Montag, 16. Januar 2012
Die 100 besten Filme - 12. Die Rückkehr des Königs
Ich beginne mit dem großen Schwachpunkt des Films und zitiere Jack Nicholson, der laut Elijah Wood folgendes über die Rückkehr des Königs gesagt haben soll: "Too many endings, man!" Denn mit der Zerstörung des Ringes in einer Kluft des Schicksalsberges beginnt ein filmischer Abstieg sondergleichen. Das gilt natürlich wiederum nicht für Szenenbild, Kostüme und so weiter - diesbezüglich behält der Film das gewohnte Niveau bei - aber dramaturgisch und drehbuchmäßig hat man sich hier im selbst geschaffenen Monster verloren. Während man fast 12 Stunden lang sehr gut damit gefahren war, sich so nah wie möglich an Tolkiens Romanvorlage zu halten, so wäre man für die letzten 20 Minuten wesentlich besser damit gefahren abzuweichen oder wegzulassen (oder ähnlich ausführlich vorzugehen wie Tolkien, was aber natürlich im Film nicht machbar gewesen wäre).

Die "Unverfilmbarkeit", welche Tolkien seinen Büchern einst bescheinigte, zeigt sich hier deutlich und das trotz aller technischen Raffinessen des modernen Films. Während der Autor sich im Buch weit über hundert Seiten für seinen vielen Enden nimmt und damit dennoch stellenweise zu knapp bleibt (aus der Sicht eines Mittelerde-Fans), dachte sich das Team um Peter Jackson, man könne die Höhepunkte einen nach dem anderen andeuten und dann weiter gehen. Das ist unter den gegebenen Umständen vielleicht immer noch die beste Lösung (man musste ja alle Handlungsstränge zu Ende bringen), aber eine gute ist es nicht. Und so hetzt der Zuschauer vom Schicksalsberg zum Wiedersehen der Gefährten, springt dann sogleich zu Aragorns Krönung, von dort gehts nach 2 Minuten ab ins Auenland und schließlich erreicht man erschöpft aber glücklich die grauen Anfuhrten, nur um festzustellen, dass man Sam noch einmal ins Auenland folgen muss, um den letzten Satz des Buches auch im Film zu hören.

Aber genug der Kritik an einem der besten Filme aller Zeiten. Wie erwähnt bekommt der Zuschauer das gewohnte Niveau der Vorgänger-Filme und das gilt sowohl hinsichtlich des Spiels, z. B. von Ian Mc Kellen oder Viggo Mortensen, als auch für Specialeffects, Bilder, Drehbuch, Regie und natürlich Howard Shores Musik, die sich im dritten Teil zum drittbesten Soundtrack der Geschichte (nach Zwei glorreiche Halunken und Inception) aufschwingt. Immer wieder integriert er dabei an passender Stelle die Themen aus den beiden Vorgängerfilmen und weckt so geschickt Assoziationen, die dem Zuschauer das Verständnis erleichtern.

Der Dreh- und Angelpunkt des Films ist natürlich die Schlachtszene auf den Pelennor-Feldern. Etwas Vergleichbares gibt es meines Erachtens nicht, das ist das gewaltigste an Action, was ich je sehen durfte. Die Effekte sind unsichtbar und damit dermaßen realistisch, dass man sich als Zuschauer immer wieder inmitten des Feldes wähnt und Angst bekommt, von einem Murmakil zertreten zu werden. Großartig, wie die Armee der Untoten eingreift, noch großartiger, wie Eowen gegen den Fürst der Nazgul oder Legolas gegen das Riesenmammut kämpfen und am großartigsten, wie Rohan auf dem Schlachtfeld erscheint.

Natürlich könnte man noch kritisieren, dass nicht alle Schauspielerleistungen gut sind oder dass das Vater-Sohn-Thema der Truchsesse von Gondor übertrieben wird. Aber ehrlich gesagt wird das überdeckt von all den Superlativen, die der Film aufdrängt. Die Rückkehr des Königs ist auch beim zehnten Anschauen noch großes Kino und wir Tolkienfans warten schon ungeduldig auf die Verfilmungen des Hobbits.

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