Montag, 5. März 2012
Die 100 besten Filme – 26. Das Leben der Anderen
marla s, 14:45h
Es ist wieder einmal sehr schwierig sich dem kritischen Gefasel um diesen Film zu widersetzen, geschweige denn, es ganz zu ignorieren. Zunächst denkt man natürlich an Martina Gedecks Kritik ihre Rolle betreffend: Während die Männer des Films tief greifende und für den Zuschauer absolut eindrucksvolle Entwicklungen nehmen, wird die Frau, einem Mac Guffin gleich, in die Handlung geworfen, um buchstäblich gegenständlich zu agieren und den Herren der Schöpfung die jeweilige Katharsis zu ermöglichen. Gedeck ist dabei immer gerade das, was die Männer in der jeweiligen Situation weiterbringt, tritt aber selbst auf der Stelle und lenkt den Blick des Zuschauers dadurch immer wieder von sich weg.
Mit dieser Kritik hat die großartige Schauspielerin selbstverständlich absolut recht und zweifellos ist die Anlage ihrer Rolle der deutlichste Schwachpunkt dieses Films. Des Weiteren könnte man wiederum die Realitätstreue bemängeln: Natürlich hat keine Stasi-Mann derart einsiedlerisch gelebt, natürlich sind Abhöraktionen nicht so abgelaufen wie dargestellt und selbstverständlich ging es in der Künstlerszene der DDR anders zu. Aber wie immer wollen wir uns nicht um Realitätstreue scheren und uns stattdessen dem Film an sich zuwenden.
Dieser ist für mich das Beste an Mainstream, was Deutschland je hervorgebracht hat. Die rührselige, ungemein warm erzählte und mit einem gewissen Maß Kitsch garnierte Geschichte wird den Zuschauer, der sich auf sie einlassen kann, tief bewegen. Dabei fehlt es nicht an Theatralik und dem daraus hervorgehenden Raum für die Verwirklichung der Darsteller. Und so können wir ein ums andere Mal exzellente Schauspielerleistungen bewundern, allen voran natürlich die beiden Ulrichs, Mühe und Tukur, die in jeder gemeinsamen Szene eine absolute Freude sind. Als in vielerlei Hinsicht gegensätzliche Charaktere angelegt, ergänzen sie sich spielerisch perfekt und machen so auch die ein oder andere Länge des Films erträglich.
Dass Gedeck weit unter ihren Möglichkeiten agiert, lässt sich anhand der einleitenden Bemerkungen schon erahnen. Dass sie nicht mehr zeigen konnte, ist einfach nur schade. Sebastian Koch spielt gewohnt solide, lässt sich von den großartigen Akteuren um ihn herum aber ein ums andere Mal den Schneid abkaufen.
Solide sind auch Musik, Produktion und Regie, wenngleich nichts davon außergewöhnlich ist und vor allem die Regie aus meiner Sicht oftmals überbewertet worden ist. Dass der Film dennoch derart im Gedächtnis haften bleibt, liegt – neben dem Schauspiel - in erster Linie an der eingängigen und rührseligen Geschichte. Die Vorlage und das Drehbuch sind erste Sahne und brauchen sich neben großartigen englischsprachigen Kollegen wie Memento, Fight Club oder Pulp Fiction nicht zu verstecken.
Der Höhepunkt des schnulzigen Meisterwerks ist das Ende, an welchem der gebeutelte Schriftsteller seinem Spitzel verzeiht und ihm sein neuestes Werk widmet. Zweifellos werden wir hier ganz tief hineingestoßen in triefenden Kitsch - und doch ist es sooooo schön.
Letztlich bleibt noch anzumerken, dass auch die filmisch so großartig inszenierte Versöhnung von Opfer und Täter uns nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass die historischen Hintergründe des Films auf ein dunkles Kapitel der deutschen Geschichte verweisen, das noch lange nicht hinlänglich aufgearbeitet ist.
Mit dieser Kritik hat die großartige Schauspielerin selbstverständlich absolut recht und zweifellos ist die Anlage ihrer Rolle der deutlichste Schwachpunkt dieses Films. Des Weiteren könnte man wiederum die Realitätstreue bemängeln: Natürlich hat keine Stasi-Mann derart einsiedlerisch gelebt, natürlich sind Abhöraktionen nicht so abgelaufen wie dargestellt und selbstverständlich ging es in der Künstlerszene der DDR anders zu. Aber wie immer wollen wir uns nicht um Realitätstreue scheren und uns stattdessen dem Film an sich zuwenden.
Dieser ist für mich das Beste an Mainstream, was Deutschland je hervorgebracht hat. Die rührselige, ungemein warm erzählte und mit einem gewissen Maß Kitsch garnierte Geschichte wird den Zuschauer, der sich auf sie einlassen kann, tief bewegen. Dabei fehlt es nicht an Theatralik und dem daraus hervorgehenden Raum für die Verwirklichung der Darsteller. Und so können wir ein ums andere Mal exzellente Schauspielerleistungen bewundern, allen voran natürlich die beiden Ulrichs, Mühe und Tukur, die in jeder gemeinsamen Szene eine absolute Freude sind. Als in vielerlei Hinsicht gegensätzliche Charaktere angelegt, ergänzen sie sich spielerisch perfekt und machen so auch die ein oder andere Länge des Films erträglich.
Dass Gedeck weit unter ihren Möglichkeiten agiert, lässt sich anhand der einleitenden Bemerkungen schon erahnen. Dass sie nicht mehr zeigen konnte, ist einfach nur schade. Sebastian Koch spielt gewohnt solide, lässt sich von den großartigen Akteuren um ihn herum aber ein ums andere Mal den Schneid abkaufen.
Solide sind auch Musik, Produktion und Regie, wenngleich nichts davon außergewöhnlich ist und vor allem die Regie aus meiner Sicht oftmals überbewertet worden ist. Dass der Film dennoch derart im Gedächtnis haften bleibt, liegt – neben dem Schauspiel - in erster Linie an der eingängigen und rührseligen Geschichte. Die Vorlage und das Drehbuch sind erste Sahne und brauchen sich neben großartigen englischsprachigen Kollegen wie Memento, Fight Club oder Pulp Fiction nicht zu verstecken.
Der Höhepunkt des schnulzigen Meisterwerks ist das Ende, an welchem der gebeutelte Schriftsteller seinem Spitzel verzeiht und ihm sein neuestes Werk widmet. Zweifellos werden wir hier ganz tief hineingestoßen in triefenden Kitsch - und doch ist es sooooo schön.
Letztlich bleibt noch anzumerken, dass auch die filmisch so großartig inszenierte Versöhnung von Opfer und Täter uns nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass die historischen Hintergründe des Films auf ein dunkles Kapitel der deutschen Geschichte verweisen, das noch lange nicht hinlänglich aufgearbeitet ist.
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Sonntag, 4. März 2012
Die 100 besten Filme – 25. Die zwei Türme
marla s, 10:22h
Der zweite Teil einer Trilogie ist in der Regel der undankbarste. Zuschauer haben zu diesem Zeitpunkt schon recht konkrete Erwartungen, mit denen man umgehen muss. Dennoch muss man sich Vieles für den letzten Teil aufsparen. Vor allem aber hat man damit zu kämpfen, dass man eine Geschichte zu erzählen hat, die ohne Anfang und Ende auskommen muss.
Diese Aufgabe hat das Team um Peter Jackson in „Die zwei Türme“ hervorragend gelöst. Es handelt sich zweifellos um den besten 2. Teil der Welt – was nicht heißt, dass man dem Film nicht dennoch die oben erwähnten Probleme anmerkt. Immerhin gilt es, die unterschiedlichen Wege, welche die Gefährten nehmen, weiter zu spinnen und ganz nebenbei auch noch das Volk von Rohan, Gollum und Baumbart einzuführen. Und schließlich muss auch noch der Übergang zum dritten Teil vorbereitet werden, in dem die Menschen von Gondor anhand Faramirs vorgestellt werden. Tolkien hat die damit verbundenen erzählerischen Probleme für damalige Zeiten höchst unorthodox gelöst, indem er die Handlungen in separate Bücher verfrachtete und dafür einen Verlust der chronologischen Abfolge in Kauf nahm. Der Film geht einen anderen Weg, was hohe Ansprüche an den Schnitt und die Merkfähigkeit des Zuschauers stellt.
Mitunter leidet der Film dann auch sehr unter der aufzuspannenden Komplexität. Auch einer der besten Schnitte aller Zeiten kann nicht verhindern, dass Zuschauer, die keine Tolkien-Fans sind, ab und an durcheinander kommen müssen. Ist man aber geneigt, ein gelegentliches Chaos hinzunehmen, findet man die gewohnte Qualität der Filme vor: Szenebild, Musik, Schnitte, Specialeffects, Kostüme und Kulissen sind ebenso außergewöhnlich wie wiederum einige der Darstellungen: Aragorn wächst allmählich in die Rolle des zukünftigen Königs hinein, Gimli „lebt das Zwergendasein“ und sorgt für viele komische Momente, Faramir bringt eine völlig neue Seite in die Trilogie, in dem er das bescheidene Heldentum, welches Aragorn zu Schau trägt, noch potenziert. (Dass er die Hobbits Frodo und Sam im Gegensatz zur Romanvorlage mit nach Osgiliath schleift, ist aus meiner Sicht das größte Verbrechen, welches die Filmemacher in der Trilogie begangen haben.) Und natürlich bietet Gandalf uns das gewohnte, mit mürrischen Sticheleien garnierte, wohlige Sicherheitsgefühl.
Der Höhepunkt des Films ist die Schlacht um Helms Klamm, die bereits erahnen lässt, welche Action man auf den Pelennorfeldern im dritten Teil erwarten darf. Hin und wieder ist kritisiert worden, dass die Filmmacher hier die Elben aufmarschieren und an der Seite der Menschen in eine letzte Schlacht ziehen ließen. Diese Kritik ist zweifellos berechtigt, denn sofern man Tolkiens Gesamtwerk berücksichtigt wird mehr als deutlich, dass der Ringkrieg voll von Symbolen für den Aufstieg der Menschen und den gleichzeitigen Rückzug der Elben aus Mittelerde ist. Die Schlacht um Helms Klamm ist definitiv keine der sich aus Mittelerde verabschiedenden Elben. Andererseits muss man schon froh sein, dass die Macher nicht auch noch Arwen nach Helms Klamm geholt haben (dies stand mal einige Wochen zur Debatte).
Nichtsdestotrotz ist es dann aber irgendwie doch tief bewegend, wenn die Elben aufmarschieren und Haldir dem König von Rohan erklärt, dass man das am Ende des zweiten Zeitalters geschlossene Bündnis erneuern will und es die Elben mit Freude erfüllt, „wieder mit den Menschen in die Schlacht zu ziehen.“ Zur weiteren Verteidigung sei angeführt, dass die Romanvorlage uns weismachen will, dass ca. 300 Rohirrim die Zehntausend Uruk-Hai des Saruman tagelang in Schach halten konnten. Die elbischen Unterstützung macht das Ganze also auch etwas glaubhafter.
