Sonntag, 4. März 2012
Die 100 besten Filme – 25. Die zwei Türme
marla s, 10:22h
Der zweite Teil einer Trilogie ist in der Regel der undankbarste. Zuschauer haben zu diesem Zeitpunkt schon recht konkrete Erwartungen, mit denen man umgehen muss. Dennoch muss man sich Vieles für den letzten Teil aufsparen. Vor allem aber hat man damit zu kämpfen, dass man eine Geschichte zu erzählen hat, die ohne Anfang und Ende auskommen muss.
Diese Aufgabe hat das Team um Peter Jackson in „Die zwei Türme“ hervorragend gelöst. Es handelt sich zweifellos um den besten 2. Teil der Welt – was nicht heißt, dass man dem Film nicht dennoch die oben erwähnten Probleme anmerkt. Immerhin gilt es, die unterschiedlichen Wege, welche die Gefährten nehmen, weiter zu spinnen und ganz nebenbei auch noch das Volk von Rohan, Gollum und Baumbart einzuführen. Und schließlich muss auch noch der Übergang zum dritten Teil vorbereitet werden, in dem die Menschen von Gondor anhand Faramirs vorgestellt werden. Tolkien hat die damit verbundenen erzählerischen Probleme für damalige Zeiten höchst unorthodox gelöst, indem er die Handlungen in separate Bücher verfrachtete und dafür einen Verlust der chronologischen Abfolge in Kauf nahm. Der Film geht einen anderen Weg, was hohe Ansprüche an den Schnitt und die Merkfähigkeit des Zuschauers stellt.
Mitunter leidet der Film dann auch sehr unter der aufzuspannenden Komplexität. Auch einer der besten Schnitte aller Zeiten kann nicht verhindern, dass Zuschauer, die keine Tolkien-Fans sind, ab und an durcheinander kommen müssen. Ist man aber geneigt, ein gelegentliches Chaos hinzunehmen, findet man die gewohnte Qualität der Filme vor: Szenebild, Musik, Schnitte, Specialeffects, Kostüme und Kulissen sind ebenso außergewöhnlich wie wiederum einige der Darstellungen: Aragorn wächst allmählich in die Rolle des zukünftigen Königs hinein, Gimli „lebt das Zwergendasein“ und sorgt für viele komische Momente, Faramir bringt eine völlig neue Seite in die Trilogie, in dem er das bescheidene Heldentum, welches Aragorn zu Schau trägt, noch potenziert. (Dass er die Hobbits Frodo und Sam im Gegensatz zur Romanvorlage mit nach Osgiliath schleift, ist aus meiner Sicht das größte Verbrechen, welches die Filmemacher in der Trilogie begangen haben.) Und natürlich bietet Gandalf uns das gewohnte, mit mürrischen Sticheleien garnierte, wohlige Sicherheitsgefühl.
Der Höhepunkt des Films ist die Schlacht um Helms Klamm, die bereits erahnen lässt, welche Action man auf den Pelennorfeldern im dritten Teil erwarten darf. Hin und wieder ist kritisiert worden, dass die Filmmacher hier die Elben aufmarschieren und an der Seite der Menschen in eine letzte Schlacht ziehen ließen. Diese Kritik ist zweifellos berechtigt, denn sofern man Tolkiens Gesamtwerk berücksichtigt wird mehr als deutlich, dass der Ringkrieg voll von Symbolen für den Aufstieg der Menschen und den gleichzeitigen Rückzug der Elben aus Mittelerde ist. Die Schlacht um Helms Klamm ist definitiv keine der sich aus Mittelerde verabschiedenden Elben. Andererseits muss man schon froh sein, dass die Macher nicht auch noch Arwen nach Helms Klamm geholt haben (dies stand mal einige Wochen zur Debatte).
Nichtsdestotrotz ist es dann aber irgendwie doch tief bewegend, wenn die Elben aufmarschieren und Haldir dem König von Rohan erklärt, dass man das am Ende des zweiten Zeitalters geschlossene Bündnis erneuern will und es die Elben mit Freude erfüllt, „wieder mit den Menschen in die Schlacht zu ziehen.“ Zur weiteren Verteidigung sei angeführt, dass die Romanvorlage uns weismachen will, dass ca. 300 Rohirrim die Zehntausend Uruk-Hai des Saruman tagelang in Schach halten konnten. Die elbischen Unterstützung macht das Ganze also auch etwas glaubhafter.
