. Das ist unter den gegebenen Umständen vielleicht immer noch die beste Lösung (man musste ja alle Handlungsstränge zu Ende bringen), aber eine gute ist es nicht. Und so hetzt der Zuschauer vom Schicksalsberg zum Wiedersehen der Gefährten, springt dann sogleich zu Aragorns Krönung, von dort gehts nach 2 Minuten ab ins Auenland und schließlich erreicht man erschöpft aber glücklich die grauen Anfuhrten, nur um festzustellen, dass man Sam noch einmal ins Auenland folgen muss, um den letzten Satz des Buches auch im Film zu hören.
Aber genug der Kritik an einem der besten Filme aller Zeiten. Wie erwähnt bekommt der Zuschauer das gewohnte Niveau der Vorgänger-Filme und das gilt sowohl hinsichtlich des Spiels, z. B. von Ian Mc Kellen oder Viggo Mortensen, als auch für Specialeffects, Bilder, Drehbuch, Regie und natürlich Howard Shores Musik, die sich im dritten Teil zum drittbesten Soundtrack der Geschichte (nach Zwei glorreiche Halunken und Inception) aufschwingt. Immer wieder integriert er dabei an passender Stelle die Themen aus den beiden Vorgängerfilmen und weckt so geschickt Assoziationen, die dem Zuschauer das Verständnis erleichtern.
Der Dreh- und Angelpunkt des Films ist natürlich die Schlachtszene auf den Pelennor-Feldern. Etwas Vergleichbares gibt es meines Erachtens nicht, das ist das gewaltigste an Action, was ich je sehen durfte. Die Effekte sind unsichtbar und damit dermaßen realistisch, dass man sich als Zuschauer immer wieder inmitten des Feldes wähnt und Angst bekommt, von einem Murmakil zertreten zu werden. Großartig, wie die Armee der Untoten eingreift, noch großartiger, wie Eowen gegen den Fürst der Nazgul oder Legolas gegen das Riesenmammut kämpfen und am großartigsten, wie Rohan auf dem Schlachtfeld erscheint.
Natürlich könnte man noch kritisieren, dass nicht alle Schauspielerleistungen gut sind oder dass das Vater-Sohn-Thema der Truchsesse von Gondor übertrieben wird. Aber ehrlich gesagt wird das überdeckt von all den Superlativen, die der Film aufdrängt. Die Rückkehr des Königs ist auch beim zehnten Anschauen noch großes Kino und wir Tolkienfans warten schon ungeduldig auf die Verfilmungen des Hobbits.
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Samstag, 7. Januar 2012
Die 100 besten Filme - 11. Pulp Fiction
marla s, 21:37h
Wahrscheinlich würde sich niemand beschweren, wenn man diesen Film auf Platz 1 ansiedelt. Was Tarantino hier gemacht hat, schrieb Filmgeschichte, wurde hundertfach kopiert (und nie erreicht), hat die Filmemacherei nachhaltig verändert und wird noch heute mit Bezeichnungen wie "krass" und "Hammer" versehen und zwar auch von Menschen, die im Jahre 1994 noch in den Windeln lagen. Doch der Reihe nach...
Im wesentlichen haben wir es mit drei Handlungssträngen zu tun: Killer Vincent Vega soll die Frau seines Chefs ausführen, was in einer Überdosis Heroin endet, die sie knapp überlebt. Vincents Killerkollege Jules erlebt im Rahmen eines Auftrags mit Vincent ein Wunder, dass ihn seinen Beruf und sein Leben hinterfragen lässt. Und schließlich wird noch die Geschichte des Boxers Butch erzählt, der einen Kampf gewinnt, den er eigentlich verlierenn sollte und der, bevor er das Land verlassen kann, noch so einiges erleben muss. Alle drei Geschichten sind auf einzigartige Weise miteinander verknüpft, weil sich die Wege der Figuren kreuzen und die meisten in zwei oder sogar allen drei Geschichten vorkommen.
Damit ist eigentlich überhaupt nichts über den Film, noch nicht einmal über die Handlung gesagt. Aber mehr kann man andererseits auch kaum darüber sagen. Also sagen wir lieber etwas über die Musik. Man spürt ganz deutlich, dass hier jemand am Werk war, der sich in der Filmgeschichte wirklich auskennt und der in Filmen auf Musik achtet. Zum damaligen Zeitpunkt war Tarantinos Musikauswahl revolutionär, mittlerweile ist natürlich auch diese mehrfach kopiert worden. Mindestens die Hälfte der Lieder aus Pulp Fiction wird für die heute unter 40jährigen auf ewig mit diesem Film verbunden sein, wenngleich die Songs auch schon in anderen Kontexten vorkamen und zumeist wesentlich älter sind als wir.