Das Beeindruckendste am Film ist zweifellos Gollum. Was das Specialeffect-Team in Zusammenarbeit mit dem großartigen Akteur Andy Serkis hier erarbeitet hat, ist auch zehn Jahre später nicht einmal ansatzweise erreicht. Auch wenn seither in Filmen wie King Kong oder dem Planet-der-Affen-Prequel beeindruckende Charaktere mit ebenso unglaublichen Regungen und einer beinahe schon allzu menschlichen Mimik geschaffen wurden, so erwärmen die unser Herz nicht mal ansatzweise so wie Gollum. Das Augenspiel, die Bewegungen und vor allem Stimme (Serkis) und Mimik (wieder Serkis in Zusammenarbeit mit Motion Cap) sind realistischer, als man es sich beim Lesen der Bücher je erträumen konnte. Und so ist es in meinen Augen auch die beste Szene im gesamten Film, als Gollum und sein früheres Ich Smeagol in ein schizoides Wortgefecht miteinander eintreten, welches Smeagol mit den Worten: „Verschwinde und komm nie wieder!“ gewinnt.
Erwähnt werden muss auch noch die ausgezeichnete Präsentation des Volkes von Rohan. Die Macher haben die Intention des Linguisten Tolkien, dieses Volk irgendwo zwischen angelsächsischer und normannischer Tradition anzusiedeln, mehr als ernst genommen und dies hinsichtlich Kulisse, Kostümen, Bauweise, Musik, Moral – ja sogar im Hinblick auf die Sprache! – berücksichtigt.
Und natürlich muss auch Baumbart erwähnt werden, ein Wesen, das es sich herausnehmen kann, den Jahrtausende alten Gandalf „junger Meister“ zu nennen und dem passenderweise einige von Tom Bombadils Textzeilen in den Mund gelegt worden sind. Auch er und die übrigen Ents sind perfekt dargestellt worden, wenngleich die Schlacht um Isengart einige – gemessen am Niveau der Trilogie: ungewöhnliche – Schwächen bei den Effekten aufzeigt.
Resümieren kann man, dass der Film das Niveau der beiden anderen absolut hält und kaum echte Schwächen aufweist. Er ist nur leider das „Kind in der Mitte“, welches nicht Aufmerksamkeit des Jüngsten und auch nicht die Freiheiten des Ältesten genießt.
Diese Aufgabe hat das Team um Peter Jackson in „Die zwei Türme“ hervorragend gelöst. Es handelt sich zweifellos um den besten 2. Teil der Welt – was nicht heißt, dass man dem Film nicht dennoch die oben erwähnten Probleme anmerkt. Immerhin gilt es, die unterschiedlichen Wege, welche die Gefährten nehmen, weiter zu spinnen und ganz nebenbei auch noch das Volk von Rohan, Gollum und Baumbart einzuführen. Und schließlich muss auch noch der Übergang zum dritten Teil vorbereitet werden, in dem die Menschen von Gondor anhand Faramirs vorgestellt werden. Tolkien hat die damit verbundenen erzählerischen Probleme für damalige Zeiten höchst unorthodox gelöst, indem er die Handlungen in separate Bücher verfrachtete und dafür einen Verlust der chronologischen Abfolge in Kauf nahm. Der Film geht einen anderen Weg, was hohe Ansprüche an den Schnitt und die Merkfähigkeit des Zuschauers stellt.
Mitunter leidet der Film dann auch sehr unter der aufzuspannenden Komplexität. Auch einer der besten Schnitte aller Zeiten kann nicht verhindern, dass Zuschauer, die keine Tolkien-Fans sind, ab und an durcheinander kommen müssen. Ist man aber geneigt, ein gelegentliches Chaos hinzunehmen, findet man die gewohnte Qualität der Filme vor: Szenebild, Musik, Schnitte, Specialeffects, Kostüme und Kulissen sind ebenso außergewöhnlich wie wiederum einige der Darstellungen: Aragorn wächst allmählich in die Rolle des zukünftigen Königs hinein, Gimli „lebt das Zwergendasein“ und sorgt für viele komische Momente, Faramir bringt eine völlig neue Seite in die Trilogie, in dem er das bescheidene Heldentum, welches Aragorn zu Schau trägt, noch potenziert. (Dass er die Hobbits Frodo und Sam im Gegensatz zur Romanvorlage mit nach Osgiliath schleift, ist aus meiner Sicht das größte Verbrechen, welches die Filmemacher in der Trilogie begangen haben.) Und natürlich bietet Gandalf uns das gewohnte, mit mürrischen Sticheleien garnierte, wohlige Sicherheitsgefühl.
Der Höhepunkt des Films ist die Schlacht um Helms Klamm, die bereits erahnen lässt, welche Action man auf den Pelennorfeldern im dritten Teil erwarten darf. Hin und wieder ist kritisiert worden, dass die Filmmacher hier die Elben aufmarschieren und an der Seite der Menschen in eine letzte Schlacht ziehen ließen. Diese Kritik ist zweifellos berechtigt, denn sofern man Tolkiens Gesamtwerk berücksichtigt wird mehr als deutlich, dass der Ringkrieg voll von Symbolen für den Aufstieg der Menschen und den gleichzeitigen Rückzug der Elben aus Mittelerde ist. Die Schlacht um Helms Klamm ist definitiv keine der sich aus Mittelerde verabschiedenden Elben. Andererseits muss man schon froh sein, dass die Macher nicht auch noch Arwen nach Helms Klamm geholt haben (dies stand mal einige Wochen zur Debatte).
Nichtsdestotrotz ist es dann aber irgendwie doch tief bewegend, wenn die Elben aufmarschieren und Haldir dem König von Rohan erklärt, dass man das am Ende des zweiten Zeitalters geschlossene Bündnis erneuern will und es die Elben mit Freude erfüllt, „wieder mit den Menschen in die Schlacht zu ziehen.“ Zur weiteren Verteidigung sei angeführt, dass die Romanvorlage uns weismachen will, dass ca. 300 Rohirrim die Zehntausend Uruk-Hai des Saruman tagelang in Schach halten konnten. Die elbischen Unterstützung macht das Ganze also auch etwas glaubhafter.
Das Beeindruckendste am Film ist zweifellos Gollum. Was das Specialeffect-Team in Zusammenarbeit mit dem großartigen Akteur Andy Serkis hier erarbeitet hat, ist auch zehn Jahre später nicht einmal ansatzweise erreicht. Auch wenn seither in Filmen wie King Kong oder dem Planet-der-Affen-Prequel beeindruckende Charaktere mit ebenso unglaublichen Regungen und einer beinahe schon allzu menschlichen Mimik geschaffen wurden, so erwärmen die unser Herz nicht mal ansatzweise so wie Gollum. Das Augenspiel, die Bewegungen und vor allem Stimme (Serkis) und Mimik (wieder Serkis in Zusammenarbeit mit Motion Cap) sind realistischer, als man es sich beim Lesen der Bücher je erträumen konnte. Und so ist es in meinen Augen auch die beste Szene im gesamten Film, als Gollum und sein früheres Ich Smeagol in ein schizoides Wortgefecht miteinander eintreten, welches Smeagol mit den Worten: „Verschwinde und komm nie wieder!“ gewinnt.
Erwähnt werden muss auch noch die ausgezeichnete Präsentation des Volkes von Rohan. Die Macher haben die Intention des Linguisten Tolkien, dieses Volk irgendwo zwischen angelsächsischer und normannischer Tradition anzusiedeln, mehr als ernst genommen und dies hinsichtlich Kulisse, Kostümen, Bauweise, Musik, Moral – ja sogar im Hinblick auf die Sprache! – berücksichtigt.
Und natürlich muss auch Baumbart erwähnt werden, ein Wesen, das es sich herausnehmen kann, den Jahrtausende alten Gandalf „junger Meister“ zu nennen und dem passenderweise einige von Tom Bombadils Textzeilen in den Mund gelegt worden sind. Auch er und die übrigen Ents sind perfekt dargestellt worden, wenngleich die Schlacht um Isengart einige – gemessen am Niveau der Trilogie: ungewöhnliche – Schwächen bei den Effekten aufzeigt.
Resümieren kann man, dass der Film das Niveau der beiden anderen absolut hält und kaum echte Schwächen aufweist. Er ist nur leider das „Kind in der Mitte“, welches nicht Aufmerksamkeit des Jüngsten und auch nicht die Freiheiten des Ältesten genießt.
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Samstag, 18. Februar 2012
Die 100 besten Filme – 24. Das Schweigen der Lämmer
marla s, 17:40h
Wie beim „Weißen Hai“ muss man beim „Schweigen der Lämmer“ so gut es geht vergessen, dass Fortsetzungen gedreht worden sind. Diese schwanken zwischen peinlich und erbärmlich, wobei ich „Roter Drache“ dabei für den am wenigsten misslungenen Film halte, was nicht zuletzt mit Edward Nortons und vor allem Ralph Fiennes’ Schauspielertalenten zu tun hat. Und wie der Weiße Hai wird der Film vor allem durch eines unvergesslich: Spannung.
Aber zum Film selbst: Seit nunmehr zwei Jahrzehnten ist es keinem anderen Film mehr gelungen, die 5 Oscars in den wichtigsten Kategorien abzuräumen – Wenngleich man zugestehen muss, dass die Konkurrenz 1992 nicht gerade gigantisch war. Des Weiteren muss man anmerken, dass es für Viele schwer nachvollziehbar war, weshalb Anthony Hopkins für seine 15 Minuten in der Kategorie „Bester Hauptdarsteller“ nominiert wurde.
Aber wie auch immer: Verdient ist der Preis allemal. Hannibal Lecters Präsenz haucht dem gesamten Film jene Düsternis und Spannung ein, für die er nach wie vor als einer der besten Thriller überhaupt gilt. Die Dialoge mit Clarice Starling im Gefängnis sind wohl mit das beste an Schauspiel, das man sehen kann.
Das liegt aber beileibe nicht nur an Hopkins. Jodie Foster gebührt mindestens ebenso viel Respekt für ihre Leistung, eigentlich mehr, denn sie spielt die –bei genauer Betrachtung: einzige – Hauptrolle im Film. Ihre zum Teil ins Extrem getriebene, realistische Darstellung der jungen FBI-Agentin gehört in meine Top 5 der besten Hauptdarstellungen aller Zeiten. Wenn Hopkins dem Film die Düsternis verschafft, dann ist es Foster, die ihm Helligkeit und Leben einhaucht. Unerreicht ist die Spannung, die sie in der Dunkelheit des Hauses von Buffalo Bill auf den Zuschauer überträgt. Ungemein nachvollziehbar und sympathisch agiert sie im Umgang mit männlichen Kollegen oder dem arroganten Gefängnisdirektor. Und auch in den Dialogen mit Hopkins wird deutlich, dass sie dem erfahrenen Kollegen darstellerisch in Nichts nachsteht.
