Dienstag, 3. Januar 2012
Die 100 besten Filme - 6. The dark Knight
Lange Zeit hielt ich "Matrix" für den größten Actionfilm. "The dark Knight" kaufte ihm diesen Rang schon in den ersten 10 Minuten ab. Was für ein furioser Auftakt! Was für Bilder! Was für präzise Schnitte, was für perfekt getimte Dialoge und was für ein Feuerwerk (obwohl nur vergleichsweise wenig geschossen wurde)! Und schließlich der erste Auftritt des Jokers: "Ich glaube, alles, was einen nicht umbringt, macht einen irgendwie ...komischer." Und diese Komik zieht sich durch den gesamten Film. Schräg, non-chalant und doch ganz wunderbar böse (man denke nur an den Stift-verschwindet-Trick) .

An dieser Stelle soll nicht ein weiterer Erguss über das ausgezeichnete Spiel von Heath Ledger erfolgen. Das mag man inzwischen kaum noch hören und wird dabei immer das Gefühl nicht los, dass sein bald nach Dreh-Ende erfolgtes Ableben die Lobpreisungen, zumindest teilweise, speist. Nur so viel: Für mich ist diese Jokerinterpretation die beste Nebendarstellung aller Zeiten, besser noch als Hans Landa oder als Hannibal Lecter.

Die übrigen Darsteller bieten gewohnte Nolan-Klasse: Ein großartiger Michael Caine, ein herrlich zurückhaltend-überlegener Christian Bale und ein noch vorsichtigerer Gary Oldman, der wie im Vorgänger "Batman begins" Gothams gute Seele verkörpert. Eine echter Fortschritt ist Maggie Gyllenhaal, die Rachel deutlich mehr Leben einzuhauchen vermag als ihre Vorgängerin. Morgan Freeman lobend zu erwähnen, sollte unnötig sein.

Actionmäßig war das Ganze im Jahre 2008 eine eigene Liga und wurde aus meiner Sicht erst von Inception eingeholt. Wirklich bemerkenswert jedoch ist wieder einmal, wie viel Tiefe Nolan seinen Figuren einzuhauchen vermag. Selbst die kleinsten Rollen (z. B. Lucius Fox) werden als echte Menschen dargestellt, haben Charakter, sind unsicher, entwickeln sich im Laufe des Films. Damit erhalten die Filme eine Dynamik, welche die eigentliche Handlung fast in den Hintergrund drängt. Wie weit entfernt sind wir damit von den stupiden Comicverfilmungen der 90er, dem simplen Heldentum und den platten Geschichten!

Der Soundtrack ist gewohnt kräftig, die Schnitte sind exzellent, die Dialoge für das Actiongenre überirdisch und das Szenenbild ist ein Genuß. Der Film schreit ganz laut: Batman ist kein Comic mehr, Gotham ist in vielerlei Hinsicht sogar realer als Washington D. C.

Was den Film besser macht als seinen Vorgänger "Batman begins", der in vielerlei anderer Hinsicht punkten kann, ist eine Kleinigkeit mehr harter Action, mehr Glamour und natürlich: Der Joker. Dieser hat seinen stärksten Moment in einer der großartigsten Szenen, die ich je gesehen habe: Im Verhörzimmer des Police Dept. findet eine "Helden-Umkehr" statt, wird Batman zum Vorlagengeber für die tiefgreifende Lebensphilosophie des vermeintlichen Freaks, der ihm ganz deutlich aufzeigt, wie sehr sich Held und Antiheld gleichen. So sehr nämlich, dass auch der Zuschauer hiernach nicht mehr sicher ist, wer denn hier gewinnen soll und ob das überhaupt eine Rolle spielt.

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