Die Schnitte und die Zusammensetzung der Szenen muss nicht gelobt werden, genausowenig das Szenenbild. Hier wurde Geschichte geschrieben. Dies gilt auch für die Dialoge, aber zu denen muss einfach noch etwas gesagt werden: Eine ganze Generation hat im Anschluss an den Film ihre Vorliebe für die kleinen Themen des Alltags entdeckt, noch ein Jahrzehnt danach fühlte man sich beim abendlichen Couchtalk und den dabei vorgetragenen endlosen Schwafeleien mancher Freunde an eine schlechte Version von Pulp Fiction erinnert. In dieser Hinsicht ist Tarantinos Meisterwerk bis heute unerreicht, man könnte Jules und Vincent auch beim zehnten Ansehen des Films stundenlang zuhören, wie sie über die Banalitäten des Alltags sinieren, während sie Leute umlegen.
Und nun zum Besten in einem der besten Filme: Mister Wolf. Wenn Kobayashi in "Die üblichen Verdächtigen" cool ist, dann ist Winston Wolf der Großmeister der Meister der Coolness. Selbst als Wolf in peinlicher Weise die Hände hebt und von der Vision einer Taxifahrt spricht, ist er megacool. Hinzu kommt, dass die 10 Minuten, in denen er auftritt, dialogisch und darstellerisch perfektes Kino sind. Nicht ein Wort kann hier ausgetauscht werden, nicht eine Geste könnte besser sein, jeder Kameraschwenk ist perfekt.
Legendär sind natürlich auch die Tanzszene von Travolta und Thurman, die Drogenkaufszene und natürlich die Bibelzitatsmonologe von Samuel L. Jackson. Eigentlich sind alle Szenen des Films in die Geschichte eingegangen und das völlig zurecht.
Von all den Versuchen, Pulp Fiction, vor allem hinsichtlich der Intensität und Realitätsnähe der Dialoge, zu kopieren, halte ich Guy Ritchies "Bube, Dame, König, GrAs" für den gelungensten. "Lammbock" hat in dieser Hinsicht einige gute Ansätze, verkommt aber zu oft zur Teeniekomödie. Tröstlich sollte für die anderen Filmemacher sein, dass auch Tarantino selbst diese Intensität nicht wieder erreicht hat (bislang).
Im wesentlichen haben wir es mit drei Handlungssträngen zu tun: Killer Vincent Vega soll die Frau seines Chefs ausführen, was in einer Überdosis Heroin endet, die sie knapp überlebt. Vincents Killerkollege Jules erlebt im Rahmen eines Auftrags mit Vincent ein Wunder, dass ihn seinen Beruf und sein Leben hinterfragen lässt. Und schließlich wird noch die Geschichte des Boxers Butch erzählt, der einen Kampf gewinnt, den er eigentlich verlierenn sollte und der, bevor er das Land verlassen kann, noch so einiges erleben muss. Alle drei Geschichten sind auf einzigartige Weise miteinander verknüpft, weil sich die Wege der Figuren kreuzen und die meisten in zwei oder sogar allen drei Geschichten vorkommen.
Damit ist eigentlich überhaupt nichts über den Film, noch nicht einmal über die Handlung gesagt. Aber mehr kann man andererseits auch kaum darüber sagen. Also sagen wir lieber etwas über die Musik. Man spürt ganz deutlich, dass hier jemand am Werk war, der sich in der Filmgeschichte wirklich auskennt und der in Filmen auf Musik achtet. Zum damaligen Zeitpunkt war Tarantinos Musikauswahl revolutionär, mittlerweile ist natürlich auch diese mehrfach kopiert worden. Mindestens die Hälfte der Lieder aus Pulp Fiction wird für die heute unter 40jährigen auf ewig mit diesem Film verbunden sein, wenngleich die Songs auch schon in anderen Kontexten vorkamen und zumeist wesentlich älter sind als wir.
Die Schnitte und die Zusammensetzung der Szenen muss nicht gelobt werden, genausowenig das Szenenbild. Hier wurde Geschichte geschrieben. Dies gilt auch für die Dialoge, aber zu denen muss einfach noch etwas gesagt werden: Eine ganze Generation hat im Anschluss an den Film ihre Vorliebe für die kleinen Themen des Alltags entdeckt, noch ein Jahrzehnt danach fühlte man sich beim abendlichen Couchtalk und den dabei vorgetragenen endlosen Schwafeleien mancher Freunde an eine schlechte Version von Pulp Fiction erinnert. In dieser Hinsicht ist Tarantinos Meisterwerk bis heute unerreicht, man könnte Jules und Vincent auch beim zehnten Ansehen des Films stundenlang zuhören, wie sie über die Banalitäten des Alltags sinieren, während sie Leute umlegen.
Und nun zum Besten in einem der besten Filme: Mister Wolf. Wenn Kobayashi in "Die üblichen Verdächtigen" cool ist, dann ist Winston Wolf der Großmeister der Meister der Coolness. Selbst als Wolf in peinlicher Weise die Hände hebt und von der Vision einer Taxifahrt spricht, ist er megacool. Hinzu kommt, dass die 10 Minuten, in denen er auftritt, dialogisch und darstellerisch perfektes Kino sind. Nicht ein Wort kann hier ausgetauscht werden, nicht eine Geste könnte besser sein, jeder Kameraschwenk ist perfekt.