Sowohl Hopkins als auch Foster ist es zu verdanken, dass mit Hannibal Lecter einer der großartigsten Schurken der Filmgeschichte kreiert wurde. Das dialogische Wechselspiel der Beiden lässt uns tief hineinblicken in die dunkle Seele des einstigen Doktors, der eine Vorliebe für menschliches Fleisch entwickelt hat. Dass er uns in dieser unfassbaren Abscheulichkeit immer noch einigermaßen sympathisch ist, ist eines der Phänomene, die das großartige Drehbuch, die Regie und das Schauspiel gemeinsam erschaffen.
Drehbuch, Regie und Romanvorlage sind ebenfalls erste Sahne und müssten eigentlich deutlicher gelobt werden. Wenngleich weniger spektakulär als die beiden Darsteller, sind sie doch ebenso dafür verantwortlich, dass dieser Film so spannend und großartig ist und eigentlich keinerlei Schwachpunkte aufweist. Ab und an wäre der Zuschauer vielleicht dankbar für etwas mehr Entspannung, für Situationen, in denen man sicher sein könnte, dass nichts Überraschendes, nichts Beängstigendes geschieht. In dieser Hinsicht ist „Das Schweigen der Lämmer“ zuweilen gnadenlos konsequent. Das halboffene Ende, an dem zwar der kleine Bösewicht stirbt aber der Oberschurke überlebt, passt sich perfekt in diese permanente Anspannung ein.
So lässt sich resümieren, dass der Film auch beim zehnten Ansehen noch spannend und mitreißend ist, wenngleich man, da man weiß, was geschieht, auch ab und an Zeit findet, um die exzellenten Schauspielerleistungen zu bewundern.
Aber zum Film selbst: Seit nunmehr zwei Jahrzehnten ist es keinem anderen Film mehr gelungen, die 5 Oscars in den wichtigsten Kategorien abzuräumen – Wenngleich man zugestehen muss, dass die Konkurrenz 1992 nicht gerade gigantisch war. Des Weiteren muss man anmerken, dass es für Viele schwer nachvollziehbar war, weshalb Anthony Hopkins für seine 15 Minuten in der Kategorie „Bester Hauptdarsteller“ nominiert wurde.
Aber wie auch immer: Verdient ist der Preis allemal. Hannibal Lecters Präsenz haucht dem gesamten Film jene Düsternis und Spannung ein, für die er nach wie vor als einer der besten Thriller überhaupt gilt. Die Dialoge mit Clarice Starling im Gefängnis sind wohl mit das beste an Schauspiel, das man sehen kann.
Das liegt aber beileibe nicht nur an Hopkins. Jodie Foster gebührt mindestens ebenso viel Respekt für ihre Leistung, eigentlich mehr, denn sie spielt die –bei genauer Betrachtung: einzige – Hauptrolle im Film. Ihre zum Teil ins Extrem getriebene, realistische Darstellung der jungen FBI-Agentin gehört in meine Top 5 der besten Hauptdarstellungen aller Zeiten. Wenn Hopkins dem Film die Düsternis verschafft, dann ist es Foster, die ihm Helligkeit und Leben einhaucht. Unerreicht ist die Spannung, die sie in der Dunkelheit des Hauses von Buffalo Bill auf den Zuschauer überträgt. Ungemein nachvollziehbar und sympathisch agiert sie im Umgang mit männlichen Kollegen oder dem arroganten Gefängnisdirektor. Und auch in den Dialogen mit Hopkins wird deutlich, dass sie dem erfahrenen Kollegen darstellerisch in Nichts nachsteht.
Sowohl Hopkins als auch Foster ist es zu verdanken, dass mit Hannibal Lecter einer der großartigsten Schurken der Filmgeschichte kreiert wurde. Das dialogische Wechselspiel der Beiden lässt uns tief hineinblicken in die dunkle Seele des einstigen Doktors, der eine Vorliebe für menschliches Fleisch entwickelt hat. Dass er uns in dieser unfassbaren Abscheulichkeit immer noch einigermaßen sympathisch ist, ist eines der Phänomene, die das großartige Drehbuch, die Regie und das Schauspiel gemeinsam erschaffen.
Drehbuch, Regie und Romanvorlage sind ebenfalls erste Sahne und müssten eigentlich deutlicher gelobt werden. Wenngleich weniger spektakulär als die beiden Darsteller, sind sie doch ebenso dafür verantwortlich, dass dieser Film so spannend und großartig ist und eigentlich keinerlei Schwachpunkte aufweist. Ab und an wäre der Zuschauer vielleicht dankbar für etwas mehr Entspannung, für Situationen, in denen man sicher sein könnte, dass nichts Überraschendes, nichts Beängstigendes geschieht. In dieser Hinsicht ist „Das Schweigen der Lämmer“ zuweilen gnadenlos konsequent. Das halboffene Ende, an dem zwar der kleine Bösewicht stirbt aber der Oberschurke überlebt, passt sich perfekt in diese permanente Anspannung ein.
So lässt sich resümieren, dass der Film auch beim zehnten Ansehen noch spannend und mitreißend ist, wenngleich man, da man weiß, was geschieht, auch ab und an Zeit findet, um die exzellenten Schauspielerleistungen zu bewundern.
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Sonntag, 12. Februar 2012
Die 100 besten Filme – 23. Cocktail für eine Leiche
marla s, 16:31h
Sechseinhalb Jahrzehnte nach Erscheinen des Films kann man auf den ersten Blick schwerlich nachvollziehen, wie aktuell und hochbrisant der philosophische Background damals gewesen sein muss. Geht es doch um Nitzsches Theorie vom Übermenschen, der durch elitär legitimierte und auf eigentümliche Art objektiv festgestellte Weise Zugang zu Erkenntnissen hat, die sich der breiten Masse verwehren. Dieses Wissen ermöglicht und erlaubt es ihm, das Schicksal der Allgemeinheit und somit auch das einzelner „Untermenschen“ zu lenken. Dass dies bis hin zur Entscheidung über Leben und Tod geht, mithin zur „Vernichtung lebensunwerten Lebens“, war auch zu Nitzsches Zeiten nicht jedermanns Cup of Tea, wenngleich es fast ein Jahrhundert lang immer wieder diskutiert wurde und im dritten Reich (und nicht nur dort) grausige praktische Anwendung fand.
Mittlerweile hat sich das moderne Bewusstsein weiterentwickelt und stellt derartige Fragen auf einem höheren Niveau - wenngleich moralisch immer noch streitbar - Egal ob es um die Abtreibung von Embryos mit Behinderungen, öffentlich zugängliche Verzeichnisse von Sexualstraftätern oder die Todesstrafe geht. Wir haben zweifellos einen höheren Grad der Ausdifferenzierung erreicht, dümpeln aber in diesen Fragen letztlich immer noch in einem Sumpf peinlicher Dummheit vor uns hin. Und auch das Problem der gesellschaftslenkenden Eliten, deren Zugänge zu Recht, Wirtschaft, Macht und Wissenschaft für die Meisten nicht erreichbar sind, hat sich seit dem Erscheinen von Hitchcocks Meisterwerk eher verschärft.
Insofern war und ist „Cocktail für eine Leiche“ thematisch hochaktuell. Abgesehen davon haben wir es aber auch mit einem cineastischen Meisterwerk zu tun. Dies gilt zunächst mal für zahlreiche Darstellungen, z. B. spielt James Stewart hier großartig. Überhaupt zeigt das gesamte Ensemble große Kunst. Dies gilt vor allem angesichts der Tatsache, dass der Film insgesamt nur 7 oder 8 Schnitte aufweist, die aber auch nur wegen der damals durch die Länge der Filmrollen begrenzten Aufnahmedauer notwendig waren. Im Wesentlichen erleben wir ein einziges Theaterstück, garniert mit so manch großartiger Kamerafahrt und vielen netten Schwenks. Durch Hitchcocks Ehrgeiz, mit möglichst wenigen Schnitten auszukommen, entstehen einige großartige Einstellungen: Z. B. sehen wir, wie Mrs. Wilsen die Truhe abräumt und das Geschirr in die Küche bringt, während wir rein akustisch das Gespräch der übrigen Partygäste verfolgen. Ab und an folgt man den Darstellern auch durch die Wohnung, in der Regel bleibt die Kamera aber stehen und die Akteure betreten die Szenerie oder verlassen sie.
All dies verstärkt – neben dem ganz dezenten und durchaus passenden Overacting – den Eindruck, in einem Theater zu sitzen und einem Bühnenstück zu folgen. Daher ist „Cocktail für eine Leiche“ nur begrenzt mit klassischen Hollywood-Produktionen zu vergleichen. Tut man dies dennoch, stellt man allerdings fest, dass der Film gerade wegen seiner Theatralik einen besonderen Platz unter den größten Filmen einnimmt. Nebenher weist er einige großartige Dialoge und mit Joan Chandler auch eine wunderschöne Hollywoodfrau der alten Schule auf, die, wie eine leichte Version der großen Katharine Hepburn und gemessen am damals herrschenden Frauenbild, ausgesprochen spritzig und selbstbewusst agiert. Damit wirkt sie wie eine Ankündigung der wunderbaren Frauenrollen, die den späteren Hitchcock-Filmen Glanz verliehen und Darstellerinnen wie Tippi Hedren, Kim Novak oder Grace Kelly berühmt machten.
Mittlerweile hat sich das moderne Bewusstsein weiterentwickelt und stellt derartige Fragen auf einem höheren Niveau - wenngleich moralisch immer noch streitbar - Egal ob es um die Abtreibung von Embryos mit Behinderungen, öffentlich zugängliche Verzeichnisse von Sexualstraftätern oder die Todesstrafe geht. Wir haben zweifellos einen höheren Grad der Ausdifferenzierung erreicht, dümpeln aber in diesen Fragen letztlich immer noch in einem Sumpf peinlicher Dummheit vor uns hin. Und auch das Problem der gesellschaftslenkenden Eliten, deren Zugänge zu Recht, Wirtschaft, Macht und Wissenschaft für die Meisten nicht erreichbar sind, hat sich seit dem Erscheinen von Hitchcocks Meisterwerk eher verschärft.
Insofern war und ist „Cocktail für eine Leiche“ thematisch hochaktuell. Abgesehen davon haben wir es aber auch mit einem cineastischen Meisterwerk zu tun. Dies gilt zunächst mal für zahlreiche Darstellungen, z. B. spielt James Stewart hier großartig. Überhaupt zeigt das gesamte Ensemble große Kunst. Dies gilt vor allem angesichts der Tatsache, dass der Film insgesamt nur 7 oder 8 Schnitte aufweist, die aber auch nur wegen der damals durch die Länge der Filmrollen begrenzten Aufnahmedauer notwendig waren. Im Wesentlichen erleben wir ein einziges Theaterstück, garniert mit so manch großartiger Kamerafahrt und vielen netten Schwenks. Durch Hitchcocks Ehrgeiz, mit möglichst wenigen Schnitten auszukommen, entstehen einige großartige Einstellungen: Z. B. sehen wir, wie Mrs. Wilsen die Truhe abräumt und das Geschirr in die Küche bringt, während wir rein akustisch das Gespräch der übrigen Partygäste verfolgen. Ab und an folgt man den Darstellern auch durch die Wohnung, in der Regel bleibt die Kamera aber stehen und die Akteure betreten die Szenerie oder verlassen sie.
