Donnerstag, 5. Januar 2012
Die 100 besten Filme - 7. Die Gefährten
Ich gehöre zu Denjenigen, welche die "Der Herr der Ringe"-Bücher in der späten Kindheit erstmalig gelesen haben, dies dann beinahe jährlich wiederholten und sich zunehmend eine angemessene Verfilmung wünschten. Sicher, es gab da diesen Trickfilm, aber, ganz abgesehen davon, dass dieser in Helms Klamm endete, wurde er diesem Anspruch nicht einmal im Ansatz gerecht. Und so galt es zu warten und zu hoffen, ob sich mal Jemand an diesen "unverfilmbaren" Stoff heranwagen würde.

Gegen Ende der 90er wurden dann allmählich Gerüchte laut. Nein, es ging dabei nicht um einen Schatten im Osten, es hieß vielmehr, dass sich jenseits des großen Meeres tatsächlich ein Studio und eine Gruppe um einen mutigen und Tolkien-verrückten Regisseur an den Stoff gewagt hätten. Dass es sich um ein Wagnis handeln musste, war uns allen klar, denn man konnte zum einen nicht wissen, wieviele Besucher man neben den Hardlinern für die Materie würde begeistern können und zum anderen würde eine einigermaßen adäquate Verfilmung unglaublich teuer werden.

Nun kann man ja über Hollywood sagen, was man will, man kann den Glamour verabscheuen, den Mainstream, die Fixiertheit auf Einspielergebnisse. Aber eine derart großartige Verfilmung der Bücher wäre ohne Hollywood undenkbar gewesen. Und großartig ist sie allemal: Was für ein Szenenbild, was für unglaubliche Effekte, was für eine Musik und Soundeffekte. Und auch schauspielerisch wird uns einiges geboten: Das Wechselspiel der beiden Ians in Beutelsend, ein majestätisch-theatralischer Hugo Weaving; Viggo Mortensen und Cate Blanchett sind ebenfalls ausgezeichnet.

Die Seele des Films liegt aber jenseits dieser tradionellen Beurteilungskategorien. Es ist ein Film, an den man sein Herz verlieren kann, der uns eintauchen lässt in die Märchenwelt unserer Kindheit und das tut er bunter, schillernder und gewaltiger als es unsere Träume je konnten.

Natürlich kann man kritikwürdige Aspekte finden: Manche Schauspieler-Leistungen lassen zu wünschen übrig, die Handlung wirkt an einigen Stellen (für nicht Tolkienfans) zu langatmig oder (für Tolkienfans) zu schnell abgeschnitten. Mir persönlich ist die Orientierung an der Ring-Geschichte zu streng: Zu viele Nebenhandlungen, die das Buch so einzigartig machen, weil es eben nicht wie der typische Roman geschrieben worden ist sondern der Verfasser zu Beginn selbst noch nicht wusste, wo ihn die Reise hintragen würde, sind ausgelassen worden. Ich vermisse z. B. viele Bruchtalgespräche und -reden, die Wölfe und natürlich Tom Bombadil und seine Goldbeere!

Aber all das zu integrieren, hätte natürlich den verfilmbaren Rahmen gesprengt und so sind wir Fans zufrieden und freuen uns auf die Verfilmungen des "Hobbits".

Warum der erste Teil der Trilogie in meinen Augen besser als die beiden anderen ist, hängt stark mit der Romanvorlage zusammen: Die Geschichte entwickelt sich dort äußerst schleppend und unvorhersehbar, was die erste Hälfte des ersten Buches einzigartig macht und beim Lesen jede Menge Wohlgefühl erzeugt. Man taucht quasi ein in die beschauliche, sichere Welt des Auenlandes, darf für kurze Zeit zu Gast sein und verdrängt die aufsteigende Gewissheit, dass es mit der Idylle bald ein Ende haben wird.

Irgendwie atmet "Die Gefährten", trotz der Gradlinigkeit, die die Filmemacher in die Geschichte gebracht haben, noch immer diesen Spirit des Buches. Man spürt den Frieden, die Sicherheit, das Gute, und zwar nicht nur im Auenland sondern auch in Bruchtal, in Lothlorien und kurzzeitig sogar in Moria (neben den Pelennorfields im dritten Teil die großartigste Szene der Trilogie). Das ist sicher beabsichtigt und macht diesen Film für mich zum besten der Drei.

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