Legendär sind natürlich auch die Tanzszene von Travolta und Thurman, die Drogenkaufszene und natürlich die Bibelzitatsmonologe von Samuel L. Jackson. Eigentlich sind alle Szenen des Films in die Geschichte eingegangen und das völlig zurecht.
Von all den Versuchen, Pulp Fiction, vor allem hinsichtlich der Intensität und Realitätsnähe der Dialoge, zu kopieren, halte ich Guy Ritchies "Bube, Dame, König, GrAs" für den gelungensten. "Lammbock" hat in dieser Hinsicht einige gute Ansätze, verkommt aber zu oft zur Teeniekomödie. Tröstlich sollte für die anderen Filmemacher sein, dass auch Tarantino selbst diese Intensität nicht wieder erreicht hat (bislang).
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Die 100 besten Filme - 10. Die üblichen Verdächtigen
marla s, 18:12h
Was das Finish angeht, ist der Film legendär: Abgesehen von Memento und Donnie Darko wird nirgends ein Ende hingelegt, das dermaßen spektakulär ist. Und dabei haben die Macher lediglich einige Szenen und Textzeilen aus dem Film neu zusammen geschnitten und sie eindrucksvoll ineinander fließen lassen. Dennoch bringt dieses Ende die Zuschauer wieder einmal dazu, den Boden unter den Füßen zu verlieren und nach Halt zu hangeln.
Was außer dem Ende gibt es noch zu loben? Nun, eigentlich alles: Eine super Idee mit einem ebenso super umgesetzten Drehbuch, Darsteller, die an die alte Schule erinnern und auch entsprechend spielen (ich denke da an Byrne und Baldwin, aber auch an Pollack) und einen Neuling, den damals noch keiner kannte, heute aber dafür jeder: Benicio Del Toro legt seine Rolle dermaßen schräg an, dass selbst die Macher lange unsicher waren, ob der Film das verkraften könne. Nun, er kann es.
Mir gefiel auch immer die Eröffnung des Films, weil hier wie in längst vergangenen Zeiten die Namen der Akteure und anderweitig Beteiligten zu bemerkenswerter Musik in gemütlichem Tempo durchlaufen und man sich nicht schon auf eine Handlung konzentrieren muss. Denn diese wird mit zunehmender Dauer des Films eh noch komplex genug.
Der Clou des Films ist natürlich Keyser Söze, einer der spannendsten Charaktere der Filmgeschichte und sicher einer der besten Bösewichte. Gespielt von Kevin Spacey, sieht man dabei auch gleich noch eine der besten Nebendarstellungen aller Zeiten. Spacey spielt bereits den Verbal absolut großartig, aber dass Verbal dann auch noch von Keyser Söze gespielt wird, setzt dem Ganzen die Krone auf. Wie auch immer, die Verhörszenen im Polizeipräsidium, allein schon das Gerede über den Kaffee und das Austrocknen als kleines Kind ("...dass meine Pisse wie Rotz rauskam."), sind ganz große Unterhaltung.
Überhaupt bietet der Film ganz genau das: Unterhaltung. Denn ab dem zweiten Ansehen weicht die Atemlosigkeit, die nach dem ersten Sehen alle anderen Emotionen überdeckte, der Erkenntnis, dass dieser Film eine spannende Geschichte (eigentlich mehrere) erzählt, voll von intelligentem Witz ist und die zeitlichen Schnitte, die aus der Erzählperspektive heraus notwendigerweise gemacht werden müssen, derart exzellent meistert, dass allein dies schon wieder Unterhaltungswert hat.
Die Figuren weisen nicht die Tiefe anderer Filme auf, sie geben nur jene Facetten preis, die die Geschichte voranbringen. So wirkt das Ganze mitunter etwas comichaft, allerdings liegt genau darin die Seele des Films: Hier sollte keine realistische Geschichte erzählt werden, die so ständig an jeder Ecke passieren kann, und man braucht hier auch keine Figuren, die sich entwickeln. Nein, ganz im Gegenteil, wir haben es mit einem Film zu tun, der das Medium Film an sich ehrt und mit ihm spielt und dabei mitunter wie ein momenthafter Ausschnitt seiner selbst wirkt. Ein Film wie "Die üblichen Verdächtigen" zeigt seine Wirkung vor allem im Kontext anderer Filme, er setzt voraus, dass der Zuschauer schon Einiges gesehen hat.
Und so verstehe ich ihn als eine Art Spiel mit der Filmemacherei und, bezieht man das Ende mit ein, auch mit sich selbst. Es dürfte unnötig sein zu erwähnen, dass diese Gestaltung und der Aufbau des Films, vor allem die Erzählweise und der Ablauf am Ende, seither unzählige Nachahmer gefunden hat.
Die neben dem Ende beste Szene ist für mich der erste Auftritt von Pete Postlethwaite als Anwalt Kobayashi: Was für eine Coolness!
Was außer dem Ende gibt es noch zu loben? Nun, eigentlich alles: Eine super Idee mit einem ebenso super umgesetzten Drehbuch, Darsteller, die an die alte Schule erinnern und auch entsprechend spielen (ich denke da an Byrne und Baldwin, aber auch an Pollack) und einen Neuling, den damals noch keiner kannte, heute aber dafür jeder: Benicio Del Toro legt seine Rolle dermaßen schräg an, dass selbst die Macher lange unsicher waren, ob der Film das verkraften könne. Nun, er kann es.
