Dienstag, 3. Januar 2012
Die 100 besten Filme - 5. Das Fenster zum Hof
Inzwischen ist der Plot mehrfach neu verfilmt worden. Ich beziehe mich selbstverständlich auf das Hitchcocksche Original aus den 50ern. Auch wenn ich keine Schwäche für Filme hätte, die sich in den Kleinigkeiten des Alltags verlieren und diese dabei zu den eigentlichen "Großigkeiten" stilisieren, wäre dieser Film immer noch einer meiner liebsten. Man möchte sich geradezu verlieren im Tanz, den die Darsteller dialogisch miteinander tanzen. Das Ganze erinnert mehr als einmal ans Theater und das ist hier nicht nur passend sondern macht die Genialität des Films geradezu aus.

James Stewart ist als Darsteller viel herunter geputzt worden und erfreut sich auch heute noch einer großen Anti-Fangemeinde. Ich kann nur sagen, in "Cocktail für eine Leiche" und "Das Fenster zum Hof" finde ich ihn großartig. Natürlich kann er nicht mithalten mit Thelma Ritter, die ihn als Krankenschwester liebevoll nervtötend umsorgt und ganz nebenbei selbst der Versuchung erliegt, sensationslüstern die Nachbarschaft zu beobachten.

Und natürlich kann es James Stewart nicht aufnehmen mit Grace Kelly, die, der aufgehenden Sonne gleich, erst nach einigen Minuten im Film auftaucht, ihn zum Strahlen bringt und bis zum Ende nicht mehr untergeht. Nicht nur, dass sie hier die schönste Frau ist, die je einen Film geziert hat (okay, das ist Geschmackssache), nein, ihr Spiel ist absolut außergewöhnlich und kommt ohne jegliches Overacting aus, dass Theater-nahe Filme oft kennzeichnet und James Stewart ein ums andere mal unterläuft.

Die größte Szene des Films ist somit - naheliegend, ich weiß - das erste Auftauchen von Grace Kelly. Das Unterstatement, mit dem sie durch die ersten Minuten schwebt, macht diesen Auftritt nur noch strahlender.

In belustigender Weise auffällig ist am Film noch, mit welcher Selbstverständlichkeit dort zu jeder Tages- und Nachtzeit Cognac offeriert und getrunken wird. Irgendwann fragte ich mich, ob dies tatsächlich jeden Tag so läuft. Dann würde zumindest James Stewart bzw. Jefferies locker die WHO-Kriterien für eine manifeste Alkoholabhängigkeit erfüllen. Aber diese Kriterien gab es damals wahrscheinlich noch gar nicht. Hach, die 50er müssen eine schöne Zeit gewesen sein...

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