Das Beeindruckendste am Film ist zweifellos Gollum. Was das Specialeffect-Team in Zusammenarbeit mit dem großartigen Akteur Andy Serkis hier erarbeitet hat, ist auch zehn Jahre später nicht einmal ansatzweise erreicht. Auch wenn seither in Filmen wie King Kong oder dem Planet-der-Affen-Prequel beeindruckende Charaktere mit ebenso unglaublichen Regungen und einer beinahe schon allzu menschlichen Mimik geschaffen wurden, so erwärmen die unser Herz nicht mal ansatzweise so wie Gollum. Das Augenspiel, die Bewegungen und vor allem Stimme (Serkis) und Mimik (wieder Serkis in Zusammenarbeit mit Motion Cap) sind realistischer, als man es sich beim Lesen der Bücher je erträumen konnte. Und so ist es in meinen Augen auch die beste Szene im gesamten Film, als Gollum und sein früheres Ich Smeagol in ein schizoides Wortgefecht miteinander eintreten, welches Smeagol mit den Worten: „Verschwinde und komm nie wieder!“ gewinnt.
Erwähnt werden muss auch noch die ausgezeichnete Präsentation des Volkes von Rohan. Die Macher haben die Intention des Linguisten Tolkien, dieses Volk irgendwo zwischen angelsächsischer und normannischer Tradition anzusiedeln, mehr als ernst genommen und dies hinsichtlich Kulisse, Kostümen, Bauweise, Musik, Moral – ja sogar im Hinblick auf die Sprache! – berücksichtigt.
Und natürlich muss auch Baumbart erwähnt werden, ein Wesen, das es sich herausnehmen kann, den Jahrtausende alten Gandalf „junger Meister“ zu nennen und dem passenderweise einige von Tom Bombadils Textzeilen in den Mund gelegt worden sind. Auch er und die übrigen Ents sind perfekt dargestellt worden, wenngleich die Schlacht um Isengart einige – gemessen am Niveau der Trilogie: ungewöhnliche – Schwächen bei den Effekten aufzeigt.
Resümieren kann man, dass der Film das Niveau der beiden anderen absolut hält und kaum echte Schwächen aufweist. Er ist nur leider das „Kind in der Mitte“, welches nicht Aufmerksamkeit des Jüngsten und auch nicht die Freiheiten des Ältesten genießt.
Diese Aufgabe hat das Team um Peter Jackson in „Die zwei Türme“ hervorragend gelöst. Es handelt sich zweifellos um den besten 2. Teil der Welt – was nicht heißt, dass man dem Film nicht dennoch die oben erwähnten Probleme anmerkt. Immerhin gilt es, die unterschiedlichen Wege, welche die Gefährten nehmen, weiter zu spinnen und ganz nebenbei auch noch das Volk von Rohan, Gollum und Baumbart einzuführen. Und schließlich muss auch noch der Übergang zum dritten Teil vorbereitet werden, in dem die Menschen von Gondor anhand Faramirs vorgestellt werden. Tolkien hat die damit verbundenen erzählerischen Probleme für damalige Zeiten höchst unorthodox gelöst, indem er die Handlungen in separate Bücher verfrachtete und dafür einen Verlust der chronologischen Abfolge in Kauf nahm. Der Film geht einen anderen Weg, was hohe Ansprüche an den Schnitt und die Merkfähigkeit des Zuschauers stellt.
Mitunter leidet der Film dann auch sehr unter der aufzuspannenden Komplexität. Auch einer der besten Schnitte aller Zeiten kann nicht verhindern, dass Zuschauer, die keine Tolkien-Fans sind, ab und an durcheinander kommen müssen. Ist man aber geneigt, ein gelegentliches Chaos hinzunehmen, findet man die gewohnte Qualität der Filme vor: Szenebild, Musik, Schnitte, Specialeffects, Kostüme und Kulissen sind ebenso außergewöhnlich wie wiederum einige der Darstellungen: Aragorn wächst allmählich in die Rolle des zukünftigen Königs hinein, Gimli „lebt das Zwergendasein“ und sorgt für viele komische Momente, Faramir bringt eine völlig neue Seite in die Trilogie, in dem er das bescheidene Heldentum, welches Aragorn zu Schau trägt, noch potenziert. (Dass er die Hobbits Frodo und Sam im Gegensatz zur Romanvorlage mit nach Osgiliath schleift, ist aus meiner Sicht das größte Verbrechen, welches die Filmemacher in der Trilogie begangen haben.) Und natürlich bietet Gandalf uns das gewohnte, mit mürrischen Sticheleien garnierte, wohlige Sicherheitsgefühl.