All dies verstärkt – neben dem ganz dezenten und durchaus passenden Overacting – den Eindruck, in einem Theater zu sitzen und einem Bühnenstück zu folgen. Daher ist „Cocktail für eine Leiche“ nur begrenzt mit klassischen Hollywood-Produktionen zu vergleichen. Tut man dies dennoch, stellt man allerdings fest, dass der Film gerade wegen seiner Theatralik einen besonderen Platz unter den größten Filmen einnimmt. Nebenher weist er einige großartige Dialoge und mit Joan Chandler auch eine wunderschöne Hollywoodfrau der alten Schule auf, die, wie eine leichte Version der großen Katharine Hepburn und gemessen am damals herrschenden Frauenbild, ausgesprochen spritzig und selbstbewusst agiert. Damit wirkt sie wie eine Ankündigung der wunderbaren Frauenrollen, die den späteren Hitchcock-Filmen Glanz verliehen und Darstellerinnen wie Tippi Hedren, Kim Novak oder Grace Kelly berühmt machten.
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Die 100 besten Filme – 22. Mystic River
marla s, 10:50h
Für viele ist das Drama neben „Million Dollar Baby“ der beste Eastwood-Film überhaupt. Vollkommen ohne Spezialeffekte auskommend, schafft der Film eine Atmosphäre, die stark an große Dramen aus der Vergangenheit erinnert. Man wird von Beginn an in einen düsteren Sog hineingezogen, aus dem einen der Film die ganze Zeit nicht mehr entlässt. Farben werden äußerst spartanisch eingesetzt, nur sehr selten kommt es zu schnellen Kamerafahrten und auch die Musik untermalt über den gesamten Film hinweg nur sehr dezent.
Der Erzählrhythmus ist dazu passend ruhig und gleichmäßig, die Geschichte allerdings alles andere als gemütlich: Ein tragisches Ereignis – der Tod von Jimmys 19jährigen Tochter – verbindet die Handlungsstränge von mehr als zehn Akteuren und lässt sie immer wieder in Konfrontation miteinander geraten. Eastwood gelingt es dabei durch die Bank, die nicht unkomplizierte Romanvorlage verständlich aufzubereiten, so dass der Zuschauer eigentlich keine Mühe hat, der Handlung zu folgen.
So kann man sich, sofern man die ansteckende Melancholie akzeptiert hat, zurücklehnen und die Leistungen der Darsteller genießen. Ohne Umschweife lässt sich behaupten, dass in keinem anderen Film jemals so viel schauspielerisches Können gezeigt wurde. Allen voran spielt natürlich Sean Penn, der hier die beste Schauspielerleistung aller Zeiten abliefert. Mit Worten ist kaum zu beschreiben, wie großartig er hier arbeitet, alle Szenen sind extraklasse. Spontan fällt mir jene ein, in der er in den Park eindringt, in dem eine Tote gefunden worden ist, und den anwesenden Polizisten Sean immer wieder fragt, ob es sich um die Leiche seiner Tochter handle. Oder jene, in welcher er mit Dave auf der Terrasse sitzt („I can’t even cry for her!“). Oder man denke an die Szene, in der er und Sean auf der Straße stehen und er von diesem gefragt wird, wann er Dave zum letzten Mal gesehen habe.
Neben Sean Penn spielt auch Tim Robbins in „Mystic River“ die Rolle seines Lebens. Beängstigend und bedauernswert zugleich stellt er das Opfer eines kindlichen Missbrauchs dar, welches diesen Missbrauch nie verarbeiten konnte und ihn mit jeder Faser seines Körpers, mit jedem gesprochenen Wort, mit jeder Geste, mit seiner ganzen Haltung leben muss. Sternstunden sind wiederum die Terassenszene mit Jimmy oder auch jene, in der er seinem Sohn eine Gute-Nacht-Geschichte erzählt. Hier finden wir wunderbare Einstellungen vor, Tim Robbins Kopf, dezent ausgeleuchtet, erscheint uns vor pechschwarzer Wand, mit ein wenig Nebel, was sein Spiel geradezu mystisch macht.
Ebenso beeindruckend erlebt der Zuschauer Daves Frau, gespielt von Marcia Gay Harden. Passend zum Zusammenleben mit einem Missbrauchsopfer erscheint sie uns unglaublich gutherzig, mitfühlend, aber auch schwach und hilflos. Ganz im Gegensatz dazu Jimmys Frau, gespielt von Laura Linney: Sie ist stark und selbstbewusst, eben eine „Königin“, die bereit ist, ihre Familie über alles zu stellen. Die Szene am Ende des Films, in der sie ihrem Ehemann erklärt, wie stark dieser ist und ihm deutlich macht, dass sie diese Stärke auch kompromisslos einfordert, zeigt uns, dass eigentlich sie die mit Abstand stärkste Person in der Geschichte ist.
Erwähnt werden muss auch die Leistung von Kevin Bacon, ein ewiger Nebendarsteller, der oft im Glanz der Könner um ihn herum unterzugehen droht. So ist das auch in „Mystic River“, was aber nicht heißt, dass nicht auch er hier das beste Spiel seiner Karriere zeigt. Die Szene, in der er Jimmy und seine Frau kurz nach der Identifizierung von deren Kind vernimmt, ist auch für ihn glanzvoll, ebenso jene Szene mit Jimmy auf der Straße am Ende des Films, wo er erklärt, dass eigentlich alle drei Freunde (Dave, Jimmy und Sean) Opfer des Missbrauchs von Dave gewesen sind. Nebenbei gibt es übrigens auch noch einen Kurzauftritt von Eli Wallach, der wie immer grenzenlos sympathisch ist und großartig spielt.
Zusammengefasst: Wie „Million Dollar Baby“ ist auch dieser Eastwood-Film unbequem für den Zuschauer. Dem düsteren Sog der Melancholie kann man sich nur schwer entziehen und bleibt hinterher bewegt zurück. Dabei sehen wir allerdings die größte Theatervorstellung aller Zeiten, nirgendwo sonst ist so viel schauspielerische Klasse zu sehen. Die meisten Szenen wurden mit nur einem oder zwei Takes aufgenommen, oft wurden sogar die Aufnahmen aus den Proben für die Endfassung des Films verwendet. Alle wichtigen Darsteller agieren auf dem Höhepunkt ihres Könnens und füllen die großartige Geschichte mit einer Lebendigkeit, die unter die Haut geht und dort bleibt.
Der Erzählrhythmus ist dazu passend ruhig und gleichmäßig, die Geschichte allerdings alles andere als gemütlich: Ein tragisches Ereignis – der Tod von Jimmys 19jährigen Tochter – verbindet die Handlungsstränge von mehr als zehn Akteuren und lässt sie immer wieder in Konfrontation miteinander geraten. Eastwood gelingt es dabei durch die Bank, die nicht unkomplizierte Romanvorlage verständlich aufzubereiten, so dass der Zuschauer eigentlich keine Mühe hat, der Handlung zu folgen.
So kann man sich, sofern man die ansteckende Melancholie akzeptiert hat, zurücklehnen und die Leistungen der Darsteller genießen. Ohne Umschweife lässt sich behaupten, dass in keinem anderen Film jemals so viel schauspielerisches Können gezeigt wurde. Allen voran spielt natürlich Sean Penn, der hier die beste Schauspielerleistung aller Zeiten abliefert. Mit Worten ist kaum zu beschreiben, wie großartig er hier arbeitet, alle Szenen sind extraklasse. Spontan fällt mir jene ein, in der er in den Park eindringt, in dem eine Tote gefunden worden ist, und den anwesenden Polizisten Sean immer wieder fragt, ob es sich um die Leiche seiner Tochter handle. Oder jene, in welcher er mit Dave auf der Terrasse sitzt („I can’t even cry for her!“). Oder man denke an die Szene, in der er und Sean auf der Straße stehen und er von diesem gefragt wird, wann er Dave zum letzten Mal gesehen habe.
Neben Sean Penn spielt auch Tim Robbins in „Mystic River“ die Rolle seines Lebens. Beängstigend und bedauernswert zugleich stellt er das Opfer eines kindlichen Missbrauchs dar, welches diesen Missbrauch nie verarbeiten konnte und ihn mit jeder Faser seines Körpers, mit jedem gesprochenen Wort, mit jeder Geste, mit seiner ganzen Haltung leben muss. Sternstunden sind wiederum die Terassenszene mit Jimmy oder auch jene, in der er seinem Sohn eine Gute-Nacht-Geschichte erzählt. Hier finden wir wunderbare Einstellungen vor, Tim Robbins Kopf, dezent ausgeleuchtet, erscheint uns vor pechschwarzer Wand, mit ein wenig Nebel, was sein Spiel geradezu mystisch macht.
Ebenso beeindruckend erlebt der Zuschauer Daves Frau, gespielt von Marcia Gay Harden. Passend zum Zusammenleben mit einem Missbrauchsopfer erscheint sie uns unglaublich gutherzig, mitfühlend, aber auch schwach und hilflos. Ganz im Gegensatz dazu Jimmys Frau, gespielt von Laura Linney: Sie ist stark und selbstbewusst, eben eine „Königin“, die bereit ist, ihre Familie über alles zu stellen. Die Szene am Ende des Films, in der sie ihrem Ehemann erklärt, wie stark dieser ist und ihm deutlich macht, dass sie diese Stärke auch kompromisslos einfordert, zeigt uns, dass eigentlich sie die mit Abstand stärkste Person in der Geschichte ist.
Erwähnt werden muss auch die Leistung von Kevin Bacon, ein ewiger Nebendarsteller, der oft im Glanz der Könner um ihn herum unterzugehen droht. So ist das auch in „Mystic River“, was aber nicht heißt, dass nicht auch er hier das beste Spiel seiner Karriere zeigt. Die Szene, in der er Jimmy und seine Frau kurz nach der Identifizierung von deren Kind vernimmt, ist auch für ihn glanzvoll, ebenso jene Szene mit Jimmy auf der Straße am Ende des Films, wo er erklärt, dass eigentlich alle drei Freunde (Dave, Jimmy und Sean) Opfer des Missbrauchs von Dave gewesen sind. Nebenbei gibt es übrigens auch noch einen Kurzauftritt von Eli Wallach, der wie immer grenzenlos sympathisch ist und großartig spielt.
Zusammengefasst: Wie „Million Dollar Baby“ ist auch dieser Eastwood-Film unbequem für den Zuschauer. Dem düsteren Sog der Melancholie kann man sich nur schwer entziehen und bleibt hinterher bewegt zurück. Dabei sehen wir allerdings die größte Theatervorstellung aller Zeiten, nirgendwo sonst ist so viel schauspielerische Klasse zu sehen. Die meisten Szenen wurden mit nur einem oder zwei Takes aufgenommen, oft wurden sogar die Aufnahmen aus den Proben für die Endfassung des Films verwendet. Alle wichtigen Darsteller agieren auf dem Höhepunkt ihres Könnens und füllen die großartige Geschichte mit einer Lebendigkeit, die unter die Haut geht und dort bleibt.