Mir gefiel auch immer die Eröffnung des Films, weil hier wie in längst vergangenen Zeiten die Namen der Akteure und anderweitig Beteiligten zu bemerkenswerter Musik in gemütlichem Tempo durchlaufen und man sich nicht schon auf eine Handlung konzentrieren muss. Denn diese wird mit zunehmender Dauer des Films eh noch komplex genug.
Der Clou des Films ist natürlich Keyser Söze, einer der spannendsten Charaktere der Filmgeschichte und sicher einer der besten Bösewichte. Gespielt von Kevin Spacey, sieht man dabei auch gleich noch eine der besten Nebendarstellungen aller Zeiten. Spacey spielt bereits den Verbal absolut großartig, aber dass Verbal dann auch noch von Keyser Söze gespielt wird, setzt dem Ganzen die Krone auf. Wie auch immer, die Verhörszenen im Polizeipräsidium, allein schon das Gerede über den Kaffee und das Austrocknen als kleines Kind ("...dass meine Pisse wie Rotz rauskam."), sind ganz große Unterhaltung.
Überhaupt bietet der Film ganz genau das: Unterhaltung. Denn ab dem zweiten Ansehen weicht die Atemlosigkeit, die nach dem ersten Sehen alle anderen Emotionen überdeckte, der Erkenntnis, dass dieser Film eine spannende Geschichte (eigentlich mehrere) erzählt, voll von intelligentem Witz ist und die zeitlichen Schnitte, die aus der Erzählperspektive heraus notwendigerweise gemacht werden müssen, derart exzellent meistert, dass allein dies schon wieder Unterhaltungswert hat.
Die Figuren weisen nicht die Tiefe anderer Filme auf, sie geben nur jene Facetten preis, die die Geschichte voranbringen. So wirkt das Ganze mitunter etwas comichaft, allerdings liegt genau darin die Seele des Films: Hier sollte keine realistische Geschichte erzählt werden, die so ständig an jeder Ecke passieren kann, und man braucht hier auch keine Figuren, die sich entwickeln. Nein, ganz im Gegenteil, wir haben es mit einem Film zu tun, der das Medium Film an sich ehrt und mit ihm spielt und dabei mitunter wie ein momenthafter Ausschnitt seiner selbst wirkt. Ein Film wie "Die üblichen Verdächtigen" zeigt seine Wirkung vor allem im Kontext anderer Filme, er setzt voraus, dass der Zuschauer schon Einiges gesehen hat.
Und so verstehe ich ihn als eine Art Spiel mit der Filmemacherei und, bezieht man das Ende mit ein, auch mit sich selbst. Es dürfte unnötig sein zu erwähnen, dass diese Gestaltung und der Aufbau des Films, vor allem die Erzählweise und der Ablauf am Ende, seither unzählige Nachahmer gefunden hat.
Die neben dem Ende beste Szene ist für mich der erste Auftritt von Pete Postlethwaite als Anwalt Kobayashi: Was für eine Coolness!
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Die 100 besten Filme - 9. Gran Torino
marla s, 12:20h
Wenn Nolan die laute, mainstreamige Seite des Films im 21. Jahrhundert begründet hat, dann könnte man Clint Eastwood zuschreiben, dasselbe für die stillen, für die weniger gigantischen Geschichten getan zu haben. Was er seit Beginn des neuen Jahrtausends so gebracht hat, war in jedem einzelnen Fall extrem gut. Bekannt geworden sind vor allem "Million Dollar Baby" und "Mystic River", weil beide auch bei den Oscars groß abräumen konnten. Fragt man aber Menschen, die gute Filme lieben, in gemütlichen Gesprächsrunden nach ihrem liebsten Eastwood-Film, so antworten die meisten: Gran Torino, woran sich in der Regel eine schwärmerische Rezitation der besten Szenen anschließt.
Es ist ein Film, der das Herz berührt. Dies tut er nicht auf eine so düstere Weise wie Mystic River und nicht auf eine so tiefgreifend philosophische wie Million Dollar Baby. Der Film bewegt vielmehr durch eine Geschichte, die schon tausendfach erzählt worden ist (die Katharsis eines griesgrämigen alten Mannes), aber dabei eine Tiefe erlangt, die neu ist. Diese Tiefe speist sich zum einen aus dem wunderbaren Gegensatz, den Eastwoods professionelles und routiniertes Schauspiel zu der frischen und in keinster Weise künstlich aufgeladenen Darstellung der beiden Geschwister aus dem Nachbarhaus aufbaut. Zum anderen kommt die Tiefe aus den diversen Nebenhandlungen, die sich aus Kontakten zum Priester, der örtlichen Gang oder zum Frisieur ergeben.