Der Höhepunkt des Films ist die Schlacht um Helms Klamm, die bereits erahnen lässt, welche Action man auf den Pelennorfeldern im dritten Teil erwarten darf. Hin und wieder ist kritisiert worden, dass die Filmmacher hier die Elben aufmarschieren und an der Seite der Menschen in eine letzte Schlacht ziehen ließen. Diese Kritik ist zweifellos berechtigt, denn sofern man Tolkiens Gesamtwerk berücksichtigt wird mehr als deutlich, dass der Ringkrieg voll von Symbolen für den Aufstieg der Menschen und den gleichzeitigen Rückzug der Elben aus Mittelerde ist. Die Schlacht um Helms Klamm ist definitiv keine der sich aus Mittelerde verabschiedenden Elben. Andererseits muss man schon froh sein, dass die Macher nicht auch noch Arwen nach Helms Klamm geholt haben (dies stand mal einige Wochen zur Debatte).
Nichtsdestotrotz ist es dann aber irgendwie doch tief bewegend, wenn die Elben aufmarschieren und Haldir dem König von Rohan erklärt, dass man das am Ende des zweiten Zeitalters geschlossene Bündnis erneuern will und es die Elben mit Freude erfüllt, „wieder mit den Menschen in die Schlacht zu ziehen.“ Zur weiteren Verteidigung sei angeführt, dass die Romanvorlage uns weismachen will, dass ca. 300 Rohirrim die Zehntausend Uruk-Hai des Saruman tagelang in Schach halten konnten. Die elbischen Unterstützung macht das Ganze also auch etwas glaubhafter.
Das Beeindruckendste am Film ist zweifellos Gollum. Was das Specialeffect-Team in Zusammenarbeit mit dem großartigen Akteur Andy Serkis hier erarbeitet hat, ist auch zehn Jahre später nicht einmal ansatzweise erreicht. Auch wenn seither in Filmen wie King Kong oder dem Planet-der-Affen-Prequel beeindruckende Charaktere mit ebenso unglaublichen Regungen und einer beinahe schon allzu menschlichen Mimik geschaffen wurden, so erwärmen die unser Herz nicht mal ansatzweise so wie Gollum. Das Augenspiel, die Bewegungen und vor allem Stimme (Serkis) und Mimik (wieder Serkis in Zusammenarbeit mit Motion Cap) sind realistischer, als man es sich beim Lesen der Bücher je erträumen konnte. Und so ist es in meinen Augen auch die beste Szene im gesamten Film, als Gollum und sein früheres Ich Smeagol in ein schizoides Wortgefecht miteinander eintreten, welches Smeagol mit den Worten: „Verschwinde und komm nie wieder!“ gewinnt.
Erwähnt werden muss auch noch die ausgezeichnete Präsentation des Volkes von Rohan. Die Macher haben die Intention des Linguisten Tolkien, dieses Volk irgendwo zwischen angelsächsischer und normannischer Tradition anzusiedeln, mehr als ernst genommen und dies hinsichtlich Kulisse, Kostümen, Bauweise, Musik, Moral – ja sogar im Hinblick auf die Sprache! – berücksichtigt.
Und natürlich muss auch Baumbart erwähnt werden, ein Wesen, das es sich herausnehmen kann, den Jahrtausende alten Gandalf „junger Meister“ zu nennen und dem passenderweise einige von Tom Bombadils Textzeilen in den Mund gelegt worden sind. Auch er und die übrigen Ents sind perfekt dargestellt worden, wenngleich die Schlacht um Isengart einige – gemessen am Niveau der Trilogie: ungewöhnliche – Schwächen bei den Effekten aufzeigt.
Resümieren kann man, dass der Film das Niveau der beiden anderen absolut hält und kaum echte Schwächen aufweist. Er ist nur leider das „Kind in der Mitte“, welches nicht Aufmerksamkeit des Jüngsten und auch nicht die Freiheiten des Ältesten genießt.
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