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Samstag, 11. Februar 2012
Die 100 besten Filme – 21. Der weiße Hai
marla s, 20:40h
Zu seiner Zeit der finanziell erfolgreichste Film aller Zeiten, erzielte „Der weiße Hai“ eine psychologische Wirkung, die wir nur von wenigen anderen Filme kennen (z. B. „Die Vögel“): Spielberg bedient hier unsere Urangst vor dem Wasser, einem Medium, welches sich unseren Wahrnehmungsmöglichkeiten hartnäckig versperrt und deshalb wie geschaffen ist für die Kreation von Mysterien (Deshalb spielen die Horrorszenen vieler Filme ja auch im Dunkeln!). Viele von uns ängstigen sich zumindest ein kleines bisschen vor dem Meer und je weiter wir uns schwimmenderweise vom Ufer entfernen, umso mulmiger wird uns in der Regel. Immerhin tauchen wir den überwiegenden Teil unseres Körpers in eben jene Sphären hinein, innerhalb derer unsere Fernwahrnehmung kaum noch funktioniert und lassen eben jenen Körperteil, der dafür geeignet wäre, über dem Wasser. Wie auch immer man das Phänomen erklären möchte, Fakt ist: Die meisten von uns würden eine Scheißangst bekommen, wenn uns beim Schwimmen im Meer plötzlich etwas am Fuß berührt und, mal ganz ehrlich, wir würden dabei nicht zuletzt an den Hauptdarsteller in Spielbergs Meisterwerk denken.
Doch zählt der Film nicht nur zu den erfolgreichsten und einflussreichsten aller Zeiten, er zählt auch zu den genialsten. Die dramaturgische Weise, mit der hier Spannung erzeugt wird, hat Geschichte geschrieben. Die eigentümliche Mischung aus einer simplen Musik (nur zwei Töne!), die mit ansteigender Lautstärke spielt und der geschickten Anordnung von Bildern findet sich in beinahe sämtlichen Horrorfilmen der letzten drei Jahrzehnte wieder und auch in vielen anderen Werken, die unaushaltbare Spannung aufbauen wollen. Der eigentliche Geniestreich dabei entwickelte sich im "Weißen Hai" aus der Not heraus, dass die elektronisch gesteuerte Haiattrappe wochenlang nicht recht funktionieren wollte. Somit war Spielberg zu dramaturgischen Änderungen gezwungen, die heute legendär sind: Er enthält uns den Hai fast eine Stunde lang vor und zeigt ihn im gesamten Film höchstens drei Minuten lang. Wie Hannibal Lecter im „Schweigen der Lämmer“ (der auch nur eine gute Viertelstunde Leinwandpräsenz hat) beherrscht der Bösewicht dabei dennoch den gesamten Film, übertönt jede Szene, selbst wenn sich dies lediglich als unangenehme Befürchtung im Bauch des Zuschauers zeigt, der dem gemütlichen Familienpicknick am Strand misstraut und auf das Schlimmste gefasst ist.
Legendär ist mittlerweile auch Roy Scheiders Satz: „Wir werden ein größeres Boot brauchen!“, nachdem der Hai (überraschend weil ohne Ankündigungsmusik!) hinter dem Heck des Bootes aus dem Wasser getaucht war. Super auch die Darstellungen von Richard Dreyfuss und vor allem Robert Shaw, der viel Eastwood-Western-Coolness rüberbringt, z. B. in der Szene, in welcher sich die Rolle seiner Angel zu drehen beginnt. Roy Scheider hat einige glanzvolle Auftritte. So liebe ich die Szene, in der sein Sohn ihn am Esstisch nachmacht und beide schließlich im Grimassenschneiden wetteifern, worauf ein großartiger Dialog folgt: „Gib mir einen Kuss!“ „Warum?“ „Weil ich es brauche.“
Ohne Zweifel hat der Film Schwächen. Textzeilen und Schauspielerleistungen sind nicht immer erste Sahne. Aber wie schon bei den „Der Herr der Ringe“-Verfilmungen kommt es auch beim „Weißen Hai“ nicht darauf an. Der Film hat in anderer Hinsicht Maßstäbe gesetzt und das macht ihn nicht nur zu einem der spannendsten und wichtigsten sondern auch zu einem der besten Filme aller Zeiten. Daran können glücklicherweise auch die zum Teil entsetzlichen Fortsetzungen nichts mehr ändern.
Doch zählt der Film nicht nur zu den erfolgreichsten und einflussreichsten aller Zeiten, er zählt auch zu den genialsten. Die dramaturgische Weise, mit der hier Spannung erzeugt wird, hat Geschichte geschrieben. Die eigentümliche Mischung aus einer simplen Musik (nur zwei Töne!), die mit ansteigender Lautstärke spielt und der geschickten Anordnung von Bildern findet sich in beinahe sämtlichen Horrorfilmen der letzten drei Jahrzehnte wieder und auch in vielen anderen Werken, die unaushaltbare Spannung aufbauen wollen. Der eigentliche Geniestreich dabei entwickelte sich im "Weißen Hai" aus der Not heraus, dass die elektronisch gesteuerte Haiattrappe wochenlang nicht recht funktionieren wollte. Somit war Spielberg zu dramaturgischen Änderungen gezwungen, die heute legendär sind: Er enthält uns den Hai fast eine Stunde lang vor und zeigt ihn im gesamten Film höchstens drei Minuten lang. Wie Hannibal Lecter im „Schweigen der Lämmer“ (der auch nur eine gute Viertelstunde Leinwandpräsenz hat) beherrscht der Bösewicht dabei dennoch den gesamten Film, übertönt jede Szene, selbst wenn sich dies lediglich als unangenehme Befürchtung im Bauch des Zuschauers zeigt, der dem gemütlichen Familienpicknick am Strand misstraut und auf das Schlimmste gefasst ist.
Legendär ist mittlerweile auch Roy Scheiders Satz: „Wir werden ein größeres Boot brauchen!“, nachdem der Hai (überraschend weil ohne Ankündigungsmusik!) hinter dem Heck des Bootes aus dem Wasser getaucht war. Super auch die Darstellungen von Richard Dreyfuss und vor allem Robert Shaw, der viel Eastwood-Western-Coolness rüberbringt, z. B. in der Szene, in welcher sich die Rolle seiner Angel zu drehen beginnt. Roy Scheider hat einige glanzvolle Auftritte. So liebe ich die Szene, in der sein Sohn ihn am Esstisch nachmacht und beide schließlich im Grimassenschneiden wetteifern, worauf ein großartiger Dialog folgt: „Gib mir einen Kuss!“ „Warum?“ „Weil ich es brauche.“
Ohne Zweifel hat der Film Schwächen. Textzeilen und Schauspielerleistungen sind nicht immer erste Sahne. Aber wie schon bei den „Der Herr der Ringe“-Verfilmungen kommt es auch beim „Weißen Hai“ nicht darauf an. Der Film hat in anderer Hinsicht Maßstäbe gesetzt und das macht ihn nicht nur zu einem der spannendsten und wichtigsten sondern auch zu einem der besten Filme aller Zeiten. Daran können glücklicherweise auch die zum Teil entsetzlichen Fortsetzungen nichts mehr ändern.
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Dienstag, 7. Februar 2012
Die 100 besten Filme – 20. Der Pate
marla s, 20:07h
Jaja, der Film ist großartig. Kaum ein Anderer ist in den vergangenen 4 Jahrzehnten derart hoch und konstant gelobt worden. Lange Zeit hielt er sich auf dem ersten Platz der IMDB und wurde schließlich von „Die Verurteilten“ verdrängt. Zu behaupten, dass der zweite Teil deutlich schwächer ist, grenzt an Ketzerei, ist aber meine Meinung.
Der erste Teil der Trilogie ist jedoch gigantisches Kino, ein Meilenstein in vielerlei Hinsicht. Unglaublich, wie ruhig der Film daherkommt, wie banal uns der Alltag der Corleone-Familie geschildert wird und wie tief greifend er sich dennoch in unseren Köpfen festsetzt. Die Corleones könnten unsere (reichen) Nachbarn sein, allerdings sollte man es sich mit ihnen nicht verscherzen.
Das Drehbuch ist sicher eines der fünf besten aller Zeiten, das gleiche gilt für das Szenenbild und die Einstellungen. Die Musik ist klasse, ebenso die erzählte Geschichte. Schauspielerisch wagte sich der Film auf ein Terrain, das große Hollywoodfilme zu dieser Zeit selten betraten. Zu riskant waren die vielen Szenen, die von sekundenlangem Schweigen getragen werden mussten, zu hoch der Anspruch an die Mimik der Darsteller, die solchen Szenen mit gezieltem Underacting Konsistenz verleihen mussten. Dass die Riege um Duvall, Pacino, Keaton und Brando und nicht zuletzt auch James Caan diese Schwierigkeit mit Bravour meistert und damit den Film über nahezu alles bis dahin Gewesene hinaushebt, kann für Coppola nur erhofft, nicht aber geplant gewesen sein.
Überhaupt, man könnte sich stundenlang in einzelnen Szenen aus dem Film ergehen und die schauspielerischen Leistungen loben: Ich fand es immer großartig, wie Sonny reagiert, als er erkennt, dass seine Schwester vom Ehemann misshandelt wird (schmerzverzerrtes Gesicht, Biss auf die Faust). Pacino ist in jeder Szene ein Genuss, man denke z. B. daran, wie er an Vaters Bett im Krankenhaus wacht oder wie er seiner Frau vorlügt, dass er nichts mit den Morden an den übrigen großen Familien zu tun hat. So ziemlich jede Szene des Films strotzt nur so vor zitierfähigen Textzeilen, wovon vor allem männliche Zeitgenossen nach wie vor gern Gebrauch machen.
Es ist fast ein bisschen schade, dass „Der Pate“ mit Fortsetzungen versehen werden musste (wenngleich der 2. Teil durchaus einige Stärken aufweist). Dennoch haben wir es mit einem absolut berechtigten Kult zu tun, der nebenbei ganz unverschämt Werbung für die Mafia machte und ebenso beiläufig hunderten von mehr oder weniger gelungenen Nachahmern den Weg ebnete, von denen die einschlägigen (Casino, Goodfellas, vielleicht auch Scarface) sicher auch die gelungensten sind.
Der erste Teil der Trilogie ist jedoch gigantisches Kino, ein Meilenstein in vielerlei Hinsicht. Unglaublich, wie ruhig der Film daherkommt, wie banal uns der Alltag der Corleone-Familie geschildert wird und wie tief greifend er sich dennoch in unseren Köpfen festsetzt. Die Corleones könnten unsere (reichen) Nachbarn sein, allerdings sollte man es sich mit ihnen nicht verscherzen.