Das Benehmen des Helden, und daraus gewinnt der Film viel von seinem Charme, rüttelt den Zuschauer nicht auf, konfrontiert ihn nicht mit einer überirdischen Moral sondern folgt zumeist den Instinkten, denen auch wir in den entsprechenden Situationen gern folgen würden. Dass dabei auch Bezüge zu früheren Eastwoodfilmen entstehen, ist schon hinlänglich beschrieben worden und macht den Film noch interessanter, stellt aber aus meiner Sicht keine große Leistung dar.
Diese ist vielmehr darin zu sehen, einen totzitierten Plot auf eine dermaßen erfrischende und herzerwärmende Weise neu aufzutischen. Nichts an Gran Torino ist revolutionär, einzigartig, anspruchsvoll oder herausragend. Der Film ist still, eingängig und symphatisch und schafft es dabei irgendwie, besser als fast alle anderen Filme zu sein.
Für mich ist der Film voll von guten Szenen und es ist mir nicht möglich eine herauszuheben. Ich liebe die Gespräche mit dem Priester, natürlich die ersten Konfrontationen mit den Nachbarn ("Runter von meinem Rasen!" oder "Man kann ja auch mal mit anderen Leuten etwas trinken."), die Unterhaltungen mit Tao, zu Beginn gern mit Schimpfworten wie "Frühlingsrolle" versehen, die Dialoge mit dem Friseur, auf der Baustelle und und und. Und natürlich hat der Film einen tollen Schluss, vor allem die Beisetzungsszene mit Ansprache des Priesters und die Testamentsverlesung sind herrlich.
Ein herrlicher Film für depressive Sonntagsnachmittage. Es geht einem zwar hinterher nicht unbedingt besser, aber irgendwie kriegt man das Gefühl, dass trotzdem alles gut ist.
Es ist ein Film, der das Herz berührt. Dies tut er nicht auf eine so düstere Weise wie Mystic River und nicht auf eine so tiefgreifend philosophische wie Million Dollar Baby. Der Film bewegt vielmehr durch eine Geschichte, die schon tausendfach erzählt worden ist (die Katharsis eines griesgrämigen alten Mannes), aber dabei eine Tiefe erlangt, die neu ist. Diese Tiefe speist sich zum einen aus dem wunderbaren Gegensatz, den Eastwoods professionelles und routiniertes Schauspiel zu der frischen und in keinster Weise künstlich aufgeladenen Darstellung der beiden Geschwister aus dem Nachbarhaus aufbaut. Zum anderen kommt die Tiefe aus den diversen Nebenhandlungen, die sich aus Kontakten zum Priester, der örtlichen Gang oder zum Frisieur ergeben.
Das Benehmen des Helden, und daraus gewinnt der Film viel von seinem Charme, rüttelt den Zuschauer nicht auf, konfrontiert ihn nicht mit einer überirdischen Moral sondern folgt zumeist den Instinkten, denen auch wir in den entsprechenden Situationen gern folgen würden. Dass dabei auch Bezüge zu früheren Eastwoodfilmen entstehen, ist schon hinlänglich beschrieben worden und macht den Film noch interessanter, stellt aber aus meiner Sicht keine große Leistung dar.
Diese ist vielmehr darin zu sehen, einen totzitierten Plot auf eine dermaßen erfrischende und herzerwärmende Weise neu aufzutischen. Nichts an Gran Torino ist revolutionär, einzigartig, anspruchsvoll oder herausragend. Der Film ist still, eingängig und symphatisch und schafft es dabei irgendwie, besser als fast alle anderen Filme zu sein.
Für mich ist der Film voll von guten Szenen und es ist mir nicht möglich eine herauszuheben. Ich liebe die Gespräche mit dem Priester, natürlich die ersten Konfrontationen mit den Nachbarn ("Runter von meinem Rasen!" oder "Man kann ja auch mal mit anderen Leuten etwas trinken."), die Unterhaltungen mit Tao, zu Beginn gern mit Schimpfworten wie "Frühlingsrolle" versehen, die Dialoge mit dem Friseur, auf der Baustelle und und und. Und natürlich hat der Film einen tollen Schluss, vor allem die Beisetzungsszene mit Ansprache des Priesters und die Testamentsverlesung sind herrlich.
Ein herrlicher Film für depressive Sonntagsnachmittage. Es geht einem zwar hinterher nicht unbedingt besser, aber irgendwie kriegt man das Gefühl, dass trotzdem alles gut ist.
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Donnerstag, 5. Januar 2012
Die 100 besten Filme - 8. Collateral
marla s, 16:43h
Ich bin der Ansicht, dass man Filme ruhig moralisch bewerten darf und Schauspieler ebenso. Und so finde ich es ausgesprochen legitim, dass man Tom Cruise wegen seiner religiösen Einstellung für einen schlechten Menschen und in der Folge auch für einen schlechten Schauspieler hält. Wie bei Di Caprio scheint es im Bezug auf ihn Viele zu geben, die seinen Anblick einfach nicht ertragen.
Nun, mich hat all das nie interessiert. Es gibt eine Menge Filme, in denen Tom Cruise bestenfalls mittelmäßig agiert, aber in Werken wie "Magnolia" oder "Collateral" ist das anders.
