Montag, 6. Februar 2012
Die 100 besten Filme – 19. The social network
marla s, 19:13h
Die 90er haben das Dialogkino im Anschuss an Pulp Fiction und die vielen Nachahmer auf eine neue Ebene gehievt. Nie zuvor war eine solche Begeisterung für reines „Dialogisieren“ zu beobachten. Tarantino und Co. haben den Zuschauer ganz tief hineinblicken lassen in die gesprochenen Sätze. Nicht mehr die Inhalte standen im Mittelpunkt sondern das „Mitten im Inhalt sein“.
Allerdings muss man auch resümieren, dass diese Art der Dialoglastigkeit nicht in alle Filme passte. Schwermütige Dramen z. B. mussten sich weiterhin mit ebenso schwermütigen Dialogen begnügen, Versuche, dies zu ändern (ich denke da z. B. an „Eiskalte Engel“), konnten nicht das Niveau der „leichten Dialogfilme“ erreichen. „Social Network“ zeigt nun, wie man das macht.
Wie jeder Fincher-Film ist dieser mit einer beinahe beängstigenden Präzision gedreht und verarbeitet worden. Anders als z. B. bei „Benjamin Button“ führt dies hier jedoch nicht zu einer unnötigen Schwere und Steifheit der Erzählung sondern stellt einen perfekten Kontrast zum frischen, leichten Spiel der Hauptdarsteller dar. Und so finden wir uns zwar in typisch düster ausgeleuchteten und schwermütig geschriebenen Dialogszenen wieder, werden aber immer wieder erstaunt, wie leicht und unaufdringlich das Ganze dann wirkt. Dem entsprechend wird uns die Moral des Films (die im Übrigen ungemein komplex ist) nicht aufgezwungen sondern facettenreich angeboten.
Deutlich wird dies bereits in der ersten Szene, in der Mark und seine Freundin sich ein ausgesprochen vielschichtiges, aber wegen der freudigen Darstellung ausgesprochen leicht verdauliches Rededuell liefern. Dramaturgisch korrekt gewinnt Mark dieses und so erleben wir ein ebenso leicht verdauliches Schlussmachen, welches dann der Katalysator für die weitere Handlung wird.
Man mag kritisieren, dass der Film den Bezug auf diese Ex-Beziehung der Dramaturgie zuliebe überstrapaziert, aber dem Stil dieses Blogs folgend wollen wir uns wiederum nicht um Realitätstreue scheren. Für die Handlung ist dieser fortwährende Bezug jedenfalls Gold wert.
Apropos Gold: Der größte Teil des Films beschäftigt sich mit den Klagen, die der Hauptakteur seitens vermeintlicher Geschäftspartner abzuwehren hat. Aus den damit verbundenen Szenen am Verhandlungstisch heraus wird die Entstehungsgeschichte von Facebook und noch vieles mehr erzählt. Dass diese Geschichte nicht sonderlich spektakulär ist, wurde vom Regisseur offensichtlich erkannt und berücksichtigt. Fincher versucht also gar nicht erst, uns eine großartige Story vorzugaukeln.
Stattdessen führt er uns durch unglaublich intensive Gespräche, perfekte Dialogzeilen und einen Humor, der an Subtilität kaum zu überbieten ist. Schon nach 10 Minuten ist dem Zuschauer die eigentliche Geschichte egal, man lehnt sich zurück und genießt das Aufeinandertreffen der Akteure, die sich in immer neuen Kombinationen und zu immer neuen Themen duellieren.
Wie bereits erwähnt wirkt das Ganze nur deshalb nicht zu schwermütig, weil die Riege der Darsteller so frisch und gekonnt lässig agiert und damit perfekt orthogonal zu Finchers Regie verläuft. Besonders hervorzuheben ist natürlich Jesse Eisenberg (Das hätte einen Oskar verdient gehabt!), aber auch Garfield, Hammer und Timberlake machen großen Spaß.
Unbedingt erwähnt werden muss die Musik des Films: Mithilfe einer Wundermaschine wurden hier Sounds erzeugt und zu Tonreihen verschmolzen, die sehr an die düsteren Dramen der 70er Jahre erinnern. Nur leider war damals die Technik nicht gut genug, um die Musik entsprechend genießen zu können. Und so bekommt man schon mal Ohrenschmerzen, wenn man bei „Rocky“ oder „Die 3 Tage des Condor“ die Lautstärke zu weit aufgedreht hat. Glücklicherweise ist die Technik inzwischen gut genug, um solcherlei Melodien ansprechend präsentieren zu können. Dies veranschaulicht „Social Network“ eindrucksvoll.