Das Drehbuch ist sicher eines der fünf besten aller Zeiten, das gleiche gilt für das Szenenbild und die Einstellungen. Die Musik ist klasse, ebenso die erzählte Geschichte. Schauspielerisch wagte sich der Film auf ein Terrain, das große Hollywoodfilme zu dieser Zeit selten betraten. Zu riskant waren die vielen Szenen, die von sekundenlangem Schweigen getragen werden mussten, zu hoch der Anspruch an die Mimik der Darsteller, die solchen Szenen mit gezieltem Underacting Konsistenz verleihen mussten. Dass die Riege um Duvall, Pacino, Keaton und Brando und nicht zuletzt auch James Caan diese Schwierigkeit mit Bravour meistert und damit den Film über nahezu alles bis dahin Gewesene hinaushebt, kann für Coppola nur erhofft, nicht aber geplant gewesen sein.
Überhaupt, man könnte sich stundenlang in einzelnen Szenen aus dem Film ergehen und die schauspielerischen Leistungen loben: Ich fand es immer großartig, wie Sonny reagiert, als er erkennt, dass seine Schwester vom Ehemann misshandelt wird (schmerzverzerrtes Gesicht, Biss auf die Faust). Pacino ist in jeder Szene ein Genuss, man denke z. B. daran, wie er an Vaters Bett im Krankenhaus wacht oder wie er seiner Frau vorlügt, dass er nichts mit den Morden an den übrigen großen Familien zu tun hat. So ziemlich jede Szene des Films strotzt nur so vor zitierfähigen Textzeilen, wovon vor allem männliche Zeitgenossen nach wie vor gern Gebrauch machen.
Es ist fast ein bisschen schade, dass „Der Pate“ mit Fortsetzungen versehen werden musste (wenngleich der 2. Teil durchaus einige Stärken aufweist). Dennoch haben wir es mit einem absolut berechtigten Kult zu tun, der nebenbei ganz unverschämt Werbung für die Mafia machte und ebenso beiläufig hunderten von mehr oder weniger gelungenen Nachahmern den Weg ebnete, von denen die einschlägigen (Casino, Goodfellas, vielleicht auch Scarface) sicher auch die gelungensten sind.
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Montag, 6. Februar 2012
Die 100 besten Filme – 19. The social network
marla s, 19:13h
Die 90er haben das Dialogkino im Anschuss an Pulp Fiction und die vielen Nachahmer auf eine neue Ebene gehievt. Nie zuvor war eine solche Begeisterung für reines „Dialogisieren“ zu beobachten. Tarantino und Co. haben den Zuschauer ganz tief hineinblicken lassen in die gesprochenen Sätze. Nicht mehr die Inhalte standen im Mittelpunkt sondern das „Mitten im Inhalt sein“.
Allerdings muss man auch resümieren, dass diese Art der Dialoglastigkeit nicht in alle Filme passte. Schwermütige Dramen z. B. mussten sich weiterhin mit ebenso schwermütigen Dialogen begnügen, Versuche, dies zu ändern (ich denke da z. B. an „Eiskalte Engel“), konnten nicht das Niveau der „leichten Dialogfilme“ erreichen. „Social Network“ zeigt nun, wie man das macht.
Wie jeder Fincher-Film ist dieser mit einer beinahe beängstigenden Präzision gedreht und verarbeitet worden. Anders als z. B. bei „Benjamin Button“ führt dies hier jedoch nicht zu einer unnötigen Schwere und Steifheit der Erzählung sondern stellt einen perfekten Kontrast zum frischen, leichten Spiel der Hauptdarsteller dar. Und so finden wir uns zwar in typisch düster ausgeleuchteten und schwermütig geschriebenen Dialogszenen wieder, werden aber immer wieder erstaunt, wie leicht und unaufdringlich das Ganze dann wirkt. Dem entsprechend wird uns die Moral des Films (die im Übrigen ungemein komplex ist) nicht aufgezwungen sondern facettenreich angeboten.
Deutlich wird dies bereits in der ersten Szene, in der Mark und seine Freundin sich ein ausgesprochen vielschichtiges, aber wegen der freudigen Darstellung ausgesprochen leicht verdauliches Rededuell liefern. Dramaturgisch korrekt gewinnt Mark dieses und so erleben wir ein ebenso leicht verdauliches Schlussmachen, welches dann der Katalysator für die weitere Handlung wird.
Man mag kritisieren, dass der Film den Bezug auf diese Ex-Beziehung der Dramaturgie zuliebe überstrapaziert, aber dem Stil dieses Blogs folgend wollen wir uns wiederum nicht um Realitätstreue scheren. Für die Handlung ist dieser fortwährende Bezug jedenfalls Gold wert.
Apropos Gold: Der größte Teil des Films beschäftigt sich mit den Klagen, die der Hauptakteur seitens vermeintlicher Geschäftspartner abzuwehren hat. Aus den damit verbundenen Szenen am Verhandlungstisch heraus wird die Entstehungsgeschichte von Facebook und noch vieles mehr erzählt. Dass diese Geschichte nicht sonderlich spektakulär ist, wurde vom Regisseur offensichtlich erkannt und berücksichtigt. Fincher versucht also gar nicht erst, uns eine großartige Story vorzugaukeln.
Stattdessen führt er uns durch unglaublich intensive Gespräche, perfekte Dialogzeilen und einen Humor, der an Subtilität kaum zu überbieten ist. Schon nach 10 Minuten ist dem Zuschauer die eigentliche Geschichte egal, man lehnt sich zurück und genießt das Aufeinandertreffen der Akteure, die sich in immer neuen Kombinationen und zu immer neuen Themen duellieren.
Wie bereits erwähnt wirkt das Ganze nur deshalb nicht zu schwermütig, weil die Riege der Darsteller so frisch und gekonnt lässig agiert und damit perfekt orthogonal zu Finchers Regie verläuft. Besonders hervorzuheben ist natürlich Jesse Eisenberg (Das hätte einen Oskar verdient gehabt!), aber auch Garfield, Hammer und Timberlake machen großen Spaß.
Unbedingt erwähnt werden muss die Musik des Films: Mithilfe einer Wundermaschine wurden hier Sounds erzeugt und zu Tonreihen verschmolzen, die sehr an die düsteren Dramen der 70er Jahre erinnern. Nur leider war damals die Technik nicht gut genug, um die Musik entsprechend genießen zu können. Und so bekommt man schon mal Ohrenschmerzen, wenn man bei „Rocky“ oder „Die 3 Tage des Condor“ die Lautstärke zu weit aufgedreht hat. Glücklicherweise ist die Technik inzwischen gut genug, um solcherlei Melodien ansprechend präsentieren zu können. Dies veranschaulicht „Social Network“ eindrucksvoll.
Der Film ist sicher nix für handlungsfixierte und actionbegeisterte Zuschauer, dafür passiert einfach zu wenig. Wer sich jedoch für perfekt inszenierte und gespielte Dialoge begeistern kann, wird ihn zu seinen Lieblingsfilmen zählen. Und ganz nebenbei lässt das Drama uns auch kulturkritisch und vielleicht sogar etwas gesellschaftstheoretisch nachdenken.
Allerdings muss man auch resümieren, dass diese Art der Dialoglastigkeit nicht in alle Filme passte. Schwermütige Dramen z. B. mussten sich weiterhin mit ebenso schwermütigen Dialogen begnügen, Versuche, dies zu ändern (ich denke da z. B. an „Eiskalte Engel“), konnten nicht das Niveau der „leichten Dialogfilme“ erreichen. „Social Network“ zeigt nun, wie man das macht.
Wie jeder Fincher-Film ist dieser mit einer beinahe beängstigenden Präzision gedreht und verarbeitet worden. Anders als z. B. bei „Benjamin Button“ führt dies hier jedoch nicht zu einer unnötigen Schwere und Steifheit der Erzählung sondern stellt einen perfekten Kontrast zum frischen, leichten Spiel der Hauptdarsteller dar. Und so finden wir uns zwar in typisch düster ausgeleuchteten und schwermütig geschriebenen Dialogszenen wieder, werden aber immer wieder erstaunt, wie leicht und unaufdringlich das Ganze dann wirkt. Dem entsprechend wird uns die Moral des Films (die im Übrigen ungemein komplex ist) nicht aufgezwungen sondern facettenreich angeboten.
Deutlich wird dies bereits in der ersten Szene, in der Mark und seine Freundin sich ein ausgesprochen vielschichtiges, aber wegen der freudigen Darstellung ausgesprochen leicht verdauliches Rededuell liefern. Dramaturgisch korrekt gewinnt Mark dieses und so erleben wir ein ebenso leicht verdauliches Schlussmachen, welches dann der Katalysator für die weitere Handlung wird.
Man mag kritisieren, dass der Film den Bezug auf diese Ex-Beziehung der Dramaturgie zuliebe überstrapaziert, aber dem Stil dieses Blogs folgend wollen wir uns wiederum nicht um Realitätstreue scheren. Für die Handlung ist dieser fortwährende Bezug jedenfalls Gold wert.
Apropos Gold: Der größte Teil des Films beschäftigt sich mit den Klagen, die der Hauptakteur seitens vermeintlicher Geschäftspartner abzuwehren hat. Aus den damit verbundenen Szenen am Verhandlungstisch heraus wird die Entstehungsgeschichte von Facebook und noch vieles mehr erzählt. Dass diese Geschichte nicht sonderlich spektakulär ist, wurde vom Regisseur offensichtlich erkannt und berücksichtigt. Fincher versucht also gar nicht erst, uns eine großartige Story vorzugaukeln.
Stattdessen führt er uns durch unglaublich intensive Gespräche, perfekte Dialogzeilen und einen Humor, der an Subtilität kaum zu überbieten ist. Schon nach 10 Minuten ist dem Zuschauer die eigentliche Geschichte egal, man lehnt sich zurück und genießt das Aufeinandertreffen der Akteure, die sich in immer neuen Kombinationen und zu immer neuen Themen duellieren.
Wie bereits erwähnt wirkt das Ganze nur deshalb nicht zu schwermütig, weil die Riege der Darsteller so frisch und gekonnt lässig agiert und damit perfekt orthogonal zu Finchers Regie verläuft. Besonders hervorzuheben ist natürlich Jesse Eisenberg (Das hätte einen Oskar verdient gehabt!), aber auch Garfield, Hammer und Timberlake machen großen Spaß.
Unbedingt erwähnt werden muss die Musik des Films: Mithilfe einer Wundermaschine wurden hier Sounds erzeugt und zu Tonreihen verschmolzen, die sehr an die düsteren Dramen der 70er Jahre erinnern. Nur leider war damals die Technik nicht gut genug, um die Musik entsprechend genießen zu können. Und so bekommt man schon mal Ohrenschmerzen, wenn man bei „Rocky“ oder „Die 3 Tage des Condor“ die Lautstärke zu weit aufgedreht hat. Glücklicherweise ist die Technik inzwischen gut genug, um solcherlei Melodien ansprechend präsentieren zu können. Dies veranschaulicht „Social Network“ eindrucksvoll.