Genausowenig halte ich "Heat" für einen besseren Film als "Collateral". Die beiden werden geradezu zwangsläufig miteinander verglichen, wozu der Macher beider Filme, Michael Mann, nicht unerheblich beigetragen hat. Der eine Film beginnt auf einem Flughafen, der andere endet dort. Der andere beginnt auf einem Bahnhof, der eine endet dort. Die Stars beider Filme sind vermeintliche Kriminelle, die ihr Alter Ego in einem Nichtkriminellen finden usw.
Dass "Heat" diese Vergleiche in der Regel gewinnt, finde ich nachvollziehbar, sehe es aber anders. Sicherlich sind Pacino und DeNiro in "Heat" gewohnt großartig, aber "Collateral" ist besser, für mich sogar der achtbeste Film aller Zeiten. Punkt.
Gedreht wurde er ausschließlich digital und nachts, was den Film in ein ganz eigenes Licht tauchen lässt. Immer wieder lässt der Regisseur Overhead-Aufnahmen einfließen, die das Taxi, in welchem die beiden Hauptakteure die meiste Zeit des Films verbringen, im Kontext des nächtlichen Großstadtdschungels zeigen. Hin und wieder entschwindet die Nacht für kurze Momente und wird vom schaurigen Dämmerlicht der Wohnhäuser, Clubs und Institutionen abgelöst, in denen die vermeintliche Haupthandlung abläuft.
Noch mal zum Taxi: Ganz selten durfte man ein solches Wechselspiel genießen, Max (Jamie Fox) und Vincent (Tom Cruise) machen innerhalb weniger Stunden eine gewaltige und dennoch durch und durch nachvollziehbare persönliche Entwicklung durch. Die Dialoge sind unwiderstehlich ("Sie kannten den Kerl nicht einmal?" "Darf ich die Menschen erst töten, nachdem ich sie kennen gelernt habe?") und immer wieder wechseln sich die Protagonisten in ihren Rollen als Vorlagengeber und Sprecher ab. Das alles ist exzellent gespielt und brachte unverständlicherweise lediglich Jamie Fox eine Oskarnominierung ein.
Die großartigste Szene des Films spielt sich dann im Club "Fever" ab: Hier werden alle Handlungsstränge - vorübergehend - meisterlich vermischt, alle wichtigen Akteure des Films sind für wenige Minuten im selben Raum, Vincent rettet Max das Leben und tötet neben seinem Auftrag auch noch Denjenigen, der ihm am dichtesten auf den Fersen ist.
Nicht unerwähnt bleiben darf der großartige Mini-Auftritt Javier Bardems als Felix, der eine nette Geschichte zum Besten gibt und im Dialog mit Max durch sein herausragendes Spiel verantwortlich dafür ist, dass wir an Max eine Veränderung wahrnehmen dürfen, die angesichts der bis dahin durchgestandenen Ereignisse dieser Nacht nicht nur bewundernswert und doch auch nachvollziehbar, sondern eben auch glaubhaft ist.
Zusammengefasst: Eine wunderbare Studie der Entwicklung zweier Männer, die im Tanz miteinander eine extreme Entwicklung durchmachen, Selbstzweifel und unerwartete Zuwendung erfahren und dabei beide lernen, über ihren Horizont hinauszublicken. Dass Vincent am Ende sterben muss, und das auch noch durch Max' Hand, ist vielleicht unnötig und erscheint typisch Hollywood-amerikanisch, erinnert aber auch an die griechische Tragödie und nicht zuletzt an "Heat".
Nun, mich hat all das nie interessiert. Es gibt eine Menge Filme, in denen Tom Cruise bestenfalls mittelmäßig agiert, aber in Werken wie "Magnolia" oder "Collateral" ist das anders.
Genausowenig halte ich "Heat" für einen besseren Film als "Collateral". Die beiden werden geradezu zwangsläufig miteinander verglichen, wozu der Macher beider Filme, Michael Mann, nicht unerheblich beigetragen hat. Der eine Film beginnt auf einem Flughafen, der andere endet dort. Der andere beginnt auf einem Bahnhof, der eine endet dort. Die Stars beider Filme sind vermeintliche Kriminelle, die ihr Alter Ego in einem Nichtkriminellen finden usw.
Dass "Heat" diese Vergleiche in der Regel gewinnt, finde ich nachvollziehbar, sehe es aber anders. Sicherlich sind Pacino und DeNiro in "Heat" gewohnt großartig, aber "Collateral" ist besser, für mich sogar der achtbeste Film aller Zeiten. Punkt.
Gedreht wurde er ausschließlich digital und nachts, was den Film in ein ganz eigenes Licht tauchen lässt. Immer wieder lässt der Regisseur Overhead-Aufnahmen einfließen, die das Taxi, in welchem die beiden Hauptakteure die meiste Zeit des Films verbringen, im Kontext des nächtlichen Großstadtdschungels zeigen. Hin und wieder entschwindet die Nacht für kurze Momente und wird vom schaurigen Dämmerlicht der Wohnhäuser, Clubs und Institutionen abgelöst, in denen die vermeintliche Haupthandlung abläuft.