Der Film ist sicher nix für handlungsfixierte und actionbegeisterte Zuschauer, dafür passiert einfach zu wenig. Wer sich jedoch für perfekt inszenierte und gespielte Dialoge begeistern kann, wird ihn zu seinen Lieblingsfilmen zählen. Und ganz nebenbei lässt das Drama uns auch kulturkritisch und vielleicht sogar etwas gesellschaftstheoretisch nachdenken.
Allerdings muss man auch resümieren, dass diese Art der Dialoglastigkeit nicht in alle Filme passte. Schwermütige Dramen z. B. mussten sich weiterhin mit ebenso schwermütigen Dialogen begnügen, Versuche, dies zu ändern (ich denke da z. B. an „Eiskalte Engel“), konnten nicht das Niveau der „leichten Dialogfilme“ erreichen. „Social Network“ zeigt nun, wie man das macht.
Wie jeder Fincher-Film ist dieser mit einer beinahe beängstigenden Präzision gedreht und verarbeitet worden. Anders als z. B. bei „Benjamin Button“ führt dies hier jedoch nicht zu einer unnötigen Schwere und Steifheit der Erzählung sondern stellt einen perfekten Kontrast zum frischen, leichten Spiel der Hauptdarsteller dar. Und so finden wir uns zwar in typisch düster ausgeleuchteten und schwermütig geschriebenen Dialogszenen wieder, werden aber immer wieder erstaunt, wie leicht und unaufdringlich das Ganze dann wirkt. Dem entsprechend wird uns die Moral des Films (die im Übrigen ungemein komplex ist) nicht aufgezwungen sondern facettenreich angeboten.
Deutlich wird dies bereits in der ersten Szene, in der Mark und seine Freundin sich ein ausgesprochen vielschichtiges, aber wegen der freudigen Darstellung ausgesprochen leicht verdauliches Rededuell liefern. Dramaturgisch korrekt gewinnt Mark dieses und so erleben wir ein ebenso leicht verdauliches Schlussmachen, welches dann der Katalysator für die weitere Handlung wird.
Man mag kritisieren, dass der Film den Bezug auf diese Ex-Beziehung der Dramaturgie zuliebe überstrapaziert, aber dem Stil dieses Blogs folgend wollen wir uns wiederum nicht um Realitätstreue scheren. Für die Handlung ist dieser fortwährende Bezug jedenfalls Gold wert.
Apropos Gold: Der größte Teil des Films beschäftigt sich mit den Klagen, die der Hauptakteur seitens vermeintlicher Geschäftspartner abzuwehren hat. Aus den damit verbundenen Szenen am Verhandlungstisch heraus wird die Entstehungsgeschichte von Facebook und noch vieles mehr erzählt. Dass diese Geschichte nicht sonderlich spektakulär ist, wurde vom Regisseur offensichtlich erkannt und berücksichtigt. Fincher versucht also gar nicht erst, uns eine großartige Story vorzugaukeln.
Stattdessen führt er uns durch unglaublich intensive Gespräche, perfekte Dialogzeilen und einen Humor, der an Subtilität kaum zu überbieten ist. Schon nach 10 Minuten ist dem Zuschauer die eigentliche Geschichte egal, man lehnt sich zurück und genießt das Aufeinandertreffen der Akteure, die sich in immer neuen Kombinationen und zu immer neuen Themen duellieren.
Wie bereits erwähnt wirkt das Ganze nur deshalb nicht zu schwermütig, weil die Riege der Darsteller so frisch und gekonnt lässig agiert und damit perfekt orthogonal zu Finchers Regie verläuft. Besonders hervorzuheben ist natürlich Jesse Eisenberg (Das hätte einen Oskar verdient gehabt!), aber auch Garfield, Hammer und Timberlake machen großen Spaß.
Unbedingt erwähnt werden muss die Musik des Films: Mithilfe einer Wundermaschine wurden hier Sounds erzeugt und zu Tonreihen verschmolzen, die sehr an die düsteren Dramen der 70er Jahre erinnern. Nur leider war damals die Technik nicht gut genug, um die Musik entsprechend genießen zu können. Und so bekommt man schon mal Ohrenschmerzen, wenn man bei „Rocky“ oder „Die 3 Tage des Condor“ die Lautstärke zu weit aufgedreht hat. Glücklicherweise ist die Technik inzwischen gut genug, um solcherlei Melodien ansprechend präsentieren zu können. Dies veranschaulicht „Social Network“ eindrucksvoll.
Der Film ist sicher nix für handlungsfixierte und actionbegeisterte Zuschauer, dafür passiert einfach zu wenig. Wer sich jedoch für perfekt inszenierte und gespielte Dialoge begeistern kann, wird ihn zu seinen Lieblingsfilmen zählen. Und ganz nebenbei lässt das Drama uns auch kulturkritisch und vielleicht sogar etwas gesellschaftstheoretisch nachdenken.
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