Der Film ist sicher nix für handlungsfixierte und actionbegeisterte Zuschauer, dafür passiert einfach zu wenig. Wer sich jedoch für perfekt inszenierte und gespielte Dialoge begeistern kann, wird ihn zu seinen Lieblingsfilmen zählen. Und ganz nebenbei lässt das Drama uns auch kulturkritisch und vielleicht sogar etwas gesellschaftstheoretisch nachdenken.
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Die 100 besten Filme – 18. Into the wild
marla s, 17:46h
Kritiker haben Sean Penn gelegentlich vorgeworfen, dass er sich zu sehr vom Mythos um seine Hauptfigur mitreißen lässt und „Into the wild“ damit zum glorifizierenden Möchtegern-Epos verkommt. Auch die Entscheidung für Eddie Vedder als Lieferant für den Soundtrack ist ganz gern mal kritisiert worden. Und schließlich hat man auch dem Hauptdarsteller Emile Hirsch hier und da eine stereotype, seelenlose Darstellung des Chris McCandless bescheinigt.
Abgesehen davon haben aber die meisten Kritiker den Film recht wohlwollend aufgenommen, wenngleich den Vorwurf der Glorifizierung eigentlich beinahe jeder gemacht hat. Für mich liegt das Problem solcher Kritik immer darin, dass diese sich an der vermeintlich „echten“ Geschichte abarbeitet und dem Film dann jede Übertreibung, jede Freiheit anlastet. Wie schon des Öfteren erwähnt, habe ich kein Interesse an einer derartigen Realitätstreue. Ein Hollywoodfilm soll unterhalten, mich rühren, zum Nachdenken anregen. Wenn ich Realitätstreue will, recherchiere ich im Netz oder lese ein Buch, vielleicht sehe ich auch eine Doku.
Und so sind es gerade jene Kritikpunkte, die den Film für mich so herausragend machen. Chris wird auf wunderbare Weise mystifiziert und glorifiziert, was nicht heißt, dass wir einen Helden ohne Schwächen vorfinden. Eddie Vedders Musik gibt dem Film so etwas wie Seele und ergänzt in dieser Hinsicht das großartige Spiel von Emile Hirsch. Dieser schließlich mimt den Chris Mc Candless derart kompromisslos und verspielt, dass man meint, Clint Eastwood hätte hinter der Kamera gestanden. Ein größeres Kompliment kann man dem Regisseur eigentlich nicht machen: Sean Penn hat hier ein Meisterwerk abgeliefert, das keine Längen oder Schwächen aufweist und unheimlich tief unter die Haut geht.
Auch wenn wir uns oft an der Grenze zum Kitsch bewegen, z. B. wenn Chris bei seinen Tierbeobachtungen zu Tränen gerührt wird, wenn die Eltern ihren Sohn am Ende – virtuell – wieder in die Arme schließen oder die Postkartenlandschaft immer wieder durch zu perfekt passende Briefausschnitte und Musik trivialisiert wird: Into the Wild kann mit dieser Gefühlsduselei ohne weiteres umgehen, niemals käme ich auf die Idee, dem Film dies vorzuwerfen. Man soll ganz offensichtlich zu Tränen gerührt werden, für Scheinheiligkeit ist, ganz in Mc Candless Sinne, kein Platz im Film.
Der Film hat allerdings immer noch genügend dezente Botschaften und Widersprüche für den Zuschauer. So wird uns erst am Ende klar (und auch nur, wenn wir genau hingesehen haben), dass wir es keineswegs mit einem tief greifenden „back to nature“-Epos zu haben, sondern dass der Film weitergeht und uns äußerst brutal auf das hochaktuelle Paradox hinweist, dass eine zivilisierte Gesellschaft, die ökologisch kommuniziert, aufbaut: Die Zerstörung bzw. Zivilisierung der Natur war und ist die Bedingung der Möglichkeit, überhaupt über sie nachdenken und zu ihr „zurückkehren“ wollen zu können. All die Bücher, die Chris Mc Candless inspiriert haben und deren Botschaft er so konsequent vertrat und lebte, sind Produkte jenes Prozesses, den sie kritisieren. Denkt man im Anschluss an den Film dieses Paradox weiter, so gelangt man unweigerlich zu der Erkenntnis, dass auch die Figur Mc Candless ein Produkt dessen ist, was er kritisiert und dem er sich zu entziehen versucht.
Dass ihm dies nicht gelingt, sondern er letztlich umso mehr zurück möchte in die einst verhasste zivilisierte Welt und bei diesem Versuch der Rückkehr auch noch sein Leben lässt, erinnert an die Tragödien von Ödipus oder Hamlet. Die Geschichte, die Into the Wild erzählt, braucht sich also keineswegs zu verstecken und Sean Penns Verfilmung ebenso wenig.
Kein Text über Into the Wild, der nicht Hal Holbrook erwähnt: Die oskarnominierte Nebendarstellung des großartigen alten Haudegens raubt allen, die den Film sehen, den Atem. In den wenigen Minuten, die er uns neben dem Hauptdarsteller gegönnt wird, entwickeln sich die besten Dialoge des Films und Holbrook führt in diesen auch Emile Hirsch zu schauspielerischen Höhen, die das junge Talent im restlichen Film selten erreicht.
Meine Lieblingsszene ist allerdings jene, in der Mc Candless sich dazu entschließt, den Heimweg anzutreten. Die Erkenntnis, dass er den wahren Wert des Glücks nur schätzen kann, wenn er es mit anderen teilt, lässt ihn sein Wildnis-Experiment abbrechen und in Richtung Heimat ziehen. Untermalt vom wunderbaren „No ceiling“ Eddie Vedders spielt der Film an dieser Stelle auf gemeinste Art mit den Emotionen des Betrachters, denn die von Mc Candless ach so geliebte Natur schiebt der Heimreise schließlich einen Riegel vor und führt zum unvermeidlich tragischen Ende (welches ebenfalls exzellent inszeniert wird).
Zusammengefasst lässt sich sagen, dass der Film voll von Szenen ist, die einem noch lange im Magen liegen. Into the Wild vergisst man nicht so leicht, er beschäftigt einen noch ein paar Tage oder Wochen. Für alle Fälle sollte man ihn nachmittags schauen und sich danach noch leichte Kost a la „50 erste Dates“ reinziehen. Ansonsten könnte einem der Nachtschlaf von unkontrollierbaren Nachdenk-Anfällen vermiest werden.
Abgesehen davon haben aber die meisten Kritiker den Film recht wohlwollend aufgenommen, wenngleich den Vorwurf der Glorifizierung eigentlich beinahe jeder gemacht hat. Für mich liegt das Problem solcher Kritik immer darin, dass diese sich an der vermeintlich „echten“ Geschichte abarbeitet und dem Film dann jede Übertreibung, jede Freiheit anlastet. Wie schon des Öfteren erwähnt, habe ich kein Interesse an einer derartigen Realitätstreue. Ein Hollywoodfilm soll unterhalten, mich rühren, zum Nachdenken anregen. Wenn ich Realitätstreue will, recherchiere ich im Netz oder lese ein Buch, vielleicht sehe ich auch eine Doku.
Und so sind es gerade jene Kritikpunkte, die den Film für mich so herausragend machen. Chris wird auf wunderbare Weise mystifiziert und glorifiziert, was nicht heißt, dass wir einen Helden ohne Schwächen vorfinden. Eddie Vedders Musik gibt dem Film so etwas wie Seele und ergänzt in dieser Hinsicht das großartige Spiel von Emile Hirsch. Dieser schließlich mimt den Chris Mc Candless derart kompromisslos und verspielt, dass man meint, Clint Eastwood hätte hinter der Kamera gestanden. Ein größeres Kompliment kann man dem Regisseur eigentlich nicht machen: Sean Penn hat hier ein Meisterwerk abgeliefert, das keine Längen oder Schwächen aufweist und unheimlich tief unter die Haut geht.
Auch wenn wir uns oft an der Grenze zum Kitsch bewegen, z. B. wenn Chris bei seinen Tierbeobachtungen zu Tränen gerührt wird, wenn die Eltern ihren Sohn am Ende – virtuell – wieder in die Arme schließen oder die Postkartenlandschaft immer wieder durch zu perfekt passende Briefausschnitte und Musik trivialisiert wird: Into the Wild kann mit dieser Gefühlsduselei ohne weiteres umgehen, niemals käme ich auf die Idee, dem Film dies vorzuwerfen. Man soll ganz offensichtlich zu Tränen gerührt werden, für Scheinheiligkeit ist, ganz in Mc Candless Sinne, kein Platz im Film.
Der Film hat allerdings immer noch genügend dezente Botschaften und Widersprüche für den Zuschauer. So wird uns erst am Ende klar (und auch nur, wenn wir genau hingesehen haben), dass wir es keineswegs mit einem tief greifenden „back to nature“-Epos zu haben, sondern dass der Film weitergeht und uns äußerst brutal auf das hochaktuelle Paradox hinweist, dass eine zivilisierte Gesellschaft, die ökologisch kommuniziert, aufbaut: Die Zerstörung bzw. Zivilisierung der Natur war und ist die Bedingung der Möglichkeit, überhaupt über sie nachdenken und zu ihr „zurückkehren“ wollen zu können. All die Bücher, die Chris Mc Candless inspiriert haben und deren Botschaft er so konsequent vertrat und lebte, sind Produkte jenes Prozesses, den sie kritisieren. Denkt man im Anschluss an den Film dieses Paradox weiter, so gelangt man unweigerlich zu der Erkenntnis, dass auch die Figur Mc Candless ein Produkt dessen ist, was er kritisiert und dem er sich zu entziehen versucht.
Dass ihm dies nicht gelingt, sondern er letztlich umso mehr zurück möchte in die einst verhasste zivilisierte Welt und bei diesem Versuch der Rückkehr auch noch sein Leben lässt, erinnert an die Tragödien von Ödipus oder Hamlet. Die Geschichte, die Into the Wild erzählt, braucht sich also keineswegs zu verstecken und Sean Penns Verfilmung ebenso wenig.
Kein Text über Into the Wild, der nicht Hal Holbrook erwähnt: Die oskarnominierte Nebendarstellung des großartigen alten Haudegens raubt allen, die den Film sehen, den Atem. In den wenigen Minuten, die er uns neben dem Hauptdarsteller gegönnt wird, entwickeln sich die besten Dialoge des Films und Holbrook führt in diesen auch Emile Hirsch zu schauspielerischen Höhen, die das junge Talent im restlichen Film selten erreicht.
Meine Lieblingsszene ist allerdings jene, in der Mc Candless sich dazu entschließt, den Heimweg anzutreten. Die Erkenntnis, dass er den wahren Wert des Glücks nur schätzen kann, wenn er es mit anderen teilt, lässt ihn sein Wildnis-Experiment abbrechen und in Richtung Heimat ziehen. Untermalt vom wunderbaren „No ceiling“ Eddie Vedders spielt der Film an dieser Stelle auf gemeinste Art mit den Emotionen des Betrachters, denn die von Mc Candless ach so geliebte Natur schiebt der Heimreise schließlich einen Riegel vor und führt zum unvermeidlich tragischen Ende (welches ebenfalls exzellent inszeniert wird).