Noch mal zum Taxi: Ganz selten durfte man ein solches Wechselspiel genießen, Max (Jamie Fox) und Vincent (Tom Cruise) machen innerhalb weniger Stunden eine gewaltige und dennoch durch und durch nachvollziehbare persönliche Entwicklung durch. Die Dialoge sind unwiderstehlich ("Sie kannten den Kerl nicht einmal?" "Darf ich die Menschen erst töten, nachdem ich sie kennen gelernt habe?") und immer wieder wechseln sich die Protagonisten in ihren Rollen als Vorlagengeber und Sprecher ab. Das alles ist exzellent gespielt und brachte unverständlicherweise lediglich Jamie Fox eine Oskarnominierung ein.
Die großartigste Szene des Films spielt sich dann im Club "Fever" ab: Hier werden alle Handlungsstränge - vorübergehend - meisterlich vermischt, alle wichtigen Akteure des Films sind für wenige Minuten im selben Raum, Vincent rettet Max das Leben und tötet neben seinem Auftrag auch noch Denjenigen, der ihm am dichtesten auf den Fersen ist.
Nicht unerwähnt bleiben darf der großartige Mini-Auftritt Javier Bardems als Felix, der eine nette Geschichte zum Besten gibt und im Dialog mit Max durch sein herausragendes Spiel verantwortlich dafür ist, dass wir an Max eine Veränderung wahrnehmen dürfen, die angesichts der bis dahin durchgestandenen Ereignisse dieser Nacht nicht nur bewundernswert und doch auch nachvollziehbar, sondern eben auch glaubhaft ist.
Zusammengefasst: Eine wunderbare Studie der Entwicklung zweier Männer, die im Tanz miteinander eine extreme Entwicklung durchmachen, Selbstzweifel und unerwartete Zuwendung erfahren und dabei beide lernen, über ihren Horizont hinauszublicken. Dass Vincent am Ende sterben muss, und das auch noch durch Max' Hand, ist vielleicht unnötig und erscheint typisch Hollywood-amerikanisch, erinnert aber auch an die griechische Tragödie und nicht zuletzt an "Heat".
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Die 100 besten Filme - 7. Die Gefährten
marla s, 16:01h
Ich gehöre zu Denjenigen, welche die "Der Herr der Ringe"-Bücher in der späten Kindheit erstmalig gelesen haben, dies dann beinahe jährlich wiederholten und sich zunehmend eine angemessene Verfilmung wünschten. Sicher, es gab da diesen Trickfilm, aber, ganz abgesehen davon, dass dieser in Helms Klamm endete, wurde er diesem Anspruch nicht einmal im Ansatz gerecht. Und so galt es zu warten und zu hoffen, ob sich mal Jemand an diesen "unverfilmbaren" Stoff heranwagen würde.
Gegen Ende der 90er wurden dann allmählich Gerüchte laut. Nein, es ging dabei nicht um einen Schatten im Osten, es hieß vielmehr, dass sich jenseits des großen Meeres tatsächlich ein Studio und eine Gruppe um einen mutigen und Tolkien-verrückten Regisseur an den Stoff gewagt hätten. Dass es sich um ein Wagnis handeln musste, war uns allen klar, denn man konnte zum einen nicht wissen, wieviele Besucher man neben den Hardlinern für die Materie würde begeistern können und zum anderen würde eine einigermaßen adäquate Verfilmung unglaublich teuer werden.
Nun kann man ja über Hollywood sagen, was man will, man kann den Glamour verabscheuen, den Mainstream, die Fixiertheit auf Einspielergebnisse. Aber eine derart großartige Verfilmung der Bücher wäre ohne Hollywood undenkbar gewesen. Und großartig ist sie allemal: Was für ein Szenenbild, was für unglaubliche Effekte, was für eine Musik und Soundeffekte. Und auch schauspielerisch wird uns einiges geboten: Das Wechselspiel der beiden Ians in Beutelsend, ein majestätisch-theatralischer Hugo Weaving; Viggo Mortensen und Cate Blanchett sind ebenfalls ausgezeichnet.
Die Seele des Films liegt aber jenseits dieser tradionellen Beurteilungskategorien. Es ist ein Film, an den man sein Herz verlieren kann, der uns eintauchen lässt in die Märchenwelt unserer Kindheit und das tut er bunter, schillernder und gewaltiger als es unsere Träume je konnten.
Natürlich kann man kritikwürdige Aspekte finden: Manche Schauspieler-Leistungen lassen zu wünschen übrig, die Handlung wirkt an einigen Stellen (für nicht Tolkienfans) zu langatmig oder (für Tolkienfans) zu schnell abgeschnitten. Mir persönlich ist die Orientierung an der Ring-Geschichte zu streng: Zu viele Nebenhandlungen, die das Buch so einzigartig machen, weil es eben nicht wie der typische Roman geschrieben worden ist sondern der Verfasser zu Beginn selbst noch nicht wusste, wo ihn die Reise hintragen würde, sind ausgelassen worden. Ich vermisse z. B. viele Bruchtalgespräche und -reden, die Wölfe und natürlich Tom Bombadil und seine Goldbeere!