Zusammengefasst lässt sich sagen, dass der Film voll von Szenen ist, die einem noch lange im Magen liegen. Into the Wild vergisst man nicht so leicht, er beschäftigt einen noch ein paar Tage oder Wochen. Für alle Fälle sollte man ihn nachmittags schauen und sich danach noch leichte Kost a la „50 erste Dates“ reinziehen. Ansonsten könnte einem der Nachtschlaf von unkontrollierbaren Nachdenk-Anfällen vermiest werden.
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Freitag, 3. Februar 2012
Die 100 besten Filme – 17. The departed
marla s, 10:32h
Ich finde ja, dass die meisten Mafia-Filme zu gut bewertet werden. „Der Pate“, „Goodfellas“ oder „Casino“ sind schon großartig, aber oft werden sie – in erster Linie von Männern – als die besten Filme aller Zeiten gehandelt. Das trifft aus meiner Sicht lediglich auf „Der Pate“ zu. Wie auch immer, wir haben es hier mir mit einem ganz eigenen Genre zu tun, in dem es in der Regel um (zunächst und für lange Zeit) italienische Einwanderer in der zweiten oder dritten Generation geht und die ihr Geld auf kriminelle Weise verdienen (müssen). Zumeist versuchen sie dann irgendwann, aus der Illegalität herauszukommen und ihr Geld sauber zu verdienen, scheitern dabei aber immer wieder an den selbst geschaffenen und – mafiatypisch – äußerst stabilen Strukturen. Werte wie familiärer Zusammenhalt, Konservativismus, tiefer Gottglaube und Bewusstsein für die eigenen kulturellen Traditionen stehen hoch im Kurs und kontrastieren im Allgemeinen mit einer ausgesprochen heftigen Gewaltbereitschaft.
„The departed“ nutzt geschickt all diese Assoziationen, welche der Zuschauer mittlerweile mit dem Genre verbindet. Immer wieder setzt es sie voraus, um sie kurz darauf und äußerst bildhaft über den Haufen zu werfen. Deshalb ist dieser Film, neben dem „Paten“, der das Genre quasi begründet hat, für mich der beste Mafiafilm. Er beendet gleichsam eine jahrzehntelange Reise durch ein Milieu, das, wenngleich es jede Menge Seitenausläufer erzeugt hat, immer wieder zu seinen Wurzeln zurückgefunden hatte. Nach „The departed“ kann man das organisierte Verbrechen nicht mehr „Pate“-mäßig verfilmen, der Film hat alle damit verbundenen Assoziationen reflektiert, zerstört und dann – auf einem äußerst fragilen Fundament – neu aufgebaut – aber anscheinend nur, um sie ebenso der Zerstörung und dem Wiederaufbau preiszugeben. „The departed“ ist ein postmodernes Meisterwerk, das die Postmoderne postmodernisiert.
Familiensinn oder Traditionsbewusstsein spielen keine Rolle mehr, es geht nur noch um das gerade laufende Projekt. Wer dabei mit wem zusammenarbeitet, ist nebensächlich und auf keinen Fall ist es von langer Dauer. Der Mafiaboss wird vom Department gejagt, ist aber gleichzeitig ein Spitzel für das FBI, das auf die nächsthöhere Ebene der (internationalen) organisierten Kriminalität abzielt. Dabei beschäftigt der Boss Spitzel im Department, welches aber auch einen Spitzel in seiner Organisation hat, die wiederum von den FBI-Spitzeln in der Organisation nicht wissen usw.
Dass dabei die Menschen auf der Strecke bleiben, erinnert sehr an David Simons Serie „The wire“, die uns auf erschreckende Weise die Übermacht der großen Organisationen demonstriert hat. „The departed“ vermittelt den Anschein, dass selbst Organisationen bei Bedarf auf der Strecke bleiben können, sofern es dem aktuellen Zweck (Projekt) dienlich ist.
Spektakulär sind dabei vor allem die Schauspielerleistungen. Di Caprio ist unglaublich, aber auch Nicholson und Wahlberg stehen ihm in nichts nach. Selbst Martin Sheen, Alec Baldwin und Matt Damon, die alle nicht gerade für überschäumendes Overacting bekannt sind, wirken ausgesprochen lebhaft und vielschichtig. Überhaupt lebt der Film von den großartigen Darstellern, die den Zuschauer komplett vergessen lassen, dass die Story vergleichsweise banal ist (was dem Film aber gut tut!). Wunderbar anzuschauen, wie Damon und Di Caprio ein ausgesprochen „männliches“ Telefonat führen, bei dem kein Wort gesprochen wird, wie Di Caprio sich der Psychologin offenbart und Nicholson immer wieder philosophisch wird, während – bildhaft gesprochen - um ihn herum das Blut zu spritzen scheint und Bomben explodieren. Matt Damon hat zu Beginn großartige Dialogszenen mit der Psychologin des Departments, die sich leider im Laufe des Films verlieren.
Überhaupt verdienen die Dialoge des Films eine gesonderte Erwähnung: Das ist ganz großes Drehbuch-Kino, der Film braucht sich diesbezüglich nicht hinter „Pulp Fiction“ zu verstecken. Die größte Szene ist für mich die Präsentation von Staff Sergeant Dignam vor den Newcomern des Departments. Auch wenn die deutsche Übersetzung hier etwas lahm ist, so ist selbst diese Fassung noch ein Hochgenuss: "Leider hat dieses Scheisshaus mehr Lecks als die irakische Marine." - "Ficken Sie sich doch selbst." - "Hab gerade erst ihre Frau gefickt." - "Wie geht's ihrer Mutter?" - "Gut, hat gerade meinen Vater gefickt."
Dies mag nicht jedermanns Geschmack sein, ich finde aber genau diese Dialoge machen den Film zu jenem, der den Mafiafilm revolutioniert und ins nächste Jahrhundert geführt hat. In ähnlicher Weise wie es „New Jack City“ in den 80er Jahren für den Schwarzen-Ghetto-Film getan hat, bringt „The departed“ eine vollkommen neue Erzählweise in das Genre: Rhythmisch abgehakt, voller Intensität und ohne Achtung für die geltenden moralische Grenzen. Insofern könnte man sagen: „The departed“ ist die Rap-Version des „Paten“, und diese Version ist großartig gelungen.
„The departed“ nutzt geschickt all diese Assoziationen, welche der Zuschauer mittlerweile mit dem Genre verbindet. Immer wieder setzt es sie voraus, um sie kurz darauf und äußerst bildhaft über den Haufen zu werfen. Deshalb ist dieser Film, neben dem „Paten“, der das Genre quasi begründet hat, für mich der beste Mafiafilm. Er beendet gleichsam eine jahrzehntelange Reise durch ein Milieu, das, wenngleich es jede Menge Seitenausläufer erzeugt hat, immer wieder zu seinen Wurzeln zurückgefunden hatte. Nach „The departed“ kann man das organisierte Verbrechen nicht mehr „Pate“-mäßig verfilmen, der Film hat alle damit verbundenen Assoziationen reflektiert, zerstört und dann – auf einem äußerst fragilen Fundament – neu aufgebaut – aber anscheinend nur, um sie ebenso der Zerstörung und dem Wiederaufbau preiszugeben. „The departed“ ist ein postmodernes Meisterwerk, das die Postmoderne postmodernisiert.
Familiensinn oder Traditionsbewusstsein spielen keine Rolle mehr, es geht nur noch um das gerade laufende Projekt. Wer dabei mit wem zusammenarbeitet, ist nebensächlich und auf keinen Fall ist es von langer Dauer. Der Mafiaboss wird vom Department gejagt, ist aber gleichzeitig ein Spitzel für das FBI, das auf die nächsthöhere Ebene der (internationalen) organisierten Kriminalität abzielt. Dabei beschäftigt der Boss Spitzel im Department, welches aber auch einen Spitzel in seiner Organisation hat, die wiederum von den FBI-Spitzeln in der Organisation nicht wissen usw.
Dass dabei die Menschen auf der Strecke bleiben, erinnert sehr an David Simons Serie „The wire“, die uns auf erschreckende Weise die Übermacht der großen Organisationen demonstriert hat. „The departed“ vermittelt den Anschein, dass selbst Organisationen bei Bedarf auf der Strecke bleiben können, sofern es dem aktuellen Zweck (Projekt) dienlich ist.
Spektakulär sind dabei vor allem die Schauspielerleistungen. Di Caprio ist unglaublich, aber auch Nicholson und Wahlberg stehen ihm in nichts nach. Selbst Martin Sheen, Alec Baldwin und Matt Damon, die alle nicht gerade für überschäumendes Overacting bekannt sind, wirken ausgesprochen lebhaft und vielschichtig. Überhaupt lebt der Film von den großartigen Darstellern, die den Zuschauer komplett vergessen lassen, dass die Story vergleichsweise banal ist (was dem Film aber gut tut!). Wunderbar anzuschauen, wie Damon und Di Caprio ein ausgesprochen „männliches“ Telefonat führen, bei dem kein Wort gesprochen wird, wie Di Caprio sich der Psychologin offenbart und Nicholson immer wieder philosophisch wird, während – bildhaft gesprochen - um ihn herum das Blut zu spritzen scheint und Bomben explodieren. Matt Damon hat zu Beginn großartige Dialogszenen mit der Psychologin des Departments, die sich leider im Laufe des Films verlieren.
Überhaupt verdienen die Dialoge des Films eine gesonderte Erwähnung: Das ist ganz großes Drehbuch-Kino, der Film braucht sich diesbezüglich nicht hinter „Pulp Fiction“ zu verstecken. Die größte Szene ist für mich die Präsentation von Staff Sergeant Dignam vor den Newcomern des Departments. Auch wenn die deutsche Übersetzung hier etwas lahm ist, so ist selbst diese Fassung noch ein Hochgenuss: "Leider hat dieses Scheisshaus mehr Lecks als die irakische Marine." - "Ficken Sie sich doch selbst." - "Hab gerade erst ihre Frau gefickt." - "Wie geht's ihrer Mutter?" - "Gut, hat gerade meinen Vater gefickt."
Dies mag nicht jedermanns Geschmack sein, ich finde aber genau diese Dialoge machen den Film zu jenem, der den Mafiafilm revolutioniert und ins nächste Jahrhundert geführt hat. In ähnlicher Weise wie es „New Jack City“ in den 80er Jahren für den Schwarzen-Ghetto-Film getan hat, bringt „The departed“ eine vollkommen neue Erzählweise in das Genre: Rhythmisch abgehakt, voller Intensität und ohne Achtung für die geltenden moralische Grenzen. Insofern könnte man sagen: „The departed“ ist die Rap-Version des „Paten“, und diese Version ist großartig gelungen.
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