Aber all das zu integrieren, hätte natürlich den verfilmbaren Rahmen gesprengt und so sind wir Fans zufrieden und freuen uns auf die Verfilmungen des "Hobbits".
Warum der erste Teil der Trilogie in meinen Augen besser als die beiden anderen ist, hängt stark mit der Romanvorlage zusammen: Die Geschichte entwickelt sich dort äußerst schleppend und unvorhersehbar, was die erste Hälfte des ersten Buches einzigartig macht und beim Lesen jede Menge Wohlgefühl erzeugt. Man taucht quasi ein in die beschauliche, sichere Welt des Auenlandes, darf für kurze Zeit zu Gast sein und verdrängt die aufsteigende Gewissheit, dass es mit der Idylle bald ein Ende haben wird.
Irgendwie atmet "Die Gefährten", trotz der Gradlinigkeit, die die Filmemacher in die Geschichte gebracht haben, noch immer diesen Spirit des Buches. Man spürt den Frieden, die Sicherheit, das Gute, und zwar nicht nur im Auenland sondern auch in Bruchtal, in Lothlorien und kurzzeitig sogar in Moria (neben den Pelennorfields im dritten Teil die großartigste Szene der Trilogie). Das ist sicher beabsichtigt und macht diesen Film für mich zum besten der Drei.
Gegen Ende der 90er wurden dann allmählich Gerüchte laut. Nein, es ging dabei nicht um einen Schatten im Osten, es hieß vielmehr, dass sich jenseits des großen Meeres tatsächlich ein Studio und eine Gruppe um einen mutigen und Tolkien-verrückten Regisseur an den Stoff gewagt hätten. Dass es sich um ein Wagnis handeln musste, war uns allen klar, denn man konnte zum einen nicht wissen, wieviele Besucher man neben den Hardlinern für die Materie würde begeistern können und zum anderen würde eine einigermaßen adäquate Verfilmung unglaublich teuer werden.
Nun kann man ja über Hollywood sagen, was man will, man kann den Glamour verabscheuen, den Mainstream, die Fixiertheit auf Einspielergebnisse. Aber eine derart großartige Verfilmung der Bücher wäre ohne Hollywood undenkbar gewesen. Und großartig ist sie allemal: Was für ein Szenenbild, was für unglaubliche Effekte, was für eine Musik und Soundeffekte. Und auch schauspielerisch wird uns einiges geboten: Das Wechselspiel der beiden Ians in Beutelsend, ein majestätisch-theatralischer Hugo Weaving; Viggo Mortensen und Cate Blanchett sind ebenfalls ausgezeichnet.
Die Seele des Films liegt aber jenseits dieser tradionellen Beurteilungskategorien. Es ist ein Film, an den man sein Herz verlieren kann, der uns eintauchen lässt in die Märchenwelt unserer Kindheit und das tut er bunter, schillernder und gewaltiger als es unsere Träume je konnten.
Natürlich kann man kritikwürdige Aspekte finden: Manche Schauspieler-Leistungen lassen zu wünschen übrig, die Handlung wirkt an einigen Stellen (für nicht Tolkienfans) zu langatmig oder (für Tolkienfans) zu schnell abgeschnitten. Mir persönlich ist die Orientierung an der Ring-Geschichte zu streng: Zu viele Nebenhandlungen, die das Buch so einzigartig machen, weil es eben nicht wie der typische Roman geschrieben worden ist sondern der Verfasser zu Beginn selbst noch nicht wusste, wo ihn die Reise hintragen würde, sind ausgelassen worden. Ich vermisse z. B. viele Bruchtalgespräche und -reden, die Wölfe und natürlich Tom Bombadil und seine Goldbeere!
Aber all das zu integrieren, hätte natürlich den verfilmbaren Rahmen gesprengt und so sind wir Fans zufrieden und freuen uns auf die Verfilmungen des "Hobbits".
Warum der erste Teil der Trilogie in meinen Augen besser als die beiden anderen ist, hängt stark mit der Romanvorlage zusammen: Die Geschichte entwickelt sich dort äußerst schleppend und unvorhersehbar, was die erste Hälfte des ersten Buches einzigartig macht und beim Lesen jede Menge Wohlgefühl erzeugt. Man taucht quasi ein in die beschauliche, sichere Welt des Auenlandes, darf für kurze Zeit zu Gast sein und verdrängt die aufsteigende Gewissheit, dass es mit der Idylle bald ein Ende haben wird.
Irgendwie atmet "Die Gefährten", trotz der Gradlinigkeit, die die Filmemacher in die Geschichte gebracht haben, noch immer diesen Spirit des Buches. Man spürt den Frieden, die Sicherheit, das Gute, und zwar nicht nur im Auenland sondern auch in Bruchtal, in Lothlorien und kurzzeitig sogar in Moria (neben den Pelennorfields im dritten Teil die großartigste Szene der Trilogie). Das ist sicher beabsichtigt und macht diesen Film für mich zum besten der